Entsetzen in Bangkok: Kleiderfetzen, Blutlachen, Leichen

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Angst in Bangkok: Menschen suchen am Erawan-Schrein nach vermissten Angehörigen und Freunden.Foto:  Ritchie B. Tongo/dpa
Epoch Times17. August 2015
Eine verkohlte Masse Metall und Gummi, das ist alles, was von dem Moped noch übrig ist. Es liegt auf der Kreuzung Ratchaprasong mitten im Einkaufsviertel von Bangkok. Ein paar Meter weiter brennt es. Was genau da in Flammen aufgegangen ist, ist nicht zu sehen.

An der Ecke ist ein berühmter Schrein, da huldigen normalerweise Tänzerinnen in prunkvollen Kostümen dem Hindu-Gott Brahma. Jetzt ist in der Nähe ein Krater im Boden. Der Schrein selbst ist noch erleuchtet, aber direkt daneben liegen mindestens fünf Leichen unter weißen Tüchern. Blutlachen sind zu sehen, Handtaschen, eine zerfetzte Jacke. Horrorszenen wie im Krieg.

Eine Stunde nach der gewaltigen Explosion, die die Hochhäuser in der Nähe erschüttert hat, schlängelt sich der Verkehr an der belebten Kreuzung vorbei. Männer und Frauen in Rettungsuniformen kümmern sich um Verletzte. Das Blaulicht zahlreicher Krankenwagen erhellt die Kreuzung. Zwei knien auf dem Boden und versuchen, einen Mann mit Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben. Hier und da sind Leichen mit weißen Tüchern abgedeckt. Einige der Opfer müssen von der Detonation in der Luft zerfetzt worden sein.

Auf einer hohen Brücke fährt über die Kreuzung der Skytrain, ein Nahverkehrszug, der die ganze Stadt durchquert. Fußgängerbrücken machen es möglich, das wuselige Treiben auf der Straße aus sicherer Entfernung zu betrachten. Normalerweise stehen dort Touristen, die die Tanzdarbietung am Schrein aus der Höhe betrachten. In dieser Schreckensnacht stehen dort Menschen und schießen Fotos mit ihren Handy-Kameras. Die Polizei räumt die Brücken schließlich. Bombenalarm.

In der Millionenmetropole geht plötzlich die Angst um. Wer steckt dahinter? Wieso Sprengsätze an einem Schrein, der ein beliebtes Touristenziel ist? Niemand will spekulieren. Thailand ist ein friedfertiges buddhistisches Land. Die Unruheprovinzen im Süden, wo muslimische Separatisten um mehr Autonomie kämpfen, sind 1000 Kilometer weg. Sie haben ihren Kampf praktisch noch nie in die Hauptstadt getragen.

Politisch ist die thailändische Gesellschaft seit Jahren tief gespalten. Es gab Massendemonstrationen in Bangkok, Blockaden, Einsätze mit Wasserwerfern gegen Demonstranten, und ja, es gab auch Sprengsätze. Die waren aber immer auf Lager der politischen Gegner gerichtet. Und jetzt ein Anschlag mitten im pulsierenden Feierabend, an einem Schrein, der immer Hunderte Touristen anzieht? Seit dem Putsch im Mai 2014 herrscht Putschführer Prayuth Chan-ocha. Will jemand das Militär provozieren? Das Land destabilisieren? Antworten hat in dieser Schreckensnacht niemand parat.

(dpa)


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