Fall Rebecca: Nazan Eckes über Mauertaktik der Familie irritiert

Im Vermisstenfall der seit Februar 2019 abgängigen Rebecca Reusch aus Berlin hofft der Sender RTL nun auf weitere Hinweise nach der Veröffentlichung einer Dokumentation. Allerdings konnten bis dato einige offene Fragen nach wie vor nicht geklärt werden.
Titelbild
Die vermisste Rebecca Reusch aus Berlin.Foto: Polizei Berlin
Von 5. Dezember 2021

Im mysteriösen und seit bald drei Jahren ungeklärten Vermisstenfall von Rebecca Reusch aus Berlin hat auch die Veröffentlichung einer Dokumentation durch den Sender RTL auf der Plattform TVNow bis dato keine neuen Erkenntnisse gebracht. Für die Dokumentation ist es Moderatorin Nazan Eckes erstmals gelungen, Familienmitglieder direkt zu interviewen.

Allerdings hätten diese sich, wie die Moderatorin noch in der Sendung selbst beklagt, im weiteren Verlaufe des Tattags bewusst wortkarg gegeben – insbesondere in der mutmaßlich wichtigen Frage nach dem Verhalten von Rebeccas zweimal kurzzeitig in Untersuchungshaft genommenem Schwager Florian R.. Fragen hatten sie dazu nicht oder nur in erkennbar abgesprochener Weise beantwortet. Der Schwager selbst habe ein Gespräch mit dem Sender grundsätzlich verweigert.

Nicht in ihrer Schule in Berlin-Britz angekommen

Am 18. Februar 2019 war die damals 15-jährige Rebecca nicht im Unterricht an der fußläufig eine halbe Stunde von der Wohnung ihrer Schwester Jessica in Berlin-Britz entfernten Walter-Gropius-Gesamtschule angekommen. In dieser Wohnung hatte Rebecca zuvor übernachtet. Ihr Handy war in der Zeit zwischen 6 und 8 Uhr noch in den dortigen WLAN-Router eingeloggt. Allerdings gab ihre Mutter an, sie über dieses um 7:15 Uhr schon nicht mehr erreicht zu haben.

Während Rebeccas Schwester von Beginn der Ermittlungen an beteuert hatte, dass Rebecca das Haus definitiv verlassen habe und davon ausgeht, dass die Vermisste noch am Leben sei, halten es Ermittler für wahrscheinlicher, dass das Mädchen das Grundstück nicht mehr lebend verlassen habe.

Hat Rebeccas erstes Fahndungsfoto die Ermittlungen erschwert?

Die Mutter der Schülerin, Brigitte Reusch, machte gegenüber RTL der Polizei schwere Vorwürfe. Diese habe als erstes Fahndungsfoto eine Aufnahme ihrer Tochter veröffentlicht, die nicht ihr übliches Auftreten im Alltag abbilde. Durch die Verbreitung eines Bildes, das Rebecca stark geschminkt gezeigt habe und offenbar auch digital bearbeitet wurde, könnte demnach das zeitnahe Auffinden des Mädchens ohne Not zusätzlich erschwert haben.

Allerdings nimmt auch sie Rebeccas Schwager in Schutz. Dass im Kofferraum von dessen himbeerrotem Renault Twingo in den Tagen nach der Tat frische Haare und Stofffasern einer Decke gefunden worden waren, die eindeutig dem Mädchen zuzuordnen waren, hält sie für hinreichend erklärt: Jessicas kleine Tochter habe noch am Vortag im Auto mit Rebecca spielen wollen. Zudem sei die Decke auf mehreren gemeinsamen Ausflügen mitgeführt worden.

KESY-Daten rücken Schwager ins Zwielicht

Der Tatverdacht gegen den Schwager gründete sich damals neben der objektiv gegebenen Gelegenheit auch auf Daten des KESY-Kennzeichenerfassungssystems der Polizei Brandenburg. Diese hatten am Tag des Verschwindens von Rebecca und wenige Tage später das Kennzeichen des Twingos auf der Autobahn in Richtung Frankfurt/Oder erfasst, auf den Florian R. auch jeweils Zugriff gehabt hätte. Zudem habe er über sein Verhalten in der Wohnung am Vormittag von Rebeccas Verschwinden falsche Angaben gemacht.

Rebeccas Vater belastete den Schwager eines Drogendelikts, indem er erklärte, Florian R. sei zum Zweck der Abwicklung von Drogengeschäften nach Polen gereist. Dieser selbst äußerte sich nicht zu der Darstellung.

Später ergaben sich Hinweise, wonach Florian R. die Autobahn bei Beeskow verlassen habe, wo dessen Großeltern lebten. Die Berliner Polizei erklärte damals gegenüber „Bild“, R. kenne sich „in der Gegend gut aus, weiß, wo es Verstecke gibt, die nur schwer erreichbar sind“. Auch Spürhunde hätten in der Gegend bereits mehrfach angeschlagen. Eine konkrete Spur fanden jedoch auch sie nicht.

Angebliche Sichtung in Einkaufszentrum in Krakau

Einige Aussagen und Angaben von Zeugen wirkten demgegenüber dem Verdacht gegen Florian R. auch entgegen. So gibt es Zeugenaussagen aus der Nachbarschaft, die Rebecca noch am „späten Vormittag“ des 18. Februar 2019 mit einer „rosa Decke“ gesehen haben wollen – die Polizei hatte Tage nach dem Verschwinden von einer lilafarbenen Decke gesprochen.

Ein junger Mann will zudem eine junge Frau, auf die Rebeccas Beschreibung passt, auch im April 2019 in einem Einkaufszentrum in Krakau gesehen haben – in Begleitung eines etwa 30-jährigen Mannes. Beide hätte wie ein Liebespaar gewirkt.

Für die Richtigkeit der Angabe hätte gesprochen, dass der Zeuge von einer Zahnspange gesprochen habe, die das Mädchen getragen habe. Die Polizei hatte dieses Detail zuvor nicht erwähnt. Allerdings waren die Videoaufzeichnungen des Einkaufszentrums vom angeblichen Sichtungstag bereits gelöscht.



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