Ende der Bouteflika Ära: „Bouteflika ist weg, aber es ist noch lange nicht vorbei“

In Algerien haben die Menschen den Rücktritt des langjährigen Staatschef Bouteflika gefeiert. Frankreich, die USA und Russland beschwörten die Eigenständigkeit Algeriens bei der kommenden Übergangsperiode.
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Algerien feiert.Foto: RYAD KRAMDI/AFP/Getty Images
Epoch Times3. April 2019

In Algerien haben die Menschen den Rücktritt des langjährigen Staatschef Abdelaziz Bouteflika gefeiert. Eine jubelnde, Fahnen schwenkende Menge versammelte sich am Dienstagabend nach Bekanntwerden von Bouteflikas Abdankung begleitet von einem lauten Hupkonzert im Zentrum der Hauptstadt Algiers.

Viele von ihnen gelobten, weiter für Veränderungen im Land zu demonstrieren.

Bouteflika ist weg, aber es ist noch lange nicht vorbei“, sagte etwa der 35-jährige Amal, der am Freitag wieder auf die Straße gehen wollte.

Nach wochenlangen Massenprotesten war der 82-jährige Bouteflika am Dienstagabend mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Zuvor hatte auch das Militär massiv auf ein Ende der 20-jährigen Amtszeit Bouteflikas gedrungen.

Der Verfassung entsprechend übernimmt nun zunächst der Vorsitzende des Oberhauses des Parlaments die Amtsführung. Dabei handelt es sich um den 77-jährigen einstigen Weggefährten Bouteflikas, Abdelkader Bensalah.

In internationalen Reaktionen wurde vor allem die Eigenständigkeit Algeriens in der kommenden Phase hervorgehoben. „Über Fragen, wie dieser Übergang in Algerien gesteuert wird, muss jetzt das algerische Volk entscheiden“, sagte etwa ein Sprecher des US-Außenministeriums.

Auch Russland, langjähriger Verbündeter Algeriens, mahnte internationale Zurückhaltung an.

Wir erwarten, dass die inneren Prozesse, die in diesem Land passieren und ausschließlich die innere Angelegenheit Algeriens sind, ohne Einmischung von Drittländern vor sich gehen werden“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian erklärte, er glaube an die Fähigkeit Algeriens, den „demokratischen Übergang“ mit der gleichen „Ruhe und Verantwortung“ wie in den vergangenen Wochen zu gestalten. Frankreich ist die einstige Kolonialmacht des Maghreb-Staats.

Algerienexperte Hasni Abidi von der Universität Genf bezeichnete die Demonstranten als „neuen Akteur im politischen Leben Algeriens“. Derzeit bilde sich in dem nordafrikanischen Land eine neue Zivilgesellschaft, sagte Abidi der Nachrichtenagentur AFP. Die Armee müsse angesichts dieser Entwicklung jeden Fehler vermeiden, sonst drohe sie ihr Ansehen zu verlieren.

Laut Verfassung muss binnen 90 Tagen nach Abdankung des Präsidenten ein neues Staatsoberhaupt gewählt werden. Bouteflika hatte die ursprünglich für den 18. April angesetzte Präsidentschaftswahl zuletzt wegen der Proteste auf unbestimmte Zeit verschoben. Zuvor hatte er seine Bewerbung für eine fünfte Amtszeit zurückgezogen – seine Kandidatur hatte die landesweiten Proteste ausgelöst. (afp)



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