Experten zweifeln: Können Vize-Debatten die Wahlen beeinflussen?
Weniger als 40 Tage vor der Wahl fragen sich die amerikanischen Wähler, ob das Fernsehduell der Vizepräsidentschaftskandidaten wirklich einen Unterschied machen kann – und wenn ja, welchen.
Die Debatte am 1. Oktober um 3:00 MESZ wird das einzige Aufeinandertreffen der beiden Kandidaten in diesem Jahr sein, wie es für US-Vizepräsidentschaftskandidaten typisch ist.
Jeder Kandidat präsentiert eine gegensätzliche Vision für das Land – Vance steht für die „America First“-Agenda des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, während Walz die Bilanz der Biden-Harris-Regierung und seine progressive Politik als Gouverneur anpreist.
Expertenmeinungen
David Schultz ist Professor für Politikwissenschaft an der Hamline University in St. Paul, Minnesota, und Experte für das Amt des Vizepräsidenten. Seiner Meinung nach haben sowohl Trump als auch Vizepräsidentin Kamala Harris mit der Wahl von Vance und Walz als Vizepräsidentschaftskandidaten „Politik für ihre Basis“ gemacht. Keiner der beiden kommt aus einem der entscheidenden und umkämpften Swing States, und beide sind bei den Stammwählern beliebt.
Dustin Carnahan, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Michigan State University, schrieb, dass Untersuchungen darauf hindeuteten, dass Präsidentschaftsdebatten im Allgemeinen wenig Einfluss auf die Wahlentscheidung hätten.
„Die Zuschauer der Debatten gehören in der Regel zu den politisch engagiertesten und haben sich wahrscheinlich schon lange vor dem TV-Duell eine Meinung gebildet“, sagte er.
Laut Aaron Dusso, Professor für Politikwissenschaft an der Indiana University – Indianapolis, hatten die Debatten über die Vizepräsidentschaft nur geringe Auswirkungen auf die Umfrageergebnisse. Daten des Pew Research Centers zeigten, dass die Fernsehdebatten der Vizepräsidentschaftskandidaten bei den Zuschauern auf deutlich geringeres Interesse stießen. Im Jahr 2016 hatten sie deutlich weniger als die Hälfte der Zuschauer im Vergleich zu den Präsidentschaftsdebatten.
Dabei, so Schultz, biete ein Aufeinandertreffen der beiden Kandidaten die Chance, unentschlossene Wähler anzusprechen – und das in einer Wahl, die bereits als eine der außergewöhnlichsten der modernen Geschichte gilt, insbesondere nach den massiven Umwälzungen an der Spitze der demokratischen Kandidaten nach dem umstrittenen Debattenauftritt von Präsident Joe Biden gegen Trump im Juni.
Mit Ausnahme von Sarah Palin gebe es keine Beweise dafür, dass „ein Vizepräsident in der jüngeren Geschichte das Rennen um die Präsidentschaft wirklich beeinflusst hat“.
Andererseits sagte Camille Busette, Direktorin für Regierungsstudien am Brookings Institute, sie glaube, dass im Jahr 2020 die Debatte zwischen Pence und Harris die Wahl beeinflusst habe.
Debattenstrategie
Unabhängig von den möglichen Auswirkungen des bevorstehenden TV-Duells haben beide Vizepräsidentschaftskandidaten hinter den Kulissen an ihren Vorbereitungen gearbeitet.
Schultz gab beiden Kandidaten einen Rat mit auf den Weg: „Richtet keinen Schaden an und macht keine Fehler. Ihr müsst einfach für euren Präsidentschaftskandidaten werben, ohne Fehler zu machen oder die Leute dazu zu bringen, euch nicht zu mögen.“
Dusso sagte, es sei wichtig, dass beide Kandidaten bei Themen, die nicht zu ihren Stärken gehörten, kompetent wirkten, bevor sie schnell zu den Themen übergingen, bei denen die Wähler ihnen am meisten vertrauten.
Für Walz bedeute dies, den Zugang zu Abtreibung, Gesundheitsversorgung und Bildung zu betonen, sagte Dusso.
Dusso schlug Vance vor, sich auf die Themen Grenze, Wirtschaft und Kriminalität zu konzentrieren.
„Auch wenn die Kriminalität zurückgegangen ist und die Wirtschaft sich gut entwickelt, ist es für die Republikaner immer noch am besten, sich auf diese Themen zu konzentrieren, da der Durchschnittswähler sie als ihre Stärken ansieht“, sagte er.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Do Vice Presidential Debates Really Matter?“. (deutsche Bearbeitung jw)
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