„Es gibt größere Probleme als die Kopftuch-Frage“: Van der Bellen verteidigt Aussage

Österreichs Bundespräsident hat seine umstrittene Äußerung verteidigt, wonach man eines Tages alle Frauen darum bitten müsse, aus Solidarität mit Musliminnen Kopftuch zu tragen.
Titelbild
Der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen.Foto: Virginia Mayo/dpa
Von 27. April 2017

„Es gibt größere Probleme als die Frage Kopftuch“, sagte Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen der „Welt“. Die Aufregung um seine Äußerung verstehe er nicht.

„Ich bin kein Freund des Kopftuches, aber es gibt in Österreich Meinungsäußerungsfreiheit, und es gibt auch Bekleidungsfreiheit, die ja damit zusammenhängt.“

Der grüne Bundespräsident hatte mit folgender Aussage, die im ORF gesendet wurde, die Gemüter erhitzt:

Wenn es so weitergeht, (…) bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie – wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen. Alle, aus Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun.“

In sozialen Netzwerken hatten es daraufhin heftige Reaktionen gegeben. Auf Van der Bellens Facebook hagelte es hunderte kritische Kommentare. Es wurde dort auch darauf hingewiesen, dass Frauen in manchen Ländern unter Lebensgefahr gegen die Verschleierung kämpfen.

„Die Presse“ berichtete überdies: Van der Bellen hatte nach seiner Kopftuch-Aussage noch einen Vergleich mit Dänemark während der NS-Besetzung gebracht, der allerdings nicht im ORF zu sehen war. Er sagte: „Das ist nicht so weit hergeholt. Wenn ich mich richtig erinnere haben die Dänen während der deutschen Besatzung doch etwas Ähnliches gemacht: Und nicht-jüdische Dänen haben angefangen, den David-Stern zu tragen“. Als Geste des Widerstands gegen die Deportation der Juden.

Der ORF meinte zu dem Video-Ausschnitt, der in einem Van der Bellen-Portrait auftauchte, er sei „nicht mit Bedacht gewählt“ gewesen.

Hier das Original-Video

Kritik von FPÖ und AfD

„Diese Aussage macht mich und viele Österreicherinnen und Österreicher fassungslos“, schrieb der FPÖ-Vorsitzende Heinz-Christian Strache auf Facebook. Sie löse „zu Recht eine Welle der Empörung bei Menschen aus, die für Freiheit und gegen Unterdrückung kämpfen“.Van der Bellen habe sich selbst als „grüner Fundamentalist“ demaskiert. Strache erwarte „als Mindestmaß eine sofortige öffentliche Entschuldigung für diese verfehlte Wortwahl.“

Aus Deutschland kommentierte die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry: „Herr Van der Bellen wetteifert scheinbar um den ersten Platz bei jenen, die dem Islam das Wort reden und sich als Türöffner betätigen wollen, um die Unterdrücker-Religion in unseren aufgeklärten Gesellschaften salonfähig zu machen.“

„Solidarität hätte geheißen, sich in Ländern wie Saudi-Arabien, dem Iran oder Indonesien dafür einzusetzen, dass Frauen vollwertige Mitglieder ihres Landes würden“, so Petry. „Doch das hätte Mut bedeutet, Mut, den er nicht aufbringen will. Viel lieber möchte er in Mitteleuropa die Einheimischen dazu bringen, ein Symbol der Unfreiheit zu tragen.“

Die Wiener Hofburg hatte den Präsidenten in Schutz genommen und geschrieben, es habe sich um „ironische Überspitzung“ gehandelt.

Siehe auch:

Ironie? Österreichs Präsident fordert: Kopftuch für alle Frauen „aus Solidarität“ (+VIDEO)



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