EU und Indien wollen Freihandelsabkommen bis Jahresende schließen

Die Europäische Union wird noch in diesem Jahr ein Freihandelsabkommen mit Indien schließen. Das gaben EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Indiens Premierminister Narendra Modi am Freitag in Neu Delhi bekannt.
Deutsche Autohersteller und Maschinenbauer hoffen dadurch auf neue Geschäftschancen in Indien als bevölkerungsreichstem Land der Welt.
Von der Leyen sagte bei ihrem Auftritt mit Modi, die EU wie Indien hätten ihre Unterhändler beauftragt, das „Freihandelsabkommen vor Jahresende abzuschließen“. Der indische Premier nannte ein „für beide Seiten vorteilhaftes Freihandelsabkommen“ als Ziel. Unterschrieben werden soll der Vertrag bei einem EU-Indien-Gipfel gegen Ende des Jahres. Das Datum steht noch nicht fest.
US-Zölle würden auch Indien treffen
Die geopolitischen Umstände erforderten „entschiedenes Handeln“, sagte von der Leyen nach zweitägigen Beratungen ihrer Kommission mit indischen Regierungsvertretern. Sie spielte damit auf den Handelskonflikt mit US-Präsident Donald Trump an, der neue Zölle von 25 Prozent gegen die EU angekündigt hat und nach Angaben aus dem Weißen Haus auch Indien im Visier hat. Die Trump-Zölle dürften unter anderem deutsche Autohersteller treffen. Für die EU wäre eine Annäherung an Indien deshalb ein wichtiger Erfolg.
Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) begrüßte die Bewegung bei dem Freihandelsabkommen. „Das ist eine gute Nachricht für das Exportland Deutschland und die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie“, erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Indien sei heute schon der drittgrößte Pkw-Einzelmarkt der Welt und biete „großes Potential“.
Ähnlich äußerte sich der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Der Modernisierungsdruck in Indien als fünftgrößter Volkswirtschaft der Welt biete dem deutschen und europäischen Maschinenbau „viele Geschäftschancen“, erklärte VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann in Frankfurt am Main.
EU bemüht sich vermehrt um Handelsabkommen
Seit Trumps Wiederwahl Anfang November hat die EU ihre Bemühungen um Handelsabkommen mit Drittländern deutlich verstärkt. Mit den MERCOSUR-Staaten in Südamerika sowie mit Mexiko und Malaysia einigten sich die Europäer bereits auf intensivere Partnerschaften.
Die EU ist bereits jetzt vor den USA und China Indiens größter Handelspartner. Mit Warenexporten im Wert von 124 Milliarden Euro stand die EU 2023 nach Brüsseler Angaben für mehr als zwölf Prozent des gesamten indischen Handels.
Allerdings ist der indische Markt weiter stark durch Zölle und andere Handelshemmnisse abgeschottet. Dies betreffe vor allem Autos und Spirituosen, sagte ein EU-Beamter. Deshalb wird in Brüssel mit harten Verhandlungen über das geplante Freihandelsabkommen gerechnet.
Auch bei Agrarprodukten, die EU-Länder wie Frankreich und Italien exportieren wollen, gab es bisher nur wenige Zugeständnisse der indischen Seite.
EU hofft auch auf Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaften mit Indien
Vor dem Hintergrund von Trumps Abwendung von den europäischen Verbündeten hofft die EU zudem auf eine Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft mit Indien. Vorbild seien die Vereinbarungen mit Japan und Südkorea, erklärte von der Leyen in Neu Delhi.
Auch im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und Halbleiter wollen beide Seiten nach ihren Worten enger zusammenarbeiten. Das gleiche gilt für „grünen“ Wasserstoff und Infrastrukturprojekte in Indien.
Von der Leyen sprach bei ihrem Besuch zudem die angespannte militärische Lage der Ukraine im russischen Angriffskrieg an. Darüber habe sie länger mit Modi diskutiert, hieß es nach dem Treffen. Indien ist ungeachtet der internationalen Russland-Sanktionen inzwischen der größte Abnehmer russischen Öls, was in Brüssel auf Kritik stößt. (afp/red)
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