Berg-Karabach: Festnahmen in Armenien bei Protesten gegen Waffenstillstand

Titelbild
Festnahme in Armenien.Foto: KAREN MINASYAN/AFP via Getty Images
Epoch Times12. November 2020

Bei Protesten gegen das Waffenstillstandsabkommen mit Aserbaidschan sind am Mittwoch in Armenien eine Reihe von Demonstranten festgenommen worden. In der armenischen Hauptstadt Eriwan demonstrierten hunderte Menschen gegen das Abkommen zur umstrittenen Kaukasus-Region Berg-Karabach und gegen den armenischen Regierungschef Nikol Paschinjan, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Demnach war unter den Festgenommenen auch der bekannte Oppositionspolitiker Gagik Zarukjan. Im überwiegend von Armeniern bewohnten Berg-Karabach wurden derweil die ersten russischen Soldaten stationiert, die den Waffenstillstand überwachen sollen.

Die Demonstranten protestierten im Zentrum von Eriwan trotz eines Versammlungsverbots gegen die Waffenstillstandsvereinbarung und skandierten mit Blick auf Ministerpräsident Paschinjan „Nikol, der Verräter“. Als die Polizei mehrere Menschen festnahm, kam es zu Zusammenstößen. Der Oppositionsabgeordnete Arman Abowian rief: „Sie werden nicht das ganze Land verhaften können!“

Die verfeindeten Nachbarstaaten Armenien und Aserbaidschan hatten sich in der Nacht zum Dienstag nach wochenlangen schweren Kämpfen auf einen Waffenstillstand in Berg-Karabach geeinigt. Das Abkommen sieht vor, dass beide Kriegsparteien jene Gebiete behalten dürfen, in denen sie derzeit die Kontrolle haben. Für Armenien bedeutet das große Gebietsverluste. Aserbaidschan hatte im Laufe der Kämpfe mit den pro-armenischen Truppen gut 15 bis 20 Prozent des Territoriums von Berg-Karabach erobert.

Aserbaidschan bejubelte den Waffelstillstand – Armenien sprach über schmerzhafte Entscheidung

Während Aserbaidschan eine „Kapitulation“ Armeniens bejubelte, sprach Paschinjan von einer „unsäglich schmerzhaften Entscheidung“, zu der er nach einer „eingehenden Analyse der militärischen Lage“ gekommen sei. Bereits kurz nach der Bekanntgabe des Waffenstillstands hatte es in Eriwan große Proteste mit tausende Teilnehmern gegeben. Hunderte Demonstranten stürmten zwischenzeitlich den Regierungssitz und das Parlamentsgebäude.

Zur Kontrolle des Waffenstillstands entsandte Russland hunderte Soldaten nach Berg-Karabach. Wie ein Vertreter der russischen Armee am Mittwoch mitteilte, erreichten innerhalb von 24 Stunden mehr als 400 Soldaten sowie acht Hubschrauber und dutzende Armeefahrzeuge das Konfliktgebiet.

Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Die Kämpfe waren Ende September wieder voll entbrannt. Seither wurden nach Angaben beider Seiten mehr als tausend Menschen getötet. (afp)



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