Erste Präsidentschaftsdebatte: Biden und Trump kämpfen um Rückenwind im Wahlkampf

Nur zwei Präsidentschaftsdebatten wird es in diesem Jahr zwischen Amtsinhaber Joe Biden und Herausforderer Donald Trump geben. Eine davon wird bereits am Donnerstag (Ortszeit) in Atlanta stattfinden. Beide Kandidaten erhoffen sich entscheidende Impulse für ihren Wahlkampf.
US-Präsident Joe Biden und der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump.
US-Präsident Joe Biden und der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump.Foto: -/AP/dpa
Von 26. Juni 2024

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Am Donnerstag, 27. Juni, wird um 21:00 Uhr Ortszeit (3:00 MESZ des darauffolgenden Tages) die erste von zwei Debatten zwischen den beiden aussichtsreichsten US-Präsidentschaftskandidaten stattfinden. Der demokratische Amtsinhaber Joe Biden und sein republikanischer Herausforderer Donald Trump werden in Atlanta diskutieren. CNN wird die Debatte organisieren, die Zweite wird ABC für den 10. September organisieren. Der Austragungsort dafür steht bisher nicht fest.

Anteil der Unentschlossenen auf bis zu zehn Prozent geschätzt

Die Debatte der Präsidentschaftskandidaten wird 90 Minuten dauern, vorgesehen sind zwei Werbeunterbrechungen. Erstmals findet eine Debatte bereits zu einem Zeitpunkt statt, zu dem noch keine offizielle Ernennung von Kandidaten durch die Parteien erfolgt ist.

Der potenzielle Einfluss der Präsidentschaftsdebatten – speziell zu einem so frühen Zeitpunkt – auf den Wahlausgang im November ist ungewiss. Aufgrund langjähriger Erfahrungen schätzen Umfrageinstitute den Anteil der Unentschlossenen, die sicher an der Wahl teilnehmen wollen, auf fünf bis zehn Prozent. In diesem Segment den Unterschied zu machen, könnte die Wahl speziell in den umkämpften Swing States entscheiden.

Kurzfristig könnte der Verlauf der Debatte jedoch Ausschläge in die eine oder andere Richtung bewirken. Darauf baut unter anderem Amtsinhaber Joe Biden, der nach wie vor in mehreren entscheidenden Staaten hinter Trump liegt.

Demokraten wollen Biden als verlässlichen Staatsmann in unsicheren Zeiten präsentieren

Gegenüber der englischsprachigen Epoch Times äußert Christy Setzer, Strategin der Demokraten, dass der Wert der ersten Debatte für beide Kandidaten darin liegt, das Momentum des Rennens zu verändern. Für Amtsinhaber Biden biete der Zeitpunkt eine große Chance:

„Derzeit haben wir den Eindruck, Präsident Biden hat – wenn auch nur in geringfügigem Maße – von den Verurteilungen Trumps profitiert. Es ist aber immer noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Debatte ist für ihn eine Chance, tatsächlich die Führung zu übernehmen oder aber die ihn betreffenden Sorgen der Wähler wieder hervortreten zu lassen.“

Mit dem 81-jährigen Biden und dem 78-jährigen Trump steht das bisher älteste Duo Präsidentschaftskandidaten einander gegenüber. Mehrfach hatte es Situationen gegeben, in denen der Amtsinhaber kurzfristig desorientiert wirkte. Die Republikaner hatten mehrfach versucht, diese als Argument für eine vermeintlich nicht mehr gegebene Amtsfähigkeit Bidens ins Spiel zu bringen. Das Weiße Haus wies Spekulationen über den Gesundheitszustand des Präsidenten stets zurück.

Setzer betont, es werde für den Amtsinhaber von großer Bedeutung sein, auf die Strategie Trumps in passender Weise zu reagieren:

„Ich denke, es ist wichtig für Herrn Biden, seine Gedanken zu ordnen, sein Gegenüber ausreichend zu studieren und sich darauf vorzubereiten, wie man Themen formuliert. Er muss sich darauf konzentrieren, wie man auf Fragen antwortet, insbesondere auf schwierige, und wahrscheinlich auch darauf, sein Temperament und seine Reaktionen unter Kontrolle zu halten.“

Trump will Grenzschutz und Inflation zu Hauptthemen machen

Thematisch wird Biden sich darauf fokussieren, seine internationale Handlungsfähigkeit und sein Ansehen bei den westlichen Partnern in den Vordergrund zu stellen. Seine Botschaft wird lauten, dass die geopolitische Herausforderung durch Russland und China es nicht gebiete, wie in der Ära Trump Differenzen zwischen Verbündeten zu betonen.

Darüber hinaus will Biden sich an Wechselwähler wenden und Zielgruppen wie unverheiratete Frauen in urbanen Lebenszusammenhängen mobilisieren. Dazu wird er Trump zum Vorwurf machen, für die Aufhebung des Roe-vs.-Wade-Urteils zum Schwangerschaftsabbruch durch den Supreme Court verantwortlich zu sein.

Wichtiger für Biden dürfte es jedoch werden, seine Wirtschaftsbilanz zu verkaufen. Die Inflation ist nach einem vorübergehenden Rückgang wieder zurückgekehrt. Der Präsident wird versuchen, seine Maßnahmen zur Entlastung von Unternehmen und Haushalten in dieser Situation ins Spiel zu bringen. Dazu kommt seine Botschaft, die Steuerpläne von Donald Trump würden nur Reichen Nutzen bringen.

Kein Dazwischenreden mehr möglich – das könnte Trump und Biden gleichermaßen helfen

Trump hingegen wird auf Themen wie irreguläre Grenzübertritte, Inflation und die Eskalation von Konflikten in Europa und im Mittleren Osten setzen. Er wird Biden für all diese Entwicklungen verantwortlich machen und sich selbst als Alternative ins Spiel bringen – durch die Abriegelung der Südgrenze, die massive Ausweitung der US-Ölproduktion und ein Ende des Ukraine-Krieges. Der 45. Präsident hatte erklärt, diesen bereits als President-elect, also nach der Wahl, aber vor der offiziellen Amtsübernahme, beenden zu können.

Konservative Beobachter wie der Publizist Ben Shapiro raten Trump dazu, sich in der Debatte um ein „präsidentielles“ Auftreten zu bemühen. Ein zu aggressives und wahlkämpferisches Auftreten wäre in dem Format nicht hilfreich.

Eine Neuregelung, die vor allem die Demokraten für die Debatte reklamiert hatten, wird erstmals Platz greifen. Während ein Präsidentschaftskandidat spricht, wird das Mikrofon des anderen abgeschaltet. Die Demokraten hoffen darauf, dass Biden auf diese Weise die Gelegenheit erhält, zu sprechen, ohne unterbrochen zu werden.

Gleichzeitig könnte die Neuerung jedoch auch gerade Donald Trump zum Vorteil gereichen. Im Jahr 2020 hatte ihn die Angewohnheit, Biden permanent ins Wort zu fallen, Sympathien gekostet. Dieses Mal dürfte es nicht dazu kommen.

Robert F. Kennedy Jr. auch Teil der TV-Debatte?

Der unabhängige Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. hat auch noch Chancen, an der Debatte teilzunehmen. Er hat in drei anerkannten nationalen Umfragen 15 Prozent oder mehr erreicht. Ermittelt eine weitere, vierte Umfrage diesen Wert, erfüllt Kennedy die von CNN aufgestellten Voraussetzungen, um sich für die Debatte am 27. Juni zu qualifizieren.

Der frühe Termin für die erste Debatte könnte laut der Nachrichtenagentur AP auch dem Grund geschuldet sein, Kennedy die Teilnahme zu erschweren.

 



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