Erdogan greift Macron nach Islam-Äußerung an: „Macron muss sich wirklich untersuchen lassen“

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Ein Mann hält ein Bild von Macron mit einem Schuhabdruck darauf, als türkische Demonstranten während einer Demonstration gegen die Äußerungen des französischen Präsidenten zu den Mohammed-Karikaturen am 25. Oktober 2020 in Istanbul Parolen gegen Frankreich riefen.Foto: YASIN AKGUL/AFP über Getty Images
Epoch Times25. Oktober 2020

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, Mitglied der umstrittenen Muslimbruderschaft, hat am Sonntag seine Offensive gegen den französischen Staatschef Emmanuel Macron fortgesetzt. Macron sei „ein Fall und muss sich deshalb wirklich untersuchen lassen“, sagte Erdogan in einer im Fernsehen ausgestrahlten Rede. Bereits am Samstag hatte der türkische Präsident Macron geraten, seinen „geistigen Zustand überprüfen“ zu lassen.

In seiner Rede vom Sonntag warf Erdogan Macron außerdem vor, es auf ihn abgesehen zu haben. Der französische Staatschef sei „Tag und Nacht von Erdogan besessen“, sagte der türkische Präsident bei seiner Rede, die er in Malatya im Osten der Türkei hielt.

Borrell: „Türkei muss diese gefährliche Spirale der Konfrontation beenden“

Der Elysée-Palast hatte als Reaktion auf Erdogans Äußerungen vom Samstag den französischen Botschafter in Ankara zu Beratungen mit Macron nach Paris zurückgerufen. Damit solle ein „sehr starkes Signal“ an Ankara gesendet werden, hieß es aus Macrons Umfeld. „Die Äußerungen von Präsident Erdogan sind inakzeptabel“, erklärte die französische Präsidentschaft gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. „Maßlosigkeit und Grobheit sind keine Methode.“

Am Sonntag reagierte auch die EU auf Erdogans Aussagen. „Die Äußerungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan über Präsident Emmanuel Macron sind inakzeptabel“, schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell im Online-Dienst Twitter. Die Türkei müsse „diese gefährliche Spirale der Konfrontation beenden“.

Französischer Lehrer enthauptet

Hintergrund des jüngsten Streits sind Äußerungen Macrons über den Islam. Der französische Staatschef hatte ihn als eine Religion bezeichnet, die weltweit in einer „Krise“ stecke. Nach dem islamistischen Anschlag auf einen Geschichtslehrer bei Paris hatte Macron zudem strengere Kontrollen von Moscheen sowie eine stärkere Überwachung von Schulen angekündigt.

In einer nationalen Gedenkfeier für Paty hatte Macron am Mittwoch gesagt: „Wir werden Karikaturen und Zeichnungen nicht aufgeben.“ Nach dem Anschlag ging die französische Polizei in dutzenden Einsätzen gegen Menschen und Vereinigungen vor, die mutmaßlich dem islamistischen Spektrum angehören oder ihm nahe stehen.

Der Pädagoge Samuel Paty war am Freitag vor einer Woche von einem 18-jährigen Attentäter tschetschenischer Herkunft enthauptet worden, weil er seinen Schülern Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte, um das Thema Meinungsfreiheit zu illustrieren.

Äußerungen Macrons sorgten in der arabischen Welt für Empörung

Die Äußerungen Macrons zum Islam sorgten auch in anderen Ländern der arabischen Welt für Empörung. In mehreren muslimischen Ländern gingen am Wochenende hunderte Menschen auf die Straßen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte Macron gar auf, seinen „Geisteszustand überprüfen zu lassen“. Macron hatte dem Islam kürzlich bescheinigt, in einer „Krise“ zu stecken und nach dem islamistischen Anschlag auf einen Lehrer klare Worte gegen Extremismus gefunden.

Pakistans Regierungschef Imran Khan warf Macron am Sonntag vor, den „Islam zu attackieren“. In Libyen fanden Samstag und Sonntag kleinere Proteste statt, in Syrien und im Gazastreifen wurden Porträts von Macron verbrannt.

Vor der Residenz des französischen Botschafters in Israel demonstrierten zudem am Samstagabend rund 200 Menschen gegen Macron. In einigen Ländern schlossen sich die Demonstranten dem Aufruf ihrer Regierungen zum Boykott französischer Produkte an.

Französisches Außenministerium rief die Regierungen auf, die Boykottaufrufe „einzustellen“

Am Sonntag rief das französische Außenministerium die Regierungen der Länder auf, die Boykottaufrufe „einzustellen“. Zudem sollten sie zeigen, dass die Aufrufe von einer „radikalen Minderheit“ kämen.

Darüber hinaus setzte Macron am Sonntagabend mehrere Nachrichten auf Twitter ab, die auch auf Englisch und Arabisch veröffentlicht wurden. „Freiheit, wir schätzen sie; Gleichheit, wir garantieren sie; Brüderlichkeit, wir leben sie mit Intensität. Nichts wird uns jemals zum Rückzug zwingen“, schrieb der Staatschef. In einem weiteren Tweet fügte er hinzu: „Wir werden weitermachen. Wir werden immer auf der Seite der Menschenwürde und der universellen Werte stehen.“

Beziehungen zwischen Frankreich und der Türkei belastet

Die Beziehungen zwischen Frankreich und der Türkei sind zuletzt durch mehrere Themen stark belastet worden. So warf Macron der türkischen Regierung unter anderem massive Einmischung in den Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien um die Südkaukasus-Region Berg-Karabach vor. Auch hat Macron im Konflikt um Gasvorkommen im östlichen Mittelmeerraum scharfe Warnungen an Erdogan gerichtet. (afp)



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