Europäische und britische Autohersteller kämpfen um ihre Zukunft

E-Auto-Exporte aus der EU ins Vereinigte Königreich sollen ab dem nächsten Jahr deutlich teurer werden. Ursache ist die Batteriestrategie der EU. Doch auch die europäischen Automobilhersteller gehen auf die Barrikaden.
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Eine Automobilproduktion. Ab 2024 sollen 10 Prozent Einfuhrzölle auf Batterieteile auf beiden Seiten des Ärmelkanals gelten, die nicht zu mindestens 45 Prozent ihres Wertes aus der EU oder Großbritannien stammen.Foto: iStock
Von 22. Juni 2023

Ab Januar 2024 will die EU die Regeln für die Wertschöpfungskette von Batterien verändern. Ab jenem Zeitpunkt würden für E-Autos Einfuhrzölle von zehn Prozent gelten, wenn sie nicht zu mindestens 45 Prozent ihres Wertes aus der EU oder Großbritannien stammen. Diese Zollgebühren würden demnach beim Import von Elektroautos aus der EU nach Großbritannien oder von britischen E-Autos in die EU anfallen.

Für Autohersteller ist das ein Problem. Nicht nur das Vereinigte Königreich, sondern auch europäische Autohersteller, vor allem aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, gehen auf die Barrikaden. Das geht aus einer am 20. Juni veröffentlichten Mitteilung des Verbandes der europäischen Autohersteller (ACEA) hervor.

Nach den derzeitigen Übergangsregeln werden in Europa montierte Batterien noch als europäische Ursprungserzeugnisse anerkannt. So ist es im Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich verankert.

Rund 480.000 Elektrofahrzeuge weniger

Aufgrund der kurzen Übergangsfrist von sechs Monaten fordert der ACEA-Verband die EU-Kommission deshalb auf, den Beschluss drei Jahre später umzusetzen.

Andernfalls könnten auf die Branche bis 2026 Zollkosten in Höhe von 4,3 Milliarden Euro zukommen, was die Produktion beeinträchtigen würde, warnen die EU-Automobilhersteller. Nach Schätzung des Verbandes könnten dadurch rund 480.000 Elektrofahrzeuge weniger hergestellt werden. Damit wäre die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der EU erheblich geschwächt, wodurch ohne Zweifel Anbieter aus Ländern außerhalb der EU weiter nachrücken würden – zum Beispiel China.

Ohnehin sei der Marktanteil der chinesischen Hersteller am britischen Elektroauto-Markt zwischen 2019 und 2022 von zwei auf 32 Prozent gestiegen.

Kurz: Kämen für die europäischen Hersteller diese Zollgebühren dazu, würden sie weitere Marktanteile verlieren, so der Verband.

„Europa hat noch keine sichere und zuverlässige Batterielieferkette aufgebaut, die diesen restriktiveren Regeln gerecht werden kann“, erklärte Sigrid De Vries, Generalsekretärin der ACEA. Es werde zwar massiv in die europäische Batterielieferkette investiert, aber es benötige Zeit, um die erforderlichen Kapazitäten aufzubauen.

„In der Zwischenzeit müssen die Fahrzeughersteller auf Batteriezellen oder Materialien aus Asien zurückgreifen“, ergänzt sie.

Ein „britisch-europäisches Problem“

Obwohl die Einfuhrzölle auf beiden Seiten des Ärmelkanals gelten sollen, sehen Hersteller in der EU noch größere Verluste auf sich zukommen als diejenigen in Großbritannien, da deutlich mehr Fahrzeuge aus der EU nach Großbritannien exportiert werden als umgekehrt.

Europäische Autohersteller unterstützen die Proteste der Hersteller im Vereinigten Königreich. Deren Unternehmen müssten bis zu 1 Milliarde Euro Zollgebühren an die EU entrichten.

Die britische Regierung fordert bereits seit Längerem eine Fristverlängerung. Laut FAZ habe Großbritanniens Handelsministerin Kemi Badenoch kürzlich gesagt: „Das ist nicht ein britisches Problem, das ist ein britisch-europäisches Problem – es geht in beide Richtungen.“

Für Großbritannien gehe um das Überleben des Fertigungsstandorts. Bisher wurden 80 Prozent der Produktion exportiert.

Die Automobilhersteller Nissan und Honda bauten vor dem Brexit einen Produktionsstandort in Großbritannien auf, um von der Insel den europäischen Automarkt zu bedienen. Honda hat sich nach dem Brexit zurückgezogen. Auch der Opel-Mutterkonzern Stellantis warnte laut FAZ, seine Produktion von Elektrofahrzeugen in Großbritannien einzustellen, sollten die Ursprungsregeln nicht geändert werden. Stellantis betreibt zwei Fabriken in England und beschäftigt rund 5.000 Mitarbeiter.



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