Energiepolitik unter Trump: Comeback von Öl und Gas – Chancen und Risiken für Deutschland

Mit seinem Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen läutet Donald Trump eine neue Ära der Energiepolitik ein. Fossile Energien wie Öl und Gas stehen im Mittelpunkt seiner Agenda. Bereits jetzt reagiert der Markt und Experten erwarten weitreichende Folgen für die Energiepreise und die geopolitischen Kräfteverhältnisse.
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Trumps Regierungsmannschaft nimmt mit ersten Kandidaten Gestalt an.Foto: Brandon Bell/Getty Images
Von 13. November 2024

Knapp eine Woche liegt der Sieg Donald Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen am Dienstag, 5. November, zurück. Mittlerweile zeichnen sich auch republikanische Mehrheiten im Senat und im Repräsentantenhaus ab und der President-elect verkündet erste Personalentscheidungen. Auch mit Blick auf die inhaltlichen Schwerpunkte der künftigen Administration gewinnt die Öffentlichkeit an Klarheit. Schon im Wahlkampf hatte Donald Trump angekündigt, die Energie zur Chefsache zu machen.

Unternehmen erwarten von Trump vor allem weniger Regulierungen

Trump machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass Öl und Erdgas zu den tragenden Säulen seiner Energiepolitik gehören. Ambitionen der noch amtierenden Regierung Biden, die Gewinnung von Energie aus fossilen Quellen zugunsten der Erneuerbaren zurückzufahren, spielen für ihn keine Rolle. Aus internationalen Abkommen, in denen sich die USA zu Restriktionen bei Öl und Gas verpflichten, wird die Regierung Trump austreten.

Bereits in der Vorwoche hatten die Preise für Rohöl an Börsen wie der West Texas Intermediate (WTI) nachgegeben. Der Gaspreis stieg deutlich an – in Erwartung einer perspektivisch stärkeren Nachfrage. Phil Flynn vom Energieberatungsunternehmen PRICE Futures Group erklärte gegenüber der englischsprachigen Epoch Times, dies seien nur kurzfristige psychologische Effekte.

Grundsätzlich würden Unternehmen in diesem Sektor jedoch von der neuen Regierung positive Entwicklungen erwarten können:

„Die US-amerikanische Öl- und Gasindustrie kann lähmende Regulierungen abschütteln. Sie kann Öl nun auf der Grundlage von Angebots- und Nachfrageerwartungen produzieren, statt raten zu müssen, welche Regulierung als Nächstes kommen wird.“

Zusätzliche Produktion von Öl und Gas wird USA auch als Exporteur Bedeutung verleihen

Im Jahr 2018 waren die USA erstmals in 75 Jahren in den weltweiten Klub der Nettoexporteure von Öl aufgestiegen. Im März 2020 produzierten sie 13,1 Millionen Barrel pro Tag. Nach der Corona-Pandemie dauerte es bis Oktober 2023, ehe dieser Wert mit 13,5 Millionen Barrel übertroffen werden konnte.

Flynn erklärt, es sei schwierig, eine exakte Prognose über die Entwicklung der Produktion in den bevorstehenden Jahren zu treffen. Eine zusätzliche Produktion von ein bis zwei Millionen Barrel sei jedoch denkbar. Rob Thummel von Tortoise Capital Advisors rechnet mit einem täglichen Mehrausstoß zwischen 300.000 und 500.000 Barrel. Zudem könne die Erdgasproduktion bis 2030 um etwa 30 Milliarden Kubikfuß pro Tag anwachsen.

Es komme nun darauf an, dass die US-Produktionsunternehmen Kapitaldisziplin bewahrten und sicherstellten, dass die Märkte ausgewogen blieben. Eine Überversorgung sei zu vermeiden. Allerdings, so Thummel, sei die ständige Unsicherheit über mögliche neue Regulierungen in der Vergangenheit einer der wesentlichen Faktoren für eine Lähmung in dem Sektor gewesen.

Produktion wird wieder über Preissignale gesteuert

Die Erhöhung der Mindestkaution für Öl- und Gaspachtverträgen im April durch die Biden-Regierung von 10.000 auf 150.000 US-Dollar hatte die Gewinnung von Energie aus fossilen Quellen auf bundeseigenem Land verteuert. Außerdem wollte Biden die Genehmigungen für den Export von Flüssigerdgas aussetzen, was ein Bundesgericht stoppte.

Die Regierung Trump wird voraussichtlich alle Restriktionen der Biden-Regierung beseitigen, die der Ölförderung der USA zu Lande und zu Wasser entgegenstehen. Dies betrifft Onshore- ebenso wie Offshore-Projekte und LNG ebenso wie traditionelle Bohrungen. Darüber, wie viel aus welcher Quelle gefördert und wohin es verschifft wird, soll allein der Markt entscheiden.

De facto würde die Steuerung der Produktion über den Preis stattfinden. Erhebungen der Federal Reserve Bank von Dallas und Kansas zufolge müssten die Ölpreise auf dem Markt bei etwa 64 US-Dollar liegen, damit die Förderung sich lohne. Adam Ferrari von der Phoenix Capital Group zufolge gibt es einen Korridor bezüglich der Kosten. Gegenüber der englischsprachigen Epoch Times erklärt er:

„Ich glaube, die meisten Leute würden sagen, dass die Kosten für die rentable Förderung eines Barrels zwischen 15 und 60 Dollar liegen.“

Unsicherheit bei Anteilseignern von Green-Energy-Titeln

Die Analysten von JPMorgan Chase Commodities Research gehen für 2025 von einem durchschnittlichen Ölpreis von 75 US-Dollar pro Barrel aus. Anschließend sei ein Rückgang auf 60 US-Dollar möglich, der einige Produzenten zur vorübergehenden Stilllegung veranlassen könnte.

Der jüngste „Short-Term Energy Outlook“ der Energy Information Administration (EIA) geht von einem durchschnittlichen Preis von 78 US-Dollar im Jahr 2025 aus.

Auch Unternehmen, die im Bereich der erneuerbaren Energien investieren, hatten an der Börse einen psychologischen Effekt aufgrund des Trump-Sieges zu verzeichnen. Sie verloren zum Teil zweistellig an Prozentpunkten. Sie rechnen mit einem Ende oder massiven Einschränkungen von Vergünstigungen aufgrund des Inflation Reduction Acts (IRA).

Dieses Gesetz soll bis zum Jahr 2030 für eine Verdopplung der Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen in den USA sorgen.

Trump wird keinen radikalen Kahlschlag bei Erneuerbaren anstreben

Dan Lashof vom World Resources Institute ist sich darüber im Klaren, dass Trump ein erklärter Skeptiker mit Blick auf die Erneuerbaren ist. Allerdings ist auch von seiner Seite nicht von dogmatischen oder radikalen Schritten zu rechnen. Lashof äußerte in einem Statement nach den Wahlen:

„Der Übergang zu sauberer Energie hat in den vergangenen vier Jahren rapide an Fahrt aufgenommen. Sollte Trump versuchen, Anreize für saubere Energie zu beseitigen, würde das parteiübergreifenden Widerstand hervorrufen.“

Auch Repräsentantenhaus-Sprecher Mike Johnson äußerte bereits im September gegenüber CNBC, es werde keinen ziellosen Kahlschlag bei den Subventionen nach dem IRA geben. Allerdings stünden einzelne Maßnahmen auf dem Prüfstand:

„Wir werden ein Skalpell und keinen Vorschlaghammer nutzen. Einige Vorschriften dort haben sich überwiegend als hilfreich erwiesen.“

Ein komplettes Aus für alle Steuervergünstigungen im Bereich der Energie, die in der Biden-Ära geschaffen worden seien, hätte einen Verlust von Steuergeldern zur Folge, ohne dass Nutzen erzielt werden könne. Tatsächlich werde die Trump-Regierung alle Register ziehen, um ein „Energiewunder“ zu ermöglichen. Nur ein solches könne, so heißt es auch aus den Reihen der Kongress-Republikaner, der Verschuldung wirksam entgegenwirken.

Chancen und Risiken für Deutschland

Für Deutschland bietet die offensive Energiepolitik Trumps eine Chance, der Energieknappheit im eigenen Land gegenzusteuern. Zwar bleibt LNG-Gas bedingt durch die Transportkosten immer noch deutlich teurer, als es vor 2022 russisches Pipelinegas war, allerdings könnten sich immerhin die Weltmarktpreise durch das größere Angebot beruhigen.

Die verstärkte Förderung fossiler Energien in den USA könnte zu niedrigeren Preisen und erhöhten Exporten führen. Dies könnte allerdings auch den Marktanteil erneuerbarer Energien in Deutschland selbst wieder senken. Auch könnten die Kosten für den Umstieg auf erneuerbare Energien durch internationale Konkurrenz und niedrige Preise fossiler Energien steigen.

Der Compliance-Dienstleister Vinciworks hält bei einem solchen Szenario zusätzliche jährliche Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro für die deutsche Energiewende für möglich.

 



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