F-35 „verschwindet“ und löst Flugverbot für alle Einheiten aus – Trümmer nun aufgetaucht

Am Sonntag ist ein hochmoderner Kampfjet des Typs F-35 aus dem Bestand der US-Luftwaffe über South Carolina verschwunden. Nach einem „Missgeschick“ musste sich der Pilot per Schleudersitz retten. Nun ist das Wrack aufgetaucht.
Ein Kampfflugzeug vom Typ F-35 startet von der US-Air Base Spangdahlem. Ein solcher Kampfjet verschwand im US-Bundesstaat South Carolina, nachdem sich der Pilot aufgrund einer «Panne» mithilfe des Schleudersitzes gerettet hatte.
Ein Kampfflugzeug vom Typ F-35 startet von der US-Air Base Spangdahlem. Ein solcher Kampfjet verschwand im US-Bundesstaat South Carolina, nachdem sich der Pilot aufgrund einer „Panne“ mithilfe des Schleudersitzes gerettet hatte.Foto: Harald Tittel/dpa
Von 19. September 2023

Das Verschwinden eines Kampfjets des Typs F-35 der US-Luftwaffe hat für Aufregung in den USA gesorgt. Die hochmoderne Maschine war am Sonntag, 17. September, über South Carolina vom Radar verschwunden. Der Pilot hatte sich mittels Schleudersitz gerettet. Das Kommando des Militärflugplatzes Joint Base Charleston (JBC) bat die Bevölkerung online um Mithilfe bei der Suche.

Am Montagabend gab es vonseiten der Armee auf X (vormals Twitter) Entwarnung. Die Trümmer der Maschine waren im Williamsburg County nordöstlich des JBC aufgetaucht. Noch bis zum Ablauf von 48 Stunden gilt allerdings das allgemeine Flugverbot für alle Einheiten, welches das Marine Corps am Morgen veranlasst hatte.

Untersuchungen zur Ursache bisher nicht abgeschlossen

Noch am Montagnachmittag waren Suchflugzeuge im Einsatz, um nach der verschwundenen Maschine zu suchen. Mehrere militärische Einheiten hatten sich zuvor gemeinsam auf die Suche nach dem verschwundenen Kampfjet gemacht. Anwohner sind aufgerufen, das Gebiet nahe der JBC zu meiden, während die Bergungsarbeiten andauern.

Wie die englischsprachige Epoch Times berichtet, hat die JBC am Montagabend die Einsatzleitung übernommen, die Bergungsarbeiten selbst führt das Marine Corps durch. Von dessen Seite hieß es am Montag in einer Erklärung, dass die Untersuchungen zur Unglücksursache derzeit weiter andauern. Man sei derzeit „nicht in der Lage, weitere Details zu liefern, um die Integrität des Untersuchungsprozesses zu wahren“.

Bereits am Sonntag war von einem „Missgeschick“ die Rede. Im Anschluss daran konnte sich der Pilot aus der Maschine befreien. Die JBC teilte mit, dieser sei in stabilem Zustand und befinde sich im Moment in einer örtlichen medizinischen Einrichtung.

Das Flugzeug gehört zum Marine Fighter Attack Training Squadron 501. Die Einheit hat eigenen Angaben zufolge in erster Linie die Aufgabe, Piloten in Ausbildung bei der Erfüllung ihrer jährlichen Trainingsanforderungen zu unterstützen.

Nicht nur F-35 von Zwischenfällen betroffen

Dass es eine zweitägige Flugpause gibt, begründet das Marine Corps damit, dass dies nicht der erste Vorfall mit Flugzeugen der Klasse A in jüngster Zeit gewesen sei. Ende August hatte es bereits zwei bis jetzt nicht vollständige aufgeklärte Unglücksfälle mit US-Militärflugzeugen gegeben.

So war am 24. August ein F/A-18 Hornet-Kampfjet des Marine Corps in der Nähe von San Diego abgestürzt. Dabei kam dessen Pilot ums Leben. Wenige Tage später starben drei US-Marines infolge des Absturzes einer eigenen MV-22B Osprey bei Militärübungen in Australien. Fünf weitere erlitten schwere Verletzungen.

Der Kommandant der Einheit, General Eric Smith, erließ daraufhin eine Anweisung an alle Einheiten, ihre Sicherheitsprotokolle zu überarbeiten. In einer Erklärung zum aktuellen Flugstopp heißt es, die Kommandanten der Luftstreitkräfte würden nun Gespräche mit ihren Marines führen. Diese würden sich Grundlagen des sicheren Flugbetriebs, die Sicherheit am Boden, Wartungs- und Flugverfahren sowie die Aufrechterhaltung der Kampfbereitschaft konzentrieren. Zudem heißt es in der Erklärung:

Diese Flugpause soll sicherstellen, dass der Dienst die operative Standardisierung von kampffähigen Flugzeugen mit gut vorbereiteten Piloten und Besatzungen aufrechterhält.“

„Wie kann es sein, dass es kein Ortungsgerät gibt?“

In der US-amerikanischen Öffentlichkeit hat der Vorfall Besorgnis, aber auch Verwunderung ausgelöst. Die republikanische Abgeordnete Nancy Mace aus South Carolina, warf auf X die Frage auf:

Wie zum Teufel kann man eine F-35 verlieren? Wie kann es sein, dass es kein Ortungsgerät gibt und wir die Öffentlichkeit bitten, einen Jet zu finden und abzugeben?“

Wenn eine Situation andauert, die möglicherweise die öffentliche Sicherheit bedrohe, habe das Pentagon die Pflicht, die Bürger und ihre Vertreter auf dem Laufenden zu halten, betonte Mace in einer weiteren Erklärung.

Das betroffene Modell F-35 Lightning II gilt als eines der modernsten Kampfflugzeuge der Welt. Seine Eigenschaften erschweren die Entdeckung durch herkömmliche Radare.

Analyse legte mehr als 800 Schwachstellen von Kampfjets des Typs F-35 offen

Auch die Bundeswehr hatte im Jahr 2022 Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der Beschaffung von F-35-Kampfjets aus dem Haus Lockheed Martin zu beklagen. Die damalige Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht hatte 35 Exemplare der seit zehn Jahren produzierten Kampfjets geordert.

Allerdings waren Maschinen dieses Typs bislang nicht in einer voll zugelassenen Version auf dem Markt – und das für die Bundeswehr bestellte Modell soll mehr als 800 Fehler aufgewiesen haben. Zum Teil sei nicht einmal ein funktionstüchtiges Triebwerk vorhanden, hieß es in einer von der NGO Greenpeace vorgelegten Analyse.

Seit 2011 ist die F-35 bei den US-Streitkräften im Einsatz und noch immer bestehen zahlreiche Probleme und Mängel, die in offiziellen Berichten unterschiedlicher US-Stellen belegt sind. Bei allen der bisher über 700 produzierten F-35 handele es sich um Modelle aus der Anfangsproduktion. Diese müssten noch nicht alle Anforderungen an ein vollständig ausgereiftes Flugzeug erfüllen.

Selbst von offizieller Seite wird die Software der F-35 als „unausgereift, mangelhaft und unzureichend getestet“ beschrieben. So betonte das DOT&E (The Office of the Director, Operational Test and Evaluation) im jüngsten Bericht, dass der aktuelle Entwicklungsprozess nicht die „best practices“ der agilen Softwareentwicklung befolgt. Unter anderem seien Entwicklungstests nur unzureichend. Bei der unausgereiften Software würden immer wieder neue Mängel zum Vorschein kommen.

(Mit Material von AFP)



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