EU-Kommission empfiehlt Mitgliedsländern Rauchverbot im Freien

Die EU-Kommission will das Rauchen künftig an vielen Orten im Freien verbieten. Die Tabakindustrie sieht die Pläne kritisch. Die EU-Kommission habe nicht einmal untersucht, ob tatsächlich eine Gesundheitsgefahr für Nichtraucher bestehe.
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Rauchen im Freien soll nach Empfehlung der EU-Kommission eingeschränkt werden.Foto: Terroa/iStock
Von 2. Oktober 2024

Die EU-Kommission hat im September den Mitgliedstaaten empfohlen, ihre Bürger vor dem Passivrauchen auch im Freien zu schützen.

So rät die EU-Kommission auf Spielplätzen, in Freizeitparks und Freibädern, an Bahnhöfen und Bushaltestellen sowie in den Außenbereichen von Krankenhäusern, Schulen und Universitäten zu einem generellen Rauchverbot.

Hintergrund ist das Ziel der EU zum Schutz vor Krebs bis 2040 eine „tabakfreie Generation“ zu schaffen. Das heißt, in der Bevölkerung der EU-Mitgliedstaaten sollen zukünftig weniger als 5 Prozent der Menschen Tabak konsumieren.

700.000 Menschen verlören durch Tabakkonsum jedes Jahr ihr Leben, so die EU-Kommission. Zehntausende von ihnen seien Opfer des Passivrauchens. Zudem könne Passivrauchen zu Lungen- und Herzkrankheiten führen.

Grüne und SPD greifen EU-Empfehlung auf

Nach dem Vorstoß der EU-Kommission für einen besseren Schutz vor dem Passivrauchen haben SPD und Grüne eine deutliche Ausweitung der Beschränkungen in Deutschland gefordert.

„Niemand sollte unfreiwillig dem gesundheitsschädlichen Rauch von Zigaretten, E-Zigaretten und anderen Dampfprodukten ausgesetzt sein“, sagte etwa SPD-Gesundheitspolitiker Dirk Heidenblut dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Heidenblut plädierte dafür, in Deutschland die jüngsten Empfehlungen der EU-Kommission in nationales Recht umzusetzen.

Jugendliche rauchen E-Zigaretten. Foto: Sergei Supinsky/AFP/Getty Images

Kein Rauchen im Auto als Nächstes?

Auch von den Grünen kommt Zuspruch. Der Schutz vor Passivrauch sei ein wichtiger Baustein wirksamer Verhältnisprävention für gesundheitsfördernde Lebenswelten, sagte deren Verbraucherschutzexpertin Linda Heitmann dem RND.

„Dafür mache ich mich gemeinsam mit meiner Fraktion stark. Ich kämpfe auch dafür, Aromen für E-Zigaretten, die süß riechen und schmecken und dadurch ein erhebliches Einstiegspotenzial besitzen, vom Markt zu verbannen“, erklärte sie.

Man sollte es für Kinder und Jugendliche weniger attraktiv machen, zu E-Produkten wie E-Zigaretten oder Vapes zu greifen, betonte Heitmann weiter. „Auch ein Verbannen des Rauchens und Dampfens aus Autos wäre sofort wirksam und einfach und unbürokratisch umzusetzen.“

Die Verbraucher müssten verstehen, so die Grüne, dass „auch beim Dampfen […] Feinstaub und Giftstoffe freigesetzt [werden], die gesundheitsschädigende Wirkung haben“. In der EU-Initiative sehe sie einen deutlichen Appell, den expandierenden Markt für E-Produkte zu stoppen.

Maßnahmen gegen erhitzte Tabakerzeugnisse und E-Zigaretten

In der Empfehlung der EU-Kommission wird den Mitgliedstaaten angeraten, ihre Maßnahmen für rauchfreie Umgebungen auf neuartige Produkte auszuweiten, wie erhitzte Tabakerzeugnisse und elektronischen Zigaretten, die zunehmend von jungen Menschen konsumiert werden.

Im Juli hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die negativen Folgen der Exposition gegenüber Emissionen dieser neuen Produkte in der Umgebungsluft hingewiesen, darunter erhebliche Atemwegs- und Herz-Kreislaufprobleme.

Von der EU-Kommission kommt Unterstützung durch eine direkte Finanzspritze in Höhe von 16 Millionen Euro aus dem EU4Health-Programm, während bereits 80 Millionen Euro aus dem Horizont-Programm für die Stärkung der Tabak- und Nikotinbekämpfung sowie der Suchtprävention bereitgestellt wurden.

Mit den empfohlenen Maßnahmen soll auch eine Verringerung der gesellschaftlichen Akzeptanz des Konsums von Tabak und neuartigen Produkten beigetragen werden.

E-Zigaretten gelten als weniger schädlich als Tabak-Zigaretten. Sie seien jedoch nicht harmlos, sagt dagegen Frank Henkler-Stephani vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Foto: Friso Gentsch/dpa/dpa

EU-Kommission: Tabak Krebsrisikofaktor Nummer eins

Tabak ist der Krebsrisikofaktor Nummer eins, und mehr als ein Viertel der Krebstode in der EU, Island und Norwegen werden auf das Rauchen zurückgeführt, so die EU-Kommission. Todesfälle und andere Gesundheitsindikatoren (wie Herzinfarkte in der allgemeinen Bevölkerung und Atemwegserkrankungen) haben sich dank rauchfreier Umgebungen verbessert.

Der Marktanteil der erhitzten Tabakerzeugnisse und elektronische Zigaretten (E-Zigaretten) ist steil angestiegen.

Oftmals werden Kunden mit irreführenden Behauptungen bezüglich ihrer angeblichen Sicherheit oder ihres vermeintlichen Nutzens für die Rauchentwöhnung vermarktet. Ihre potenziell schädlichen Auswirkungen sind jedoch erheblich und die Konsumenten können nikotinsüchtig werden, und oft konsumieren sie am Schluss neben neuartigen Produkten auch traditionelle Tabakerzeugnisse, so die EU-Kommission.

Die Tabakwirtschaft sieht die Pläne kritisch. Die EU-Kommission habe nicht einmal untersucht, ob es an den betroffenen Orten im Freien tatsächlich zu einer gesundheitlichen Gefährdung von Nichtrauchern komme, so Jan Mücke Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) zu „Lebensmittelpraxis“.

„Außerhalb von geschlossenen Räumen wird Tabakrauch in der Umgebungsluft sehr schnell verdünnt und ist in einer Entfernung von zwei Metern praktisch nicht mehr nachweisbar. Eine Gefährdung Umstehender kann ausgeschlossen werden“, so Mücke gegenüber dem Medium.

Nichtraucherschutz liege in der Zuständigkeit der Mitgliedstaaten, und in Deutschland hätten sich die bestehenden Regelungen auf Bundes- und Länderebene bewährt und eine erhitzte gesellschaftliche Debatte befriedet, erklärt er weiter.

Das Umsetzen der Empfehlungen vom EU-Rat soll für die EU-Mitgliedstaaten nicht rechtsverbindlich sein.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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