Erste bulgarische Stadt verbietet Burka: Werden Frauen dort fürs Tragen bezahlt?

In Bulgarien hat erstmals eine Stadt das Burka-Tragen verboten. Es handelt sich um die 70.000 Einwohner-Stadt Pasardschick. Über die Stadt und ihre Bewohner kursieren widersprüchliche Darstellungen.
Titelbild
Burkaträgerin in Pakistan.Foto: John Moore/Getty Images
Epoch Times1. Mai 2016

Der Kölner Stadtanzeiger berichtet in einer dpa-Meldung:

Etwa zehn Prozent der bulgarischen Bevölkerung haben türkische Wurzeln. Die Burka tauche jedoch nicht in türkischen Gebieten, sondern erst seit kurzem in Roma-Siedlungen im zentralbulgarischem Raum Pasardschik auf. Generalstaatsanwalt Sotir Zazarow beklagte, Frauen würden dort 120 Lewa (rund 60 Euro) pro Monat für das Tragen der muslimischen Vollverschleierung erhalten. In Pasardschik läuft derzeit ein Gerichtsprozess gegen 14 Prediger, die für die Terrormiliz „Islamischer Staat“ geworben haben sollen, schreibt dpa.

Burka-Gegner sprechen von Bezahlung

In Bulgarien fordert bereits die Partei Patriotische Front (PF) ein landesweites Burka-Verbot. Der PF-Mitvorsitzende Krassimir Karakatschanow sagte, dass in Bulgarien nach Erkenntnissen der Geheimdienste Burkas nicht aus religiöser Entscheidung, sondern gegen Bezahlung getragen würden. „Dabei handelt es sich um eine konsequente Politik der Türkei“, betonte er laut dpa. Karakatschanows Gruppierung gehört zur Regierungsmehrheit im Parlament, ohne direkt an der Regierung beteiligt zu sein.

Wer sagt die Wahrheit?

Eine Reportage der CDU-nahen Konrad Adenauer Stiftung (KAS) vom Sommer 2015 bezeichnet den Vorwurf der Bezahlung des Burka-Tragens als Gerücht. „Anders als in Medienberichten behauptet, wird bei uns im Roma-Viertel Pasardschik-Istok kein Druck auf Frauen ausgeübt, die Burka zu tragen“, wird darin ein Einwohner zitiert. Auch sei es nur ein Mediengerücht, dass Frauen für ihre Vollverschleierung bezahlt würden.

„Wollen bulgarische Fernsehsender das Thema ‚radikaler Islam in Bulgarien‘ illustrieren, so greifen sie gern zu Filmaufnahmen, die vollverschleierte Frauen im Roma-Viertel von Pasardschik zeigen“, so der KAS-Bericht, der auch erklärt, dass der Ort in den vergangenen Jahren friedlicher geworden sei, nachdem viele der Bewohner zum Islam konvertierten. Allerdings stünde Bulgariens gemäßigte muslimische Tradition mittlerweile unter verstärktem Einfluss von Predigern, die an „arabischen Universitäten“ ausgebildet seien und seit den 90er Jahren in Bulgarien für ihre strengeren Auslegungen missionierten, was in der Bevölkerung Unbehagen verursacht habe.

„Zweifellos besteht in Bulgarien die reale Gefahr einer Herausbildung radikaler, islamistischer Strömungen“, zitierte die KAS den Analysten Alex Alexiev. Der Report wollte jedoch keine Stellung zu der Frage beziehen, „inwieweit die Anklage der bulgarischen Staatsanwaltschaft im Prozess von Pasardschik plausibel ist und es in Bulgarien den von Medien behaupteten ‚radikalen Islam‘ tatsächlich gibt“. (rf)



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