„Ein Kampf der Kulturen“: Italien will Laborfleisch und Insekten als Nahrungsmittel verbieten

Die italienische Regierung hat neulich einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der die Produktion und Vermarktung von im Labor hergestellten Lebens- und Futtermitteln verbieten soll. Auslöser waren unter anderem eine halbe Million Unterschriften, die ein Bündnis um den italienischen Bauernverband Coldiretti gesammelt hatte.
Die neue Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist Parteichefin der rechtsradikalen Fratelli d'Italia - in deren Parteiwappen eine Flamme lodert, die an das Grab Mussolinis erinnert.
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni will synthetische Lebensmittel verbieten.Foto: Mauro Scrobogna/LaPresse via ZUMA Press/dpa
Von 2. April 2023

Mit neuen Gesetzen will die italienische Regierung synthetisch hergestellte Nahrungsmittel verbieten. Damit könnte künftig die Verwendung von Zellkulturen zur Produktion von Nahrungsmitteln in Italien unter Strafe stehen. Auch gegen die Nutzung von Insekten in der Nahrungsmittelproduktion geht die Regierung vor. Damit will das Land das italienische Lebensmittelerbe bewahren und sich von synthetischen Produkten abwenden.

„Es ist ein Kampf der Kulturen. Zur Verteidigung der Gesundheit unserer Bürger, unserer Produktionsweise, unserer Qualität, unserer Kultur, ganz einfach unserer Nahrungsmittelsouveränität“, erklärte der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida am Mittwoch in einem Tweet und fügte hinzu: „Italien ist die erste Nation der Welt, die Nein zu synthetischen Lebensmitteln sagt.“ Wenn das Parlament den Vorschlag annimmt, werden Lebensmittel, die aus Zellkulturen oder Gewebe von Wirbeltieren hergestellt werden, in dem Land verboten. Bei Nichteinhaltung drohen Geldstrafen von bis zu 60.000 Euro. Auch der Entzug öffentlicher Gelder bis zu drei Jahren könnte möglich werden.

„Laborprodukte sind unserer Meinung nach keine Garantie für Qualität, Wohlbefinden und den Schutz unserer Kultur, unserer Tradition“, sagte Lollobrigida, Mitglied der national-konservativen Partei „Brüder Italiens“ von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, auf einer Pressekonferenz am 28. März. Ministerpräsidentin Meloni hatte das Landwirtschaftsministerium im vergangenen Jahr in Ministerium für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität umbenannt, und Lollobrigida ist ein scharfer Kritiker der EU-Lebensmittelprogramme.

Ein Bündnis um den italienischen Bauernverband Coldiretti unterstützte die jüngste Initiative zum Verbot synthetischer Lebensmittel. Es sammelte eine halbe Million Unterschriften gegen die Herstellung und den Verkauf von künstlichen Lebensmitteln. Dem Bündnis zufolge sei der Gesetzesentwurf notwendig, um die lokale Industrie vor multinationalen Konzernen zu schützen.

Kritik von Nichtregierungsorganisationen

Der Gesetzentwurf wird von mehreren Befürwortern zellbasierter Agrarprodukte sowie bei Tierschutzorganisationen kritisiert.

„Die Verabschiedung eines solchen Gesetzes würde das wirtschaftliche Potenzial dieses aufstrebenden Bereichs in Italien zum Erliegen bringen, den wissenschaftlichen Fortschritt und die Bemühungen um den Klimaschutz behindern und die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher einschränken“, sagte Alice Ravenscroft, Leiterin der Abteilung Politik beim Good Food Institute (GFI) Europe, einer internationalen Nichtregierungsorganisation, die sich für pflanzliches und im Labor erzeugtes Fleisch einsetzt.

Ihrer Meinung nach würde Italien zurückbleiben, während der Rest Europas und der Welt Fortschritte auf dem Weg zu einem nachhaltigeren und sichereren Lebensmittelsystem machen würde. „Die Regierung sollte die Italiener selbst entscheiden lassen, was sie essen wollen, anstatt die Freiheit der Verbraucher zu beschneiden“, meint Ravenscroft.

Die GFI beruft sich auf wissenschaftliche Untersuchungen, wonach Laborfleisch im Vergleich zu konventionellem Rindfleisch 92 Prozent weniger Emissionen verursache, die durch die Fleischproduktion bedingte Luftverschmutzung um 94 Prozent reduziere und bis zu 90 Prozent weniger Anbaufläche verbrauche.

Der Gesetzentwurf bringe Italien in Konflikt mit anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden, Großbritannien und Spanien, wo die Regierungen mehrere Millionen Euro in die Förderung von kultiviertem Fleisch investierten, so das GFI.

Die Anti-Vivisektionsgruppe LAV bezeichnete die Politik als „ideologischen und anti-wissenschaftlichen Kreuzzug gegen den Fortschritt“, während die Internationale Tierschutzorganisation (IOT) Laborfleisch als „ethische Alternative“ bezeichnete, die den Tieren nicht schade und die Umwelt schütze.

Kritiker behaupten, dass das neue Gesetz aufgrund des freien Waren- und Dienstleistungsverkehrs innerhalb der EU keine nennenswerten Auswirkungen auf die italienische Wirtschaft haben werde.

Der Verzehr von Insekten

Die Regierung Meloni wendet sich auch gegen die Förderung von Insekten als Nahrungsalternative – ein Trend, der von der Europäischen Union aufgegriffen und von elitären Organisationen wie dem Weltwirtschaftsforum (WEF) unterstützt wird. Im Januar hat die Europäische Kommission zwei weitere Insektenarten für den menschlichen Verzehr zugelassen, obwohl sie Bedenken geäußert hatte, dass diese Allergien auslösen könnten.

Letzte Woche erklärte Meloni, dass die Regierung nach einer Debatte über die Verwendung von Grillenmehl Maßnahmen vorbereite, die die Unternehmen verpflichten würden, Produkte zu kennzeichnen, die Insekten enthalten oder aus ihnen gewonnen wurden.

„Die Regierung hat vier interministerielle Dekrete vorgelegt, die Informationsetiketten für Produkte einführen werden, die Insekten enthalten oder aus ihnen gewonnen werden“, schrieb Meloni auf Twitter. „Die Bürger müssen in der Lage sein, bewusst zu wählen und in jeder Hinsicht informiert zu sein.“

Berichten zufolge erwägt die Regierung auch, die italienische Küche in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufnehmen zu lassen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „European Country Becomes the First to Veer Away From Lab Meat and Insects“ (deutsche Bearbeitung jw)

 

 



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