EU-Kommission treibt KI-Datenzentren voran

Die Europäische Kommission hat die Vorbereitungen für die europaweite Einrichtung von Datenzentren für künstliche Intelligenz (KI) gestartet. Diese KI-Fabriken sollen dazu beitragen, die globale Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union zu steigern. Interessierte Länder können sich in Kürze bewerben.
Titelbild
Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie und verspricht, die digitale Transformation weiter voranzutreiben (Symbolbild Rückseite von Datenserver).Foto: iStock Stefano Marzoli
Von 5. August 2024

Künstliche Intelligenz (KI) ist zu einem der bedeutendsten Wachstumsmärkte geworden. Schätzungen zufolge wird er bis 2030 15,7 Billionen US-Dollar zur Weltwirtschaft beitragen, das ist mehr als Dreiviertel des jährlichen Bruttoinlandsprodukts der Vereinigten Staaten.

Um die globale Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union zu gewährleisten, verfolgt die EU eine Strategie zur Förderung von Künstlicher Intelligenz (KI) und der dazugehörigen Infrastruktur.

Ende Juli hat die europäische Initiative für Hochleistungsrechnen, EuroHPC JU, den Aufbau von KI-Datenzentren in Europa in seine Strategie aufgenommen. Sogenannte KI-Fabriken sollen demnach in ganz Europa entwickelt und betrieben werden. Diese Fabriken sind Teil eines im Januar 2024 angekündigten KI-Innovationspakets. Laut EU ist es ein Maßnahmenpaket zur Unterstützung europäischer Start-ups sowie kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) „bei der Entwicklung einer vertrauenswürdigen künstlichen Intelligenz (KI), die den Werten und Vorschriften der EU entspricht“.

Die Europäische Kommission und EuroHPC JU haben sich bislang nicht auf einen gemeinsamen und konkreten Zeitplan für die Inbetriebnahme der ersten KI-Fabriken festgelegt. Für den 9. September wurde vorerst ein Aufruf zur Interessenbekundung angekündigt für Länder, die eines der geplanten Datenzentren errichten wollen. Diese können dann ihre Bewerbungen für KI-Zentren auf die Ausschreibungen hin einreichen.

Europa als Supercomputer-Vorreiter?

Das EuroHPC JU (European High Performance Computing Joint Undertaking) ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die von der Europäischen Union gemeinsam mit Mitgliedstaaten und privaten Partnern ins Leben gerufen wurde. Erklärtes Ziel der Unternehmung ist es, Europa im Bereich der Entwicklung von Supercomputern und des Hochleistungsrechnens (HPC) an die Spitze zu bringen und seine Wettbewerbsfähigkeit in der digitalen Wirtschaft zu stärken.

Die KI-Datenzentren sollen europaweit Rechenleistung, Daten und Fachkräfte bereitstellen, um damit KI-Modelle für Start-ups, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Wissenschaftler zu entwickeln und zu testen.

Große Allzweck-KI-Modelle (GPAI), Supercomputer und Programmiereinrichtungen sollen erworben oder aufgerüstet werden. Eine neue Generation von Grafikprozessoren (GPUs) – einschließlich solcher für Quantencomputer – soll entwickelt werden, um dem weltweiten Mangel an Chips zu begegnen. Zugleich soll zur KI-Forschung und zu neuen KI-Anwendungen beigetragen werden, indem Kooperationen mit Organisationen geschlossen werden, um etwa Algorithmen zu entwickeln, zu testen und zu bewerten sowie groß angelegte KI-Modelle zu validieren.

Kurz: Ein europäisches Supercomputing-Ökosystem soll entstehen, inklusive Bereitstellung einer zentralen Anlaufstelle für Start-ups und Innovatoren. Forschung soll unterstützt werden sowie die Bereitstellung von Supercomputerfreundlichen Programmiereinrichtungen.

50-prozentige Förderung durch EU

Für die Finanzierung greift die EU tief in die Fördertöpfe: Die Länder müssen 50 Prozent der Investitionen übernehmen, die anderen 50 Prozent der Mittel werden von der Europäischen Union bereitgestellt.

EuroHPC JU wird die Hälfte der Rechenressourcen zuweisen, während die teilnehmenden Staaten die andere Hälfte der Kapazitäten verwalten werden. Wenn Unternehmen oder Forschungsgruppen die KI-Datenzentren nutzen oder Bestandteil werden möchten, können sie Zugang durch Bewerbung bei einem der teilnehmenden Mitgliedstaaten oder direkt vom EuroHPC JU erhalten.

Die Maßnahmen für Künstliche Intelligenz sollen bis 2030 auf 20 Milliarden Euro jährlich erhöht werden. Das derzeitige Höchstbudget für die neuen, aufzubauenden Datenzentren beträgt hierbei 1,96 Milliarden Euro; die ursprüngliche Schätzung dafür lag bei 2,1 Milliarden Euro.

Zur Finanzierung werden unterschiedliche EU-Programme angezapft: Bis zu 800 Millionen Euro kommen aus dem Programm Digitales Europa (DIGITAL). Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Erwerb neuer, auf KI spezialisierter Rechenressourcen oder der Modernisierung bestehender Einrichtungen. Aus dem Programm Horizont Europa werden bis zu 180 Millionen Euro für die Einrichtung und den Betrieb der Datenzentren bereitgestellt.

Bis 2027 sind zusätzliche öffentliche und private Investitionen von insgesamt rund 4 Milliarden Euro in Planung, um die KI-Fabriken zu realisieren.

Peanuts gegen den Rest der Welt

Mit diesen Investitionen und Förderungen der EU bleibt diese aber weit hinter dem zurück, was vor allem in den USA in die Zukunftstechnologie KI investiert wird:

Im Jahr 2023 beliefen sich die globalen Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) auf rund 142,3 Milliarden Dollar. Ein erheblicher Teil dieser Investitionen floss in den Bereich der generativen KI, die allein 25,2 Milliarden Dollar an Finanzierung anzog, was nahezu neunmal mehr ist als im Jahr 2022 und etwa 30-mal mehr als 2019.

Spitzenreiter waren die USA. Hier wurden private Investitionen in Höhe von 67,2 Milliarden US-Dollar getätigt. Das ist etwa 8,7-mal mehr als die Investitionen Chinas, des zweitgrößten Investors. Zum Vergleich: In Deutschland beliefen sich die privaten Investitionen im gleichen Zeitraum auf rund 1,91 Milliarden US-Dollar.

Die fünf Technologieunternehmen, die im Jahr 2023 am meisten in KI-Start-ups investiert haben, sind Amazon, Google, Microsoft, NVIDIA und Salesforce, entweder direkt oder über ihre jeweiligen Venture-Investment-Zweige (z. B. Google Ventures).

Über die letzten fünf Jahre hinweg haben die USA insgesamt 328,5 Milliarden Dollar in KI investiert, gefolgt von China mit rund 195 Milliarden Dollar und dem Vereinigten Königreich mit 25,5 Milliarden Dollar​. Das Ende dieser Entwicklung ist noch lange nicht in Sicht, es wird ein sprunghafter Anstieg von KI-Investitionen erwartet: Nach Angaben von Goldman Sachs Economic Research werden die weltweiten Investitionen in KI-Technologien bis 2025 auf 200 Milliarden US-Dollar steigen.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion