EU hält sich mit Sicherheitsgarantien für Kiew zurück

Die EU sieht sich an der Seite der Ukraine – aber für die Zeit nach dem Krieg bleibt sie vage. Vorerst blickt man nervös nach Belarus.
Titelbild
Flaggen vor dem EU-Parlament in Brüssel.Foto: iStock
Epoch Times30. Juni 2023

Die Europäische Union sagt der Ukraine weitere umfassende Unterstützung zu, hält sich aber mit Sicherheitsgarantien für die Zeit nach Ende des Krieges zurück. Beim EU-Gipfel in Brüssel konnten sich die 27 Mitgliedstaaten gestern nur auf eine vage Absichtserklärung für „künftige Sicherheitszusagen“ verständigen. Sorge macht den EU-Staaten die mögliche Verlegung von russischen Söldnern der Gruppe Wagner nach Belarus. Östliche Länder wie Polen, Litauen oder Lettland fürchten um die Sicherheit der EU-Außengrenze.

Die Unterstützung der Ukraine ist eines der Topthemen des zweitägigen Gipfels. Auf der Tagesordnung standen zudem die künftige Migrationspolitik der EU und die wirtschaftliche Lage der Gemeinschaft sowie das Verhältnis zu China. Zu Beginn äußerten sich viele Gipfel-Teilnehmer aber vor allem zur unklaren Lage in Russland nach der Konfrontation des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin mit Präsident Wladimir Putin.

Prigoschin hatte am Samstag unvermittelt einen Marsch auf Moskau abgeblasen und sich bereit erklärt, ins EU-Nachbarland Belarus überzusiedeln – mit einer unbekannten Zahl von Söldnern. Die EU-Staats- und Regierungschefs berieten zu Beginn ihres Gipfels mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Ein EU-Diplomat sagte anschließend, es sei klar, dass die Stationierung russischer Atomwaffen in Belarus in Kombination mit der Verlegung von Söldnern ein „explosiver Cocktail“ werden könnte. Die Situation sei instabil. Aber die EU müsse ruhig bleiben und die Ukraine weiter unterstützen.

Scholz: Unser Ziel ist eine unabhängige Ukraine

Bundeskanzler Olaf Scholz stellte klar: „Unser Ziel hier ist nicht ein Regierungswechsel, ein Regime Change in Russland. Unser Ziel, das wir verfolgen, ist eine unabhängige Ukraine.“ Auf Nachfrage erinnerte er an das NATO-Beistandsversprechen für alle Mitgliedsstaaten: „Jeder Angriff auf Nato-Territorium ist eine Sache, die wir gemeinsam beantworten werden.“ Auf eine Frage zu möglichen Sicherheitsgarantien für die Ukraine nach Ende des Kriegs sagte Scholz: „Wir haben uns als Staaten verpflichtet, dass wir auch zukünftig der Ukraine etwas schulden, was ihre Sicherheit betrifft.“

Die Gipfelerklärung zum Punkt Sicherheitszusagen fiel dann sehr vage aus. Grund für die zurückhaltende Wortwahl war die Haltung von Ländern wie Österreich, Irland und Malta. Sie wollen militärisch neutral bleiben und sind deswegen auch nicht Mitglied der NATO. Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer sagte zum Thema Sicherheitsgarantien: „Da ist es für uns als neutrale Staaten klar, dass es diese so nicht geben kann.“

Konkreter wurde die Gipfelerklärung an zwei anderen Punkte: Die EU-Staaten wollen die Ukraine stärker bei den Planungen für einen internationalen Friedensgipfel unterstützen, der nach Vorstellungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Schweiz organisiert werden könnte. Der andere Punkt: Die EU bietet der Ukraine nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms weitere Hilfe an, zusätzlich zur bereits laufenden Katastrophenschutzhilfe.

Polen sichert Ostgrenze

Polen hatte am Mittwochabend bekannt gegeben, wegen der geplanten Verlegung von Wagner-Söldnern nach Belarus seine Ostgrenze noch stärker sichern zu wollen. Geplant sei sowohl eine Aufstockung der uniformierten Kräfte als auch stärkere Befestigungen für den Fall eines Angriffs, sagte Vize-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski. Auch Litauen hatte bereits stärkere Kontrollen an seinen Grenzen zu Russland und Belarus angekündigt.

Überschattet werden könnte der Gipfel vom Streit über die Begrenzung von Migration und die Verteilung von Geflüchteten in der EU. Ungarn und Polen hatten sich zuletzt sehr kritisch über den von den EU-Innenministern erreichten Kompromiss geäußert und eine Veto-Drohung in den Raum gestellt. (dpa/dl)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion