EU-Report: Menschenverachtende Zustände in libyschen Flüchtlingslagern
In libyschen Internierungslagern für Flüchtlinge herrschen offenbar menschenverachtende Zustände: Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf ein vertrauliches Besuchsprotokoll, das EU-Diplomaten nach ihrer Visite im Flüchtlingslager Tarek al-Sika in Tripolis an die Brüsseler Zentrale geschickt haben.
„Der Zustand bestätigt die Erwartungen schlechte sanitäre Verhältnisse, vom Platz her und der Hygiene ungeeignet, über tausend Flüchtlinge in Haft zu halten“, heißt es dem Bericht zufolge darin. Die Lebensbedingungen seien äußerst karg „und die kleine Stelle zur Arzneimittelausgabe ist ein trauriger Anblick“.
Die EU-Diplomaten protokollieren auch Gespräche mit Flüchtlingen im Tarek al-Sika-Internierungslager in Tripolis. Viele von ihnen seien seit Monaten dort eingesperrt, manche bereits über ein Jahr. Die Flüchtlinge berichteten von Misshandlungen auf ihrer Reise in den Norden Afrikas, viele hätten ihre wenigen Habseligkeiten längst verloren, bevor sie in dem Lager strandeten, berichtet der „Spiegel“ weiter.
Libysche Gesprächspartner berichten den EU-Besuchern demnach, dass manche Flüchtlinge in inoffiziellen Lagern oft so lange festgehalten würden, bis sie Lösegeld zahlten. „Migranten werden offenbar manchmal sogar zwischen den Lagern hin und her verkauft“, heißt es in dem Bericht von Mitte April.
Viele der Flüchtlinge bereuen nach Angaben der EU-Diplomaten offenbar mittlerweile ihre Reise in den Norden. „Wir waren wohl verwirrt“, antwortete eine Chemielehrerin aus Nigeria dem Bericht zufolge auf die Frage, warum sie ihre drei Kinder zurückgelassen habe, um sich auf die gefährliche Fahrt zu machen. „Wir wollen nur noch zurück nach Hause“, habe ein anderer gesagt. (dts)
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