Ein Mord ab umgerechnet 130 Euro
Die Aussicht auf eine lukrative Lebensversicherung, ein politischer Zwist, das Ausschalten eines lästigen Rivalen oder eines ehrlichen Buchhalters, der Ungereimtheiten in den Abrechnungen findet: Die Motive für einen Auftragsmord sind vielfältig. In Südafrika kostet so etwas 130 bis 8.000 Euro.
Die Debatte darüber, was das Land dagegen unternehmen kann, ist nach dem Mord an einem bekannten Rapper auf offener Straße neu entbrannt.
Dass ein Killer in Südafrika bereits ab umgerechnet 130 Euro zu haben ist, geht aus einem Bericht der Schweizer Globalen Initiative gegen grenzüberschreitendes organisiertes Verbrechen (GI-TOC) aus dem Jahr 2021 hervor. Sie hat die Informationen über Auftragsmorde über vier Jahre zusammengestellt.
Preis hängt von Prominenz des Opfers ab
Der Preis eines Auftragsmords richtet sich demnach nach der Prominenz des Opfers und dem Können und der Erfahrung des Auftragskillers. Im Durchschnitt werden umgerechnet rund 3.000 Euro gezahlt.
Die öffentliche Debatte über Gewaltkriminalität ist neu entbrannt am Kap, nachdem im Februar ein bekannter Rapper auf offener Straße ermordet wurde. Der Musiker Kiernan Forbes, bekannt als AKA, und sein Freund Tebello Motsoane, bekannt als Tibz, wurden vor einem Restaurant in Durban erschossen, als sie zu ihrem Auto gingen. Der Täter näherte sich dem 35-jährigen Rapper und seinem 41 Jahre alten Freund von hinten, eröffnete das Feuer und lief dann davon.
Die Tat wurde von Sicherheitskameras gefilmt. Ein Video der Tat, die nur 19 Sekunden dauerte, wurde im Internet viele Male geteilt. Die Polizei geht von einem Auftragsmord aus.
Zehnthöchste Mordrate der Welt
Südafrika hat laut der Datensammlung World Population Review die zehnthöchste Mordrate der Welt. Nur jeder fünfte Mordfall wird aufgeklärt, heißt es im jüngsten Jahresbericht der südafrikanischen Polizei. Laut einer im Februar veröffentlichten Statistik wurden im letzten Quartal 2022 im Schnitt 82 Morde am Tag verübt.
„Nur wenige Mordfälle, die von bezahlten Killern verübt werden, kommen vor Gericht. Und wenn sie vor Gericht kommen, werden die Täter oft selbst umgebracht“, sagt Wissenschaftlerin Mary de Haas, die politische Gewalt in der Provinz KwaZulu-Natal untersucht, zu der Durban gehört. Es sei daher „ziemlich einfach“, jemanden loszuwerden.
Ebenfalls im Februar wurde eine Angestellte der Verwaltung von Kapstadt in ihrem Auto erschossen, als sie sich am Eingang der Baustelle eines Immobilienprojekts im Wert von umgerechnet 25,5 Millionen Euro befand. Eine Quelle im Rathaus sagte, dass schon vor dem Mord Unbekannte versucht hätten, mit dem Projekt befasste Mitarbeiter einzuschüchtern und zu erpressen.
Polizei: Wir nehmen „weiterhin Auftragskiller und ihre Hintermänner fest“
Die Stadt Kapstadt, in der anders als auf nationaler Ebene nicht die Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC), sondern die Demokratische Allianz regiert, hat eine Belohnung von umgerechnet 5.000 Euro für Informationen über die Tat ausgesetzt. Polizeiminister Bheki Cele betonte bei der Vorstellung der jüngsten Kriminalstatistik, die Polizei nehme „weiterhin Auftragskiller und ihre Hintermänner fest“.
Die Stadtverwaltung von Kapstadt sieht die bisherigen Bemühungen zur Bekämpfung von Gewaltverbrechen allerdings deutlich kritischer. „Die vierteljährliche Kriminalstatistik gibt eher Aufschluss über Mängel der Polizeiarbeit als über die Aufklärung von Verbrechen“, erklärte sie. (afp)
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