Erneute Angriffe auf Shen Yun: Folgt die „New York Times“ Pekings Linie?
Seit fast zwei Jahrzehnten hat die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) Shen Yun im Visier. Das in New York ansässige Künstlerensemble hat es sich zur Aufgabe gemacht, die traditionelle chinesische Kultur wiederzubeleben.
Shen Yun wurde im Jahr 2006 von Falun-Gong-Praktizierenden gegründet, einer spirituellen Meditationsbewegung, deren Anhänger seit dem Jahr 1999 von der KPCh brutal verfolgt werden. Falun-Gong-Praktizierende weisen seit 25 Jahren auf die Verbrechen hin, die das Regime an ihnen verübt, darunter Entführungen, Folter und Organraub. Einige dieser Gräueltaten stellt Shen Yun, neben der traditionellen Kultur des „China vor dem Kommunismus“, auch in seinen Aufführungen dar.
Außerhalb Chinas hat die KPCh sowohl aggressive als auch subtile Taktiken angewandt, um Falun Gong zu unterdrücken. Diese reichen von körperlichen Angriffen über diplomatischen Druck bis hin zur Infiltration und Nutzung westlicher Medienorganisationen.
Die „New York Times“ hat seit diesem August fünf längere Artikel veröffentlicht, die sich gegen Shen Yun und Falun Gong richten. Der jüngste Artikel dieser Art erschien am 17. November.
Die Prämisse der Artikel scheint mit einer neuen Strategie der KPCh, die gegen Falun Gong und Shen Yun gerichtet ist, übereinstimmen. Zu dieser Strategie lieferten Anfang des Jahres mehrere Informanten, die Zugang zu internen Informationen des Regimes haben, detaillierte Informationen. Ein Fokus dieser Strategie liegt demzufolge auf der Erfindung von Vorwürfen, die eine Untersuchung durch Behörden in den USA auslösen könnten. Genau das tut der jüngste Artikel der „New York Times“, indem er andeutet, Shen Yun würde von illegaler Kinderarbeit Gebrauch machen.
Informanten aus der Grauzone
Ein chinesischstämmiger Amerikaner, den die US-Strafverfolgungsbehörden im vergangenen Jahr in der Nähe des Shen-Yun-Campus aufgespürt haben, behauptet, Hinweisgeber und Initiator der Artikel gewesen zu sein. Das FBI hat die örtlichen Polizeibehörden vor ihm gewarnt und beschrieb ihn als „möglicherweise bewaffnet und gefährlich“. Die Behörden verhafteten schließlich den Mann, der auch einen YouTube-Kanal betreibt. Er muss sich nun wegen des Besitzes illegaler Schusswaffen verantworten.
Mehrere Informanten, die dem Falun Dafa Informationszentrum (FDIC) – einer gemeinnützigen Organisation, die die Verfolgung von Falun Gong dokumentiert – interne Informationen über die KPCh zur Verfügung gestellt haben, haben den Mann unabhängig voneinander als ein Instrument der KPCh identifiziert, der „böswillige“ Informationen gegen Falun Gong verbreitet.
„Ich war derjenige, der [ehemalige Shen-Yun-Künstler] der ‚New York Times‘ vorstellte, insbesondere für die ersten Interviews. Dadurch fanden sie weitere Leute“, schrieb er auf X, nachdem die „New York Times“ Anfang des Jahres einen Schmähartikel über Shen Yun veröffentlicht hatte. Auf X bezeichnete er die Shen-Yun-Manager als seine „Feinde“, die er ins Gefängnis bringen wolle.
In mehreren Beiträgen prahlte er damit, bei den Behörden des Staates New York Beschwerden gegen Shen Yun eingereicht zu haben, um rechtliche Schritte gegen das Künstlerensemble einzuleiten. Andere ermutigte er, dasselbe zu tun.
Ein Sprecher der „New York Times“ wies die Vorwürfe zurück. Die Berichterstattung über Shen Yun stehe „vollständig unter unserer eigenen redaktionellen Leitung“, hieß es.
Der jüngste Angriff
Das Fei Tian College und die Fei Tian Academy of the Arts sind religiöse private Hochschulen, die von Falun-Gong-Praktizierenden gegründet wurden. Schüler und Studenten, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, können im Rahmen eines Praktikums bei Shen Yun auftreten. Dies ermöglicht jungen Talenten, ihre Fähigkeiten in der Praxis zu beweisen und auszubauen.
Die Überschrift des jüngsten Artikels, „Die langjährigen Arbeitspraktiken von Shen Yun ziehen die Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden auf sich“, vermittelt einen Eindruck, der jedoch im Laufe des Artikels aufgelöst wird. Wenn „langjährige Arbeitspraktiken“ die „Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden“ auf sich ziehen, dann muss an den „Arbeitspraktiken“ etwas faul sein, sonst würden Behörden sicherlich nicht darauf aufmerksam werden.
Später beschreibt der Artikel aber, warum das New Yorker Arbeitsministerium auf Shen Yun aufmerksam wurde. Es waren nicht etwa mangelhafte Arbeitspraktiken, sondern geschah, nachdem die „New York Times“ Fragen an die Behörde gesandt hatte.
In diesem Zusammenhang behauptet die „New York Times“, dass sie in vorangegangenen Artikeln „zahlreiche Fälle“ genannt habe, „die von Rechtsexperten und ehemaligen Darstellern als fragwürdige Arbeitspraktiken“ beschrieben wurden.
Vorwürfe ohne Kontext
Laut der Zeitung leben die Künstler auf einem „bewachten Gelände“ und müssten „anstrengende Tourneepläne einhalten“ und „unter missbräuchlichen Bedingungen trainieren“.
Der Artikel enthält das Foto einer Luftaufnahme, die das Gelände von schräg oben zeigt. Gebäude, Maschinen, Bäume ohne Laub, menschenleer. Die Aufnahme erinnert eher an Satellitenaufnahmen zweifelhafter Anlagen als an eine künstlerische Schule. Von den „belastenden Quellen“ hingegen zeigt der Artikel persönliche Nahaufnahmen.
Das „bewachte Gelände“ kann hier zusammen mit den zwei weiteren Begriffen „anstrengend“ und „missbräuchlich“ in den Augen des Betrachters schnell zu einer Art Lager werden, dem Kinder nicht so ohne weiteres entfliehen können. Dass die Bewachung von Schul- und Campusgeländen in New York weitverbreitet ist und dem Schutz der Kinder und Jugendlichen dient, verschweigt der Artikel.
Neue Statistiken des US-Bildungsministeriums zeigen einen deutlichen Anstieg der Polizeipräsenz an öffentlichen Schulen im gesamten Bundesstaat New York. New York State gehört zu den sieben US-Bundesstaaten, in denen über 50 Prozent der Schulen eine Polizeipräsenz aufweisen.
In New York City gibt es sogar in jeder einzelnen öffentlichen Schule Polizeibeamte.
Obskure Verbindungen
Die Co-Autoren der Artikelreihe, Nicole Hong und Michael Rothfeld, scheinen zumindest indirekte Verbindungen zu KPCh zu haben. Der Vater von Nicole Hong, George Hong, soll laut einem inzwischen gelöschten Profil ehrenamtlicher Auslandsdirektor der Western Returned Scholars Association (WRSA, Vereinigung zurückgekehrter westlicher Stipendiaten) sein. Die Löschung erfolgte, nachdem das Profil aufgrund der Artikel seiner Tochter große Aufmerksamkeit erregt hatte.
Seit Jahrzehnten hält der jeweilige Parteivorsitzende der KPCh eine Grundsatzrede vor der WRSA, darunter Jiang Zemin, Hu Jintao und Xi Jinping.
Die WRSA wird direkt vom Sekretariat des Zentralkomitees der KPCh geleitet und steht unter der Leitung der Abteilung für Einheitsfrontarbeit, wie das in China ansässige China-CEEC Thinktanks Network berichtet. Die Abteilung für Einheitsfrontarbeit ist neben dem Ministerium für Staatssicherheit der KPCh das Hauptorgan, das für die Durchführung der Einflussnahme des Regimes im Ausland verantwortlich ist.
Fragwürdige Quellen
Hong und Rothfeld stützen sich stark auf eine kleine Gruppe ehemaliger Shen-Yun-Künstler, ohne zu erwähnen, dass mindestens drei von ihnen Verbindungen zur Beijing Dance Academy haben. Das geht aus einem Bericht des Falun Dafa Informationszentrum hervor.
Die Beijing Dance Academy ist „eine chinesische staatliche Organisation, die ein Instrument in der globalen Kampagne der KPCh gegen Shen Yun ist“, heißt es in dem Bericht.
Mehrere ehemalige Shen-Yun-Künstler, die von Hong um ein Interview gebeten wurden, sagten, sie hätten den Eindruck gewonnen, dass sie es darauf abgesehen hätte, eine negative Geschichte zu schreiben, bevor sie überhaupt hörte, was sie zu sagen hätten. Einige lehnten ein Interview ab und schickten ihr stattdessen ihre Antworten per E-Mail, die später von der FDIC veröffentlicht wurden. Hong und Co-Autor Rothfeld ließen die meisten dieser Antworten in ihren Geschichten aus. Der Bericht bezeichnete die Darstellung in der Zeitung als Ausdruck von „religiöser Ignoranz, Intoleranz und eindeutiger Voreingenommenheit“.
Traditionelle Kultur im Visier
Es gibt weitere Hinweise, die darauf hindeuten, dass die„ New York Times“ nicht nur in dieser Artikelserie versucht, Shen Yun oder Falun Gong in ein schlechtes Licht zu rücken oder derartige Themen ganz zu verschweigen.
Die Zeitung mag zwar bereit sein, die Menschenrechtsverletzungen der KPCh in Tibet oder Xinjiang zu kritisieren, „aber das würde sie bei Falun Gong nie tun, weil das die KPCh wirklich verärgern würde“, so Trevor Loudon, ein Experte für kommunistische Regime.
Laut einem Bericht des FDIC von diesem März veröffentlichte die „New York Times“ zwischen den Jahren 2009 und 2023 mehr als 200 Artikel über die Uiguren, mehr als 300 über Tibet, aber nur 17 über Falun Gong. Dabei ist Falun Gong keine Randgruppe und hatte vor seiner Verfolgung zwischen 70 und 100 Millionen Anhänger.
Der Bericht stellt fest, dass die Zeitung seit 2016 „keine Nachrichten über Menschenrechtsverletzungen gegen Falun-Gong-Praktizierende veröffentlicht hat […] obwohl diese Verstöße weiterhin in großem Umfang stattfinden“.
Der FDIC-Bericht führt einen Großteil der problematischen Berichterstattung auf ein Treffen zwischen dem damaligen Herausgeber der „New York Times“, Arthur Sulzberger Jr., und dem damaligen KPCh-Führer Jiang Zemin im Jahr 2001 zurück, der persönlich die Kampagne zur „Ausrottung“ von Falun Gong ins Leben rief. Sulzberger Jr. leitete eine Delegation von Autoren und Redakteuren der Zeitung und verhandelte mit der KPCh über die Freigabe der Website der Zeitung in China. Einige Tage nachdem die Zeitung ein schmeichelhaftes Interview mit Jiang veröffentlicht hatte, wurde die Website entsperrt.
Die Epoch Times ist ein langjähriger Medienpartner von Shen Yun Performing Arts.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „The New York Times to Attack Shen Yun Performing Arts Again“ und „Shen Yun Responds to New York Times Article ,Riddled With Inaccuracies’“. (deutsche Bearbeitung jw)
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