Experten aus Großbritannien: Jüngste US-Sanktionen könnten Huaweis 5G-Fähigkeit infrage stellen
Conrad Prince und James Sullivan, Cyberspezialisten vom britischen Think-Tank Royal United Services Institute (RUSI), haben sich in einer Analyse mit den Gründen und möglichen Auswirkungen der veränderten Politik des Vereinigten Königreiches gegenüber dem regimenahen chinesischen Telekommunikationskonzern Huawei befasst. Großbritanniens Regierung hat jüngst entschieden, Huawei vom Ausbau des Mobilfunknetzes zum 5G-Standard auszuschließen und bestehende Komponenten bis 2027 zu entfernen.
Huawei ist nicht der einzige Risikofaktor
In ihrem Beitrag befassen sie sich mit der Frage, ob die Veränderung der Position gegenüber Januar, als noch von einer bloßen Beschränkung der Beteiligung Huaweis an der 5G-Infrastruktur die Rede war, eine Abkehr von den Sicherheitseinschätzungen des britischen Nationalen Cybersicherheitszentrums (NCSC) darstellt, auf die sich das Kabinett damals stützte.
Die Cyberexperten bestreiten dies. Das Ministerium für Digitales und das NCSC hätten ebenso wie die EU bereits im Vorjahr Bestandaufnahmen präsentiert, die das Risiko feindseliger Angriffe vonseiten des KP-Regimes ausgewertet und entsprechende Empfehlungen getätigt hätten. Ihnen zufolge sei es ausreichend, den Zugang Huaweis zur eigenen Netzwerkinfrastruktur zu beschränken und den Zugriff auf kritische Teile davon auszuschließen.
Ein kompletter Ausschluss Huaweis würde lediglich eine trügerische Sicherheit bieten, da zum einen bösartige Hackerverbände des Regimes auf den regimenahen Kommunikationsanbieter nicht angewiesen seien, um Angriffe lancieren zu können. Zudem zeigen auch Länder ohne ähnlich bedeutende globale Telekommunikationskonzerne wie Iran, Nordkorea, aber auch Russland, dass sie keines trojanischen Pferdes dieser Art bedürfen, um Cyberattacken auszuführen.
Chinas KP hat in Großbritannien auf breiter Ebene Sympathien verspielt
Dass vom KP-Regime in Peking eine immense Gefahr auch für die eigene Cybersicherheit ausgehe, dessen sei man sich bereits seit langer Zeit bewusst gewesen – und habe seine Strategie der vergangenen zehn Jahre danach ausgerichtet. Huawei galt als „Hochrisikoanbieter“. Man habe sich jedoch wie auch Deutschland und Frankreich darauf verlassen, dass strengere Cybersicherheitsmaßnahmen, resilientere Netzwerke, umfangreiche und unablässige Tests und Sicherheitschecks für Hardware und Software die Gefahr in Bann halten könnten.
Die Cyberexperten geben auch zu bedenken, dass ein Ausschluss Huaweis aus dem Netzwerk auch infolge der globalen Versorgungsketten, die nach wie vor bestehen und in die chinesische Zulieferer involviert seien, nur eine trügerische Sicherheit biete.
Allerdings hätten sich seit Januar andere Faktoren ergeben, die eine Veränderung der Position der britischen Regierung zu Huawei nahegelegt hätten. Einer davon ist, dass das internationale Image des KP-Regimes in den vergangenen Monaten zunehmend in den Keller gestürzt ist.
Die Vertuschung des Corona-Ausbruchs, das brutale Vorgehen in Hongkong, die zumindest in der Nähe eines Völkermordes angesiedelte Politik gegenüber den Uiguren und das Schulhofschläger-Gebaren gegenüber Taiwan, Australien und anderen Anrainern im Pazifik haben auch jenseits des konservativen Spektrums Illusionen über den Charakter des chinesischen KP-Staates zerstört.
Nach Rückzug von TSMC nicht mehr 5G-ausbaufähig?
Mittlerweile ist man auch in Großbritannien auf breiter Ebene zu der Erkenntnis gelangt, dass eine wie auch immer geartete Abhängigkeit von Peking, erst recht auf technologischer Ebene, besser nicht in Kauf genommen werden sollte.
Vor allem aber sei es die entschlossene Sanktionspolitik des wichtigsten Verbündeten Großbritanniens in der Welt, der USA, gewesen, die auch den britischen Sicherheitsapparat und die Politik zum Einlenken bewegt habe.
Die im Mai 2020 erlassenen US-Sanktionen zielten darauf ab, möglicher Schlupflöcher zu versperren, indem man Huawei von jedweder Möglichkeit abschneide, US-Technologie und Software zu nutzen. Die Sanktionen untersagen es jedem Unternehmen, das intellektuelles Eigentum der USA oder Bauteile nutzt, Huawei damit zu versorgen.
Dies führte Berichten zufolge etwa dazu, dass der weltgrößte Halbleiterhersteller TSMC aufgehört hatte, Huawei zu beliefern.
Da China stark von Halbleitern im Bereich der Telekommunikationstechnologie abhängig ist, aber nicht in der Lage, ausbleibende Lieferungen aus dem Ausland durch gleichwertige Eigenproduktionen zu ersetzen, könnte diese jüngste Runde an Sanktionen sogar die Fähigkeit Huaweis einschränken, neues Equipment zu entwickeln – was am Ende auch von dieser Seite die Fähigkeit des Anbieters untergraben könnte, überhaupt an Europas 5G-Ausbau teilzunehmen.
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