Erdogan: Tonaufnahmen zu Khashoggis Tod wurden weitergegeben

Wie starb der saudische Journalist Jamal Khashoggi? Für Beobachter ist klar, dass die Türkei schon seit Wochen genau weiß, was im Konsulat in Istanbul passiert ist. Ankara gab offenbar brisante Aufnahmen an westliche Regierungen weiter.
Titelbild
Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach während seiner wöchentlichen Parlamentsansprache am 23. Oktober 2018 über die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi, Ankara, Türkei.Foto: Stringer/Getty Images
Epoch Times10. November 2018

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat erstmals die Existenz von Tonaufnahmen zu der Ermordung des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi im Konsulat seines Landes in Istanbul bestätigt. Sein Land habe diese Aufnahmen Deutschland, den USA, Frankreich, Saudi-Arabien und Großbritannien zur Verfügung gestellt, sagte Erdogan am Samstag in einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte in Ankara, die Informationen seien auch an die USA, Frankreich, Großbritannien und Saudi-Arabien weitergegeben worden. „Sie haben die (aufgezeichneten) Gespräche gehört und kennen sie“, sagte Erdogan vor einer Reise nach Paris.

Der „Washington Post“-Kolumnist Khashoggi war am 2. Oktober in das Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul gegangen, um ein Dokument für seine Heirat abzuholen, aber nicht wieder herausgekommen. Unter internationalem Druck und nach wochenlangen Dementis gab Saudi-Arabien schließlich die Tötung des 59-Jährigen zu, weist aber weiterhin Vorwürfe zurück, dass die Tat von der saudiarabischen Führung um Kronprinz Mohammed bin Salman angeordnet worden sei. Türkische Medien und Regierungsvertreter hatten bereits früh von Tonaufnahmen berichtet, auf denen Khashoggis Ermordung dokumentiert sei.

Riad beschuldigte dabei hochrangige Regierungsmitarbeiter, ein 15-köpfiges Spezialteam zur Ausführung der Tat auf eigene Faust losgeschickt zu haben. Damit wollte die Führung offenbar den mächtigen Kronprinzen Mohammed bin Salman und auch König Salman aus der Schusslinie nehmen. Diese hätten von dem Plan nichts gewusst. Die Version wurde international als wenig glaubwürdig angezweifelt.

Riad müsse herausfinden, wer von den Mitgliedern des Spezialteams, die in Saudi-Arabien festgenommen wurden, der Täter gewesen sei, sagte Erdogan. Der Mörder sei sicher unter den Verhafteten. „Es gibt keinen Grund, woanders nach ihnen zu suchen.“ In einem Kommentar für die „Washington Post“ hatte Erdogan zuletzt gesagt, der Befehl zur Tötung des Dissidenten sei „von den höchsten Ebenen der saudischen Regierung“ gekommen.

Säurespuren im Konsulat gefunden

Ende Oktober hatte die Istanbuler Staatsanwaltschaft erklärt, Khashoggi sei unmittelbar nach Betreten des Konsulats erwürgt und seine Leiche dann zerstückelt und beseitigt worden. Nach Angaben der türkischen, regierungsnahen Zeitung „Sabah“ vom Samstag wurde die zerstückelte Leiche des „Washington Post“-Kolumnisten in Säure aufgelöst und in der Kanalisation entsorgt. In Proben aus der Abwasserleitung der Residenz des Konsuls wurden demnach Spuren von Säure gefunden.

Anfang November hatte Erdogan in einem Gastbeitrag für die „Washington Post“ erklärt, dass Khashoggis Ermordung auf höchster Ebene in Riad in Auftrag gegeben worden sei. König Salman schloss er aber ausdrücklich als Auftraggeber aus.

Zwar vermied es der türkische Präsident bisher, Thronfolger Mohammed bin Salman direkt die Schuld für die Ermordung seines Kritikers zu geben. Doch veröffentlichen die türkischen Medien laufend neue Details aus den Ermittlungen, die den 33-Jährigen unter Druck setzen.

(dpa/afp)

 



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