Floridas „Jurassic Park Experiment“: 750 Millionen genmanipulierte Mücken sollen freigesetzt werden

Um durch Insekten übertragene Viren wie Zika, Dengue-Fieber und Malaria zu bekämpfen, sollen gentechnisch veränderte Moskitos in den Florida Keys freigesetzt werden. Die Einwohner wehren sich – Umweltschützer bezeichnen es als „Jurassic Park Experiment“.
Titelbild
Eine gentechnisch veränderte Mücke in der Gattung "Aedes aegypti" von der Firma Oxitec.Foto: MIGUEL SCHINCARIOL/AFP via Getty Images
Von 3. Mai 2021

Das britische Startup-Unternehmen Oxitec, gab am 29. April bekannt, dass es in der Gegend der Florida Keys 12.000 genetisch veränderte Mückeneier freigesetzt hat. Und das war nur der Anfang.

Das Projekt erhielt im Mai 2020 grünes Licht für die Freisetzung von bis zu 750 Millionen gentechnisch veränderten Mücken in den Jahren 2021 und 2022.

Die Aktion wurde vom Landwirtschaftsministerium und der Umweltschutzbehörde Floridas auf dem Gebiet der tropischen Inseln in Karibiknähe genehmigt. Oxitec wird von der Melinda & Bill Gates Foundation gefördert.

Das Unternehmen schreibt in einer Presseerklärung, dass in den nächsten Monaten an sechs unterschiedlichen Standorten in den Florida Keys „männliche Aedes aegypti“ aus Kästen freigesetzt werden. „Wie alle männlichen Stechmücken stechen auch die von Oxitec nicht“, betont die britische Firma. 

Das Ziel sei, die Anzahl der potenziell „krankheitsübertragenden weiblichen Aedes aegypti zu reduzieren“. Die weiblichen Mücken übertragen Gelbfieber, den Dengue- und den Zika-Virus.

Die Mücken von Oxitec würden sich nicht vom menschlichen Blut ernähren, sondern vom Nektar, daher sei der Einsatz für Menschen sicher. Die Oxitec-Mücken würden ein „selbstlimitierendes“ Gen in sich tragen, das die weiblichen Nachkommen absterben lässt. 

„Die Herausforderungen durch krankheitsübertragende Stechmücken wachsen, nicht schrumpfen. Daher ist dieses Pilotprojekt ein wichtiger Schritt, um Oxitecs sichere, selbstlimitierende Technologie in die [USA] zu bringen“, sagte Grey Frandsen, Geschäftsführer von Oxitec, in einer Erklärung.

Einwohner wehren sich gegen „mutierte Moskitos“

Es ist das erste Mal in den USA, dass genetisch veränderte Mücken eingesetzt werden und laut „CNN“ kämpfen die Einwohner seit längerer Zeit gegen die Freisetzung von, wie sie es nennen, „mutierten Moskitos“. 

„Unsere Gegenwehr ist lang und stark gewesen“, sagte Barry Wray, der Geschäftsführer der Florida Keys Umweltkoalition. „Wir leben hier, das ist unser Zuhause, und sie zwingen sowas den Leuten auf. Die Menschen hier in Florida sind damit nicht einverstanden, dass die Moskitos gentechnisch verändert werden oder dass sie selbst zu Menschenversuchen werden“.

Auch andere Umweltschützer bleiben skeptisch oder lehnen das Programm rundweg ab. Im Jahr 2020 sagte Jaydee Hanson, politische Direktorin des Internationalen Zentrums für Technikfolgenabschätzung gegenüber „Guardian“, das Programm sei ein „Jurassic Park Experiment“.

„Das Einzige, was man zu diesem Zeitpunkt legal tun kann, ist, sich mit einem Insektenvernebler in den Garten zu stellen“, sagte Mara Daly, eine Bewohnerin von Key Largo, Florida, die seit acht Jahren gegen die Freisetzung kämpft. Man dürfe ja keinen Kasten mit den Mücken anfassen, „aber man kann seinen eigenen Garten einnebeln, wenn man nicht Teil des Prozesses sein will“, so Daly weiter.

Das Unternehmen hat bereits mehr als eine Milliarde Mücken in Südamerika und der Karibik freigesetzt. Oxitec behauptet, das Experiment in Brasilien zwischen 2013 und 2015 war erfolgreich. Die Mückenart habe nicht in der Umwelt fortbestanden und habe keine „nützlichen Insekten geschädigt“. Oxitec hatte in dem brasilianischen Städtchen Jacobina wöchentlich rund 450.000 männliche Moskitos freigelassen.

Kritik kam im Jahr 2019 in Form einer Studie, die festgestellt hatte, die Mücken hätten sich wohl fortgepflanzt. In der Studie steht auch, dass bis zu 60 Prozent der analysierten Mücken Spuren von veränderten Genen aufzeigten.



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