„Ein Sturm der Krisen“ – Baerbock zu Besuch im ärmsten Land der Erde

Laut Annalena Baerbock müssen in den nächsten Monaten rund 38 Millionen Männer, Frauen und Kinder in Westafrika Hunger leiden.
Laut Annalena Baerbock müssen in den nächsten Monaten rund 38 Millionen Männer, Frauen und Kinder in Westafrika Hunger leiden.Foto: Kay Nietfeld/dpa
Epoch Times14. April 2022

Es scheint so, als hätten sich alle Kräfte dieser Erde gegen dieses Land verschworen. Armut, Hunger, Klimakrise, gewalttätiger Extremismus: Die Sahel-Republik Niger ist das ärmste Land der Welt, auf dem Entwicklungsindex der UNO belegt sie den letzten Platz der 189 verzeichneten Länder. An diesem Frühjahrstag brennt die Sonne vom Himmel, als hege auch sie noch Tötungsabsichten. 45 Grad im Schatten, Annalena Baerbock tupft sich den Schweiß von der Stirn.

Die Bundesaußenministerin ist nach Niger geflogen, um eine Botschaft zu überbringen: Es gibt auch außerhalb der Ukraine Krisenherde, die der Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft bedürfen – und die sich durch die Folgen des Ukraine-Kriegs gar noch verschärfen.

„Drohende Hungerkrise“

Die Spuren des Kriegs „reichen bis tief hin in den globalen Süden“, sagt Baerbock. Im Sahel gebe es einen „Sturm der Krisen“. Im Niger wirft sie Russland vor, „die Not in den ärmsten Ländern der Welt durch Lieferausfälle oder Lieferstopps von Nahrungsmitteln weiter anzuheizen“. Dem Sahel drohe eine Hungerkrise.

Es ist wie ein globales Mikadospiel: Wird ein Stäbchen herausgezogen, kommt das ganze Gefüge ins Rutschen. Die Folgen dieser Erschütterungen bekommen die Ärmsten der Armen in Afrika besonders zu spüren. Auch im Niger explodieren die Lebensmittelpreise infolge des Ukraine-Kriegs.

36 Millionen Menschen im Sahel sind dieses Jahr von Hunger bedroht, schätzt die UNO. Das sind dreimal mehr als noch vor zwei Jahren. Wachsende Not, das sagt Baerbock auf ihrer Afrikareise immer wieder, treibt hier chancenlose junge Menschen in die Arme der Dschihadisten.

Folgen der globalen Krisen

Welche Folgen das Zusammenspiel der globalen Krisen für den Sahel hat, besichtigt Baerbock in der Ortschaft Ouallam. Die Fahrt heraus aus Nigers Hauptstadt Niamey führt sie durch staubtrockene Savanne. Esel ziehen Karren über die Landstraße, eine einsame Giraffe am Horizont schaut der Wagenkolonne der Ministerin hinterher.

Im bettelarmen Ouallam haben in den vergangenen Jahren 6.000 Flüchtlinge aus dem angrenzenden Nachbarland Mali Schutz gesucht vor den IS-Dschihadisten. Deren Einflussbereich beginnt nur wenige Kilometer nördlich des Orts.

An eine Rückkehr in die Heimat ist für die Flüchtlinge nicht zu denken, deswegen finanziert Deutschland hier ein Integrationsprojekt, das den Flüchtlingen eine Bleibeperspektive geben soll. Sie lernen Bewässerungsfeldbau und das Brennen von Ziegeln.

Baerbock spricht mit Landwirtinnen, Amtsträgern, Kindern in der Schule, sie erkundigt sich nach den harten Lebensbedingungen in diesem Flecken am Rande der Wüste. Eine Botschaft sei ihr besonders wichtig, sagt Baerbock in Ouallam: „Wir sehen und wir hören Euch – auch wenn mitten in Europa ein Krieg tobt.“ (afp/mf)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion