Erster Wolfsangriff auf Mensch in den Niederlanden – Schäfer im Krankenhaus

In den Niederlanden kam es kürzlich zum ersten Angriff eines Wolfes auf einen Menschen. Der stellvertretende Bürgermeister ließ das Tier erschießen. Tierschützer reichten Anzeige ein: Der Mensch habe den Wolf angegriffen.
Titelbild
Ein Wolf auf der Suche nach Nahrung.Foto: Olivier Morin/AFP via Getty Images
Von 11. Juli 2023

70 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt hat erstmals ein Wolf in den Niederlanden einen Menschen angegriffen. Der Wolf war gerade dabei, auf einem abgezäunten Grundstück am Ten Have in Wapse Schafe zu jagen. Wie der niederländische Sender „RTV Drenthe“ berichtete, deuten Spuren darauf hin, dass der mutmaßliche Wolf unter dem wolfabweisenden Zaun durchgekrochen ist, um zu den Schafen zu gelangen.

Der Schäfer wollte seine Herde beschützen und ging mit Heugabel und Schaufel auf den Wolf los. Dieser verletzte den Schäfer offenbar am Arm so stark, dass dieser ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Westerveld hat dann herbeigerufenen Polizeibeamten befohlen, den Wolf zu erschießen, sagt ein Sprecher der Gemeinde. Da der Wolf eine geschützte Tierart ist, ist dies nur dann erlaubt, wenn der Bürgermeister der Ansicht ist, dass die öffentliche Sicherheit gefährdet ist. Ansonsten gilt ähnlich wie in Deutschland ein Schutzstatus für den Wolf in den Niederlanden.

Angriffe von Wölfen auf Menschen sind selten

Angriffe von Wölfen auf Menschen sind sehr selten. Wölfe frei in der Natur sind normalerweise scheu und leben zurückgezogen. Zwischen 2002 und 2020 hätten Wölfe in Europa und Nordamerika insgesamt nur 14 Menschen angegriffen, erklärt der Biologe Freek Vonk gegenüber „De Telegraaf“.

„Wenn man bedenkt, dass in Nordamerika fast 60.000 Wölfe und in Europa 15.000 Wölfe leben, die alle ihren Lebensraum mit Hunderten Millionen Menschen teilen, kann man daraus schließen, dass es wirklich äußerst selten vorkommt, von einem Wolf angegriffen zu werden“, so der holländische Biologe weiter.

Dirk Bruins, Vorsitzender der LTO Noord, einer Interessenvertretung für Landwirte und Gärtner, berichtete nach seinem Besuch beim verletzten Schafzüchter, dass die Polizei erst eingriff, als der Bauer gebissen wurde. „Zuerst rieten sie, das Tor zu öffnen, aber dann war der Wolf zum Haus gekommen“, sagt Bruins. Seiner Ansicht nach werfe der Vorfall ernsthafte Fragen zur Sicherheit der Bauerngemeinschaft auf, zitiert ihn „De Telegraaf“.

Tierschützer reichten Anzeige ein: Der Mensch hat angegriffen

Drei Tierschutzorganisationen, Fauna Protection, Animal Rights und Fauna4Life, erstatteten Anzeige gegen Bürgermeister Jager und den gebissenen Landwirt.

„So wie es jetzt aussieht, gab es keinen Angriff eines Wolfes auf einen Menschen, sondern einen Angriff eines Menschen auf einen Wolf“, schreibt der Tierschutz, wie der „RTV Drenthe“ der Niederlande berichtet. Denn wer ein Raubtier mit Mistgabel und Schaufel angreift, müsse damit rechnen, dass sich das Tier wehrt.

Bürgermeister Rikus Jager der Gemeinde Westerveld steht hingegen weiterhin zu der Entscheidung, den Wolf erschießen zu lassen. Nach dem Angriff auf den Schäfer habe sich der Wolf unter den Sonnenkollektoren befunden. Da unklar war, was der Wolf machen würde, wenn er wieder außerhalb der abgetrennten Weide wäre, fiel schließlich zugunsten der Sicherheit seine Ansage. 

Ihm zufolge gibt es keine Ansage im Wolfsprotokoll, wie damit umzugehen sei, wenn ein Wolf angegriffen hat und sich innerhalb eines wolfssicheren Gitters befindet.

„Und was sollten Sie dann tun, wenn er bereits Menschen angegriffen hat?“, fragt Rikus Jager. „Wird er das außerhalb des Netzes wiederholen oder nicht? Das ist der Kompromiss, den Sie machen müssen. Es gibt nichts darüber im Protokoll.“

Sekretär Robert Welhuis vom Dorfhaus Wapse erklärt, dass die „Welt auf den Kopf gestellt wurde“. Tierschutzorganisationen würden behaupten, der Wolf sei angegriffen worden. „Sie haben das Ganze dann anders dargestellt. Das hat uns eine gewisse Empörung beschert.“

In den Niederlanden leben schätzungsweise 35 Wölfe. Allein in Niedersachsen sind es rund 450.

Wölfe in den Niederlanden

Anfang November 2022 ging ein Video viral, das einen Rennradfahrer in den Niederlanden zeigt, der von einem Wolf verfolgt wird.

Seit 2015 ist der Wolf wieder in den Niederlanden aktiv. Die Rückkehr des unter Schutz stehenden Raubtiers wird ähnlich wie in Deutschland auch in den Niederlanden kontrovers gesehen. Schafe sind oft Opfer des Wolfes. So wurden im März beispielsweise in der Renkumse Heide in der Mitte der Niederlande 21 Schafe von Wölfen totgebissen.

In der Provinz Overijssel war 2022 ein trauriges Rekordjahr – im letzten Jahr wurden dort so viele Schafe getötet wie noch nie. Mindestens 60 Schafe fielen dem Wolf zum Opfer.



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