Familie: Mohammadi „feiert“ Friedensnobelpreis in ihrer Gefängniszelle
„Narges hat gestern Nachmittag erfahren, dass sie mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird“, teilte Mohammadis Familie am Samstag mit. Sie habe entsprechende Nachrichten aus dem Männertrakt erhalten, wo es einfacheren Zugang zu Telefonen gebe. „Narges und ihre Mitgefangenen sind in Jubel ausgebrochen und haben diesen Sieg in ihrer Zelle gefeiert.“
Am Freitagabend habe das iranische Staatsfernsehen die Nachricht um 22.30 Uhr verkündet „mit einem beleidigenden und verleumderischen Porträt von Narges“, erklärte die Familie weiter.
Die 51-jährige Mohammadi spielt eine zentrale Rolle im Kampf für Frauenrechte und Meinungsfreiheit in ihrem Land. Sie setzt sich gegen das verpflichtende Tragen eines Kopftuches sowie gegen die Todesstrafe im Iran ein. Dafür wurde sie seit 1998 wiederholt inhaftiert. Seit November 2021 sitzt sie wegen „Propaganda gegen den Staat“ in Haft.
Mohammadi werde für „ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen im Iran und ihren Kampf für Menschenrechte und Freiheit für alle“ geehrt, sagte die Nobelkomitee-Vorsitzende Berit Reiss-Andersen am Freitag. Politiker und Organisationen aus aller Welt lobten den Mut der 51-Jährigen.
Die iranische Regierung kritisierte die Auszeichnung der Frauenrechtlerin scharf. Die Nobelpreis-Vergabe an die inhaftierte Mohammadi sei „eine voreingenommene und politische Handlung“, erklärte Außenministeriumssprecher Nasser Kanani in Teheran. Mohammadi sei „eine Person, die wegen wiederholter Gesetzesverstöße und krimineller Handlungen verurteilt wurde“.
Mohammadi ist die zweite Iranerin, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird. 2003, genau vor 20 Jahren, wurde die Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi für ihre Bemühungen um Demokratie und Menschenrechte mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Mohammadi ist Vizepräsidentin des von Ebadi gegründeten Zentrums für die Verteidigung der Menschenrechte. (afp)
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