Erdbeben: Rettungskräfte bergen nach 30 Stunden Frau aus Wohnblock

Ein verheerendes Erdbeben erschüttert Mandalay in Myanmar, zerstört Gebäude wie das Sky Villa Condominium und fordert zahlreiche Opfer, während Rettungskräfte unter schwierigen Bedingungen nach Überlebenden suchen – „Es fehlt an allem“.
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Rettungskräfte im Einsatz.Foto: Lauren DeCicca / Getty Images
Epoch Times29. März 2025

Auf der Straße in Mandalay liegt der eingestürzte Glockenturm eines Klosters. Die Zeiger stehen auf 12.55 Uhr, wenige Minuten zuvor war Myanmar am Freitag von einem heftigen Erdbeben der Stärke 7,7 erschüttert worden.

Eingestürztes Gebäudes. Foto: STR/afp via Getty Images

Die 1,7-Millionen-Einwohner-Metropole Mandalay liegt nur wenige Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt. Hier haben die Erschütterungen besonders schwere Schäden angerichtet. Seit der Katastrophe versuchen Einsatzkräfte pausenlos, Verschüttete aus den vielen eingestürzten Gebäuden zu ziehen.

Nach 30 Stunden geborgen

Mit am schwierigsten ist die Lage am Wohnblock Sky Villa Condominium. Von den zwölf Stockwerken sind nur noch sechs übrig. Die mit Rissen übersäten, blassgrünen Mauern der oberen Stockwerke lasten auf den eingestürzten unteren Etagen. In den Trümmern ist der Körper einer Frau zu sehen, ein Arm und ihr Haar hängen herunter.

Unter großen Anstrengungen entfernen Einsatzkräfte Trümmerteile mit bloßen Händen, um zu Verschütteten zu gelangen. 30 Stunden nach dem Erdbeben gelingt es den Rettungskräften am Samstagabend eine Frau lebendig aus den Trümmern zu bergen.

Eine Überlebende wird zur medizinische Versorgung getragen. Foto: Sai Aung Main/afp via Getty Images

Die 30-Jährige wird von ihrem Ehemann überglücklich in den Arm genommen und ins Krankenhaus gebracht. Nach Angaben eines Vertreters des Roten Kreuzes werden noch mehr als 90 Menschen unter den Schuttbergen des Wohnblocks vermutet.

Rund um die Gebäudetrümmer liegen Gegenstände, die an das Alltagsleben der bisherigen Bewohner des Wohnblocks erinnern: ein Plastikspielzeug, Teile von Möbelstücken und ein Bild der New Yorker Skyline. Unter Bäumen in der Nähe lagern einige der früheren Bewohner mit den Habseligkeiten, die sie nach dem Erdbeben aus ihren Wohnungen retten konnten.

Überall in Myanmars zweitgrößter Stadt sind Menschen in Flip-Flops und mit minimaler Schutzausrüstung damit beschäftigt, mit den Händen nach Verschütteten zu graben. Sie alle hoffen, auf ihrer Suche die Rufe von Überlebenden zu hören. „Es gibt viele Opfer in Wohnanlagen“, sagt einer der Helfer. „Vergangene Nacht wurden mehr als hundert herausgezogen.“

Nicht nur durch den Mangel an Ausrüstung, auch durch Stromausfälle werden die Sucheinsätze erschwert. Schließlich brauchen die Einsatzkräfte Licht für ihre Suche. Nach mehr als 24 Stunden im Einsatz sind viele Helfer erschöpft. „Wir sind hier seit letzter Nacht, wir haben keinen Schlaf bekommen“, sagt einer von ihnen. „Es wird mehr Hilfe gebraucht.“

Ein Rettungshund sucht nach Überlebenden. Foto: Lauren DeCicca / Getty Images

Eigentlich gebe es genügend Einsatzkräfte, führt er aus. „Aber wir haben nicht genügend Wagen. Wir transportieren die Leichen mit leichten Lieferwagen. Etwa zehn bis 20 Leichen in einem leichten Lieferwagen.“

„Nicht Erdbeben, sondern die einstürzenden Bauten” kosten Leben

Im südostasiatischen Myanmar ereignen sich aufgrund seiner Lage auf der Sagaing-Verwerfung häufig schwere Erdbeben. Doch das vom Freitag war besonders folgenschwer: Von 1644 Toten und 3408 Verletzten spricht die Militärregierung am Samstag. Es zeichnet sich aber ab, dass die Opferzahl noch weiter steigen wird.

Dass das Erdbeben in Myanmars kultureller Hauptstadt Mandalay derart verheerend wirkte, ist laut Ian Watkinson, Experte für Plattentektonik an der Londoner Holloway University, auch auf den dortigen Hochhaus-„Boom“ der vergangenen Jahre zurückzuführen. „Das übliche Mantra lautet, dass nicht Erdbeben Menschen töten, sondern einstürzende Bauten“, sagt Ilan Kelman, Katastrophenschutzexperte am University College London.

Foto: Lauren DeCicca / Getty Images

Myanmars Kapazitäten, mit der Katastrophe umzugehen, sind auch wegen des seit vier Jahren andauernden Bürgerkriegs zwischen der Militärregierung und diversen Rebellengruppen deutlich geringer als im ebenfalls von dem Beben betroffenen Nachbarland Thailand. Der Konflikt in Myanmar hat das Gesundheitssystem und das Katastrophenmanagement des Landes stark geschwächt.

Militärjunta-Chef Min Aung Hlaing sah sich gezwungen, in einem ungewöhnlichen Schritt „jedes Land, jede Organisation“ um Unterstürzung zu bitten. In der Vergangenheit hatten es Militärregierungen in Myanmar selbst bei großen Naturkatastrophen abgelehnt, um internationale Hilfe zu bitten.

„Wir brauchen Hilfe“, bestätigt Thar Aye, der in Mandalay lebt. „Uns fehlt es an allem.“ Der 68-Jährige ist angesichts der Zerstörung völlig niedergeschlagen. „Ich bin so traurig, wenn ich diese tragische Lage sehe“, sagt er. „Ich habe so etwas noch nie erlebt.“ (afp/red)



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