Experten: Marine-Koalition im Roten Meer kann nicht alle Schiffe schützen
Ein Überblick über die größten Herausforderungen für die Militärkoalition unter Führung der USA:
Bedrohung durch die Huthis
Die Huthis griffen in den vergangenen Tagen immer wieder Frachter im Roten Meer, vor allem nahe der Meerenge Bab al-Mandeb, mit Drohnen und Raketen an. Sie wollen damit die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas im Krieg gegen Israel unterstützen. Die Rebellen drohen, jedes Schiff auf dem Weg nach Israel zu beschießen, solange die Palästinenser im Gazastreifen nicht besser mit Hilfsgütern versorgt werden.
„Länder und Gruppen ohne oder mit schwacher Luftwaffe sind mit Drohnen oder Schiffsabwehrraketen in der Lage, Angriffe über große Entfernungen durchzuführen“, sagt Fabian Hinz von der Denkfabrik International Institute for Strategic Studies (IISS). „Das ist eine neue Realität für den Westen.“
Zudem könnten die Huthis unbemannte Boote als weitere Waffe einsetzen. „Das verkompliziert die Lage erheblich“, sagt Dirk Siebels von Risk Intelligence, einem dänischen Unternehmen für Risikobewertung. „Diese Boote haben sich in der Vergangenheit als äußerst effektiv erwiesen.“
Zuordnung der Schiffe
Die Route durch das Rote Meer zählt zu den wichtigsten der Welt. Normalerweise passieren Dutzende täglich die Meerenge. Das Ziel der Koalition, allen Frachtern eine sichere Durchfahrt zu ermöglichen, scheint kaum erreichbar. Und eine Auswahl zu treffen, welche Schiffe besonders gefährdet sind, ist ebenfalls schwer. Denn die Rebellen attackieren keineswegs nur Schiffe mit Bezug zu Israel. „Diese Angriffe sind willkürlich geworden und zielen auf Schiffe, die keine Verbindung zu Israel haben und nicht den Hafen von Eilat ansteuern“, schreibt die unabhängige Expertin Eva Koulouriotis auf der Plattform X (ehemals Twitter).
Ohnehin lässt sich kaum feststellen, wem ein bestimmter Frachter gehört. „Jedes Schiff könnte einer auf der Isle of Man registrierten Gesellschaft im Besitz eines deutschen Finanzinstituts gehören, das einen in Singapur ansässigen Manager mit der Verwaltung des Schiffes beauftragt hat, das unter liberianischer Flagge fährt und in Großbritannien versichert ist“, nennt Siebels ein Beispiel. „Das ist keineswegs ein ungewöhnliches Konstrukt.“
Angriffe auf Stellungen der Rebellen
Die Zerstörung von Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen könnte weitere Angriffe verhindern. Diese Option wird zwar diskutiert, ist aber offiziell nicht auf dem Tisch. „Ich glaube, dass die israelische Regierung bereit ist, Luftangriffe auf Ziele der Huthi-Miliz in Sanaa und Saada im Jemen zu fliegen“, sagt Koulouriotis. „Aber Washington hat eine militärische Aktion verhindert.“
Nach Informationen der Denkfabrik Soufan Center in New York gab es bislang keine Vergeltungsangriffe der USA oder ihrer Verbündeten auf Ziele der Huthis. Das könnte sich jedoch ändern, wenn sich die Angriffe auf die so wichtige Handelsroute häufen. Um die Rebellen von weiteren Attacken abzuhalten, „muss man über die erwarteten Sanktionen oder diplomatische Maßnahmen hinausgehen“, heißt es beim Soufan Center weiter.
Gefahr der Eskalation
Ein Angriff auf die Rebellen im Jemen birgt das Risiko, eine Front gegen ein weiteres Mitglied der so genannten „Achse des Widerstands“ zu eröffnen. Zu dieser informellen Allianz gegen Israel und den Westen, die vom Iran unterstützt wird, gehören auch die palästinensische Hamas und die Hisbollah im Libanon. Die westlichen Regierungen wollen eine Ausweitung des Konflikts zwischen Israel und der Hamas auf die Region vermeiden.
Saudi-Arabien und die Huthis versuchen außerdem gerade in Friedensgesprächen den Krieg im Jemen zu beenden, in dem seit 2014 rund 400.000 Menschen starben. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Huthis ein mögliches Abkommen gefährden, indem sie etwas tun, was zu einer Reaktion der Saudis führen würde“, urteilt Siebels. (afp)
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