Europäische NATO-Mitglieder nehmen in Japan an Luftverteidigungsübung teil

Eine gemeinsame Luftwaffenübung Deutschlands, Frankreichs und Spaniens in Japan soll der Aufrechterhaltung der Stabilität im Indopazifik dienen. Es war das erste Mal für Deutschland, an einer militärischen Übung in Japan teilzunehmen. Hintergrund ist die Expansion Chinas im Ost- und Südchinesischen Meer.
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Ein A400M-Transportflugzeug der Bundeswehr.Foto: Ronny Hartmann/AFP via Getty Images
Von 1. August 2024

Die Luftwaffen Deutschlands, Frankreichs und Spaniens haben gemeinsam mit den japanischen Luftstreitkräften eine Militärübung in Japan durchgeführt.

Es war das erste Mal, dass die deutsche Luftwaffe an einer militärischen Übung in Japan teilnahm. Die erste Landung deutscher Kampfflugzeuge auf japanischem Boden fand im Jahr 2022 als Zwischenlandung nach einer Übung in Australien statt.

Die Übung Nippon Skies vom 19. bis 25. Juli war Teil der internationalen Verteidigungsoperation Pacific Skies 2024, die Frieden und Stabilität im asiatisch-pazifischen Raum sichern soll. Zuvor hatten die deutschen Streitkräfte gemeinsam mit den US-Streitkräften im US-Bundesstaat Alaska trainiert.

Für Nippon Skies trafen deutsche und spanische Kampfflugzeuge und Transportflugzeuge auf dem Luftwaffenstützpunkt Chitose in Hokkaido ein. Gleichzeitig wurden französische Kampfflugzeuge und Tankflugzeuge auf dem Luftwaffenstützpunkt Hyakuri in Ibaraki stationiert.

Luftwaffen-Chef sieht einen „bedeutenden Schritt“

Nach Angaben des spanischen Botschafters in Japan, Fidel Sendagorta, ist die Initiative Teil einer umfassenderen Anstrengung zur Verbesserung der Verteidigungszusammenarbeit mit Japan.

Der Chef der deutschen Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, bezeichnete die taktischen Übungen als „bedeutenden Schritt zu einer noch engeren Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Luftstreitkräften“. Er lud die japanische Luftwaffe ein, bald gemeinsame Übungen in Deutschland durchzuführen.

„Bei unserer ersten gemeinsamen Übung ging es vor allem darum, die Verfahren des anderen kennenzulernen“, sagte er. Sie zeige, dass die Sicherheit Europas und des indopazifischen Raums „untrennbar miteinander verbunden sind“. Diese Ansicht wird von der deutschen als auch von der japanischen Regierung geteilt.

Die deutsche Luftwaffe war mit drei Eurofighter-Jets und einem A400M-Transportflugzeug beteiligt.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (r.) begrüßt Japans Premierminister Fumio Kishida vor einem Treffen des Nordatlantikrats mit asiatisch-pazifischen Partnern während des NATO-Gipfels in Vilnius, Litauen, am 12. Juli 2023. Foto: Odd Andersen/AFP über Getty Images

Schlüsselregion Indopazifik

Die Bundesregierung unter Angela Merkel beschloss im September 2020 Leitlinien zum Indopazifik. Dort heißt es: „Mit dem Aufstieg Asiens verschieben sich die politischen und ökonomischen Gewichte zunehmend in den indopazifischen Raum. Die Region wird zum Schlüssel für die Ausgestaltung der internationalen Ordnung im 21. Jahrhundert.“

Auf der Website der Bundeswehr heißt es, das Hauptziel Deutschlands im Indopazifik sei die „Wahrung der regelbasierten internationalen Ordnung“. Zudem seien freie Seewege und Stabilität in der Region für Europas Sicherheit und seinen Wohlstand entscheidend.

Deutschland, Frankreich und Spanien würden somit einen „Beitrag zur Sicherung des internationalen Luftraumes“ leisten.

Japans Verteidigungsminister Minoru Kihara gab kürzlich auf einer Pressekonferenz bekannt, dass die japanische Armee im Juni ein gemeinsames Marinetraining mit der Türkei, den Niederlanden und Indien durchgeführt hat. Im August plant Japan Übungen mit der italienischen Luftwaffe.

Er unterstrich damit Japans strategische Ausrichtung auf eine verstärkte militärische Zusammenarbeit mit mehreren Nationen zur Bewältigung der Sicherheitsherausforderungen im indopazifischen Raum.

„Freier und offener Indopazifik“

Ziel sei es, Japans taktische Fähigkeiten zu stärken. Gleichzeitig soll mithilfe der Kooperationen ein „freier und offener Indopazifik“ gefördert werden.

Kihara unterstrich Japans Engagement für die Aufrechterhaltung des Status quo, ohne auf „einseitige Gewalt zurückzugreifen“. Er hob die „gemeinsamen Werte von Freiheit, Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit“ mit diesen Nationen hervor. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit einer „fortgesetzten Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich angesichts der komplexen Sicherheitsprobleme, die die Region plagen“.

Li Cheng-Hsiu, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Denkfabrik National Policy Foundation mit Sitz in Taiwan, wies darauf hin, dass die Übung in Japan nicht nur gegen das kommunistische China gerichtet sei. Sondern sie zeige auch das Engagement der NATO für die Aufrechterhaltung des Weltfriedens und der internationalen Ordnung.

Li wies auf die Bedeutung der Expansionen Chinas im Ost- und Südchinesischen Meer hin, die das wachsende Engagement der NATO in indopazifischen Angelegenheiten begründen.

Pacific Sky 24

An dem mehrwöchigen internationalen Übungskomplex Pacific Sky 24 sind 29 Länder beteiligt, darunter Deutschland, die Vereinigten Staaten und Frankreich. Er umfasst verschiedene Trainingsoperationen in mehreren Regionen der Welt, von Alaskas Arctic Guardian bis zu Australiens Pitch Black 24.

Nach Angaben der Bundeswehr sind die Übungen Ausdruck der gemeinsamen Bemühungen, die Interoperabilität (Zusammenwirken verschiedener Systeme) zwischen den verbündeten Streitkräften zu verbessern.

Chang Yen-Ting ist ehemaliger stellvertretender Befehlshaber der taiwanischen Luftwaffe und Professor an der Nationalen Verteidigungsuniversität Taiwans. Er erklärte gegenüber der Epoch Times, dass die Übungen darauf abzielten, die Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich in Asien zu stärken, insbesondere im Hinblick auf den wachsenden Einfluss Chinas.

Gemeinsame Sorge um Taiwanstraße

Der Professor verwies auf den Wandel der militärischen Haltung Chinas von einer konservativen zu einer expansiven. Dies stelle eine erhöhte Bedrohung an strategisch wichtigen Orten wie der Straße von Taiwan und darüber hinaus dar.

„Darüber hinaus unterstreichen die gegenseitigen Zugangsvereinbarungen und die bestehende Zusammenarbeit zwischen diesen drei Ländern und Japan ihre gemeinsame Sorge um die Taiwanstraße“, sagte Chang.

„Obwohl die militärischen Beiträge der einzelnen beteiligten Länder bescheiden sind, stellen ihre vereinten Streitkräfte eine bedeutende kollektive Stärke dar, die nicht unterschätzt werden sollte“, so der Professor.

Ein chinesisches Kampfflugzeug überfliegt am 13. Januar 2024, dem Tag der Präsidentschaftswahlen in Taiwan, ein Gebäude auf der Insel Pingtan. Die Insel liegt in der südöstlichen chinesischen Provinz Fujian und ist der Hauptinsel Taiwan am nächsten. Foto: Greg Baker/afp via Getty Images

Li sagte, dass die europäischen und japanischen Streitkräfte zwar kein formelles Militärbündnis bildeten, aber ihre fortgesetzte Zusammenarbeit ein wichtiges Abschreckungsmittel gegen die Aktionen der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) sein könnte.

„Im Laufe der Jahre haben die vielfältigen Bedrohungen Taiwans durch die KPC – in politischer, wirtschaftlicher, diplomatischer und militärischer Hinsicht – die internationale Gemeinschaft dazu gezwungen, Taiwans Sicherheit ernsthaft zu priorisieren.“

„Eine einheitliche internationale Reaktion könnte die Ambitionen der KPC wirksam eindämmen“, so Li weiter.

Während die KPC die USA direkt herausfordere, sei sie bei der direkten Konfrontation mit Europa vorsichtiger, da sie den strategischen Nachteil fürchte, sich Gegnern an mehreren Fronten gegenüberzusehen.

Ausweitung der Zusammenarbeit mit NATO-Mitgliedstaaten

Im Anschluss an den NATO-Gipfel in Washington traf der japanische Premierminister Fumio Kishida am 12. Juli in Deutschland mit Bundeskanzler Olaf Scholz zusammen.

Ein Thema war dabei, die Ausweitung der Verteidigungszusammenarbeit im indopazifischen Raum zu erörtern, die durch die Besorgnis über Chinas aggressive Politik ausgelöst wurde.

Fumio Kishida und Olaf Scholz am 12.07.2024. Foto: via dts Nachrichtenagentur

Beide Politiker sprachen sich für eine engere bilaterale Zusammenarbeit aus, um dem Einfluss Chinas entgegenzuwirken.

Während einer gemeinsamen Pressekonferenz betonte Kishida die Notwendigkeit einer soliden Zusammenarbeit mit Deutschland, während Scholz die jüngsten deutschen Militäraktivitäten in der Region – wie die Entsendung von Flugzeugen und Kriegsschiffen im Sommer – als Zeichen der Solidarität hervorhob.

Der Bundeskanzler betonte, wie wichtig es sei, die internationalen maritimen Normen einzuhalten, insbesondere angesichts der Aktivitäten Chinas im Südchinesischen Meer.

Am selben Tag trat ein Abkommen über die gegenseitige Bereitstellung von Munition und Treibstoff zwischen Japan und Deutschland in Kraft. Es bekräftigt die Verpflichtung zur Stärkung der militärischen Beziehungen.

SPRATLY ISLANDS, AT SEA - OCTOBER 25: Buildings and structures are seen on the artificial island built by China in Mischief Reef on October 25, 2022 in Spratly Islands, South China Sea. China has progressively asserted its claim of ownership over disputed islands in the South China Sea by artificially increasing the size of islands, creating new islands and building ports, military outposts and airstrips. The South China sea is an important trade route and is of significant interest as geopolitical tensions remain high in the region. (Photo by Ezra Acayan/Getty Images)

Gebäude und Strukturen sind auf der von China errichteten künstlichen Insel im Mischief Reef, Spratly-Gebiet, im Südchinesischen Meer zu sehen, am 25. Oktober 2022. Foto: Ezra Acayan/Getty Images

Am 12. Juli gab das japanische Verteidigungsministerium das Verteidigungsweißbuch 2024 heraus, das das 70-jährige Bestehen der japanischen Armee feiert.

Im Vorwort schrieb der japanische Verteidigungsminister Minoru Kihara: „Japan befindet sich in der schwierigsten und komplexesten Sicherheitslage der Nachkriegszeit.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Japan Joins 3 European Nations in Landmark Air Defense Drills“. (deutsche Bearbeitung er)



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