Ein Jahr Eskalation in Nahost – eine Chronologie

Ein Jahr nach dem Hamas-Überfall auf Israel spitzt sich die Lage weiter zu. Zum zweiten Mal hat der Iran am Dienstag Israel mit Raketen angegriffen. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht.
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Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff in der Nähe des libanesischen Dorfes Khiam an der Grenze auf. 19. September 2024.Foto: AFP via Getty Images
Epoch Times7. Oktober 2024

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Rund ein Jahr nach dem brutalen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 weitet sich der Konflikt in der Region gefährlich aus. Israel regierte zuletzt mit massiven Luftangriffen und der Tötung von Führungspersönlichkeiten der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon auf den Dauerbeschuss der Schiitenmiliz seit dem 8. Oktober. Der Iran wiederum feuerte am Dienstagabend aus Solidarität mit der Hisbollah und der Hamas dutzende Raketen auf Israel ab. Eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse:

7. Oktober: Hamas-Überfall auf Israel

Im Morgengrauen des 7. Oktober dringen hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Gruppen vom Gazastreifen aus in den Süden Israels ein. In mehreren Ortschaften und auf einem Musikfestival werden israelischen Angaben zufolge 1.205 Menschen getötet. 251 weitere werden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 97 Geiseln sind noch immer in der Gewalt der Hamas, 33 von ihnen sind nach israelischen Angaben tot. Israel erklärt die Vernichtung der Hamas und die Befreiung der Geiseln zu seinen wichtigsten Kriegszielen.

13. Oktober: Evakuierungen aus dem Norden

Unmittelbar nach dem Überfall der Hamas beginnt die israelische Luftwaffe damit, Ziele im Gazastreifen zu bombardieren. Am 13. Oktober ruft Israel die Zivilbevölkerung im Norden des Palästinensergebiets zur Evakuierung in Richtung Süden auf. UN-Schätzungen zufolge befinden sich bis Anfang Juli 2024 rund 80 Prozent der insgesamt 2,4 Millionen Bewohner des Gazastreifens auf der Flucht.

Nach Beginn der Kämpfe im Oktober flohen Hunderttausende in den Süden des Gazastreifens. So entstand in der Stadt Rafah in den vergangen Monaten ein riesiges Zeltlager.

Nach Beginn der Kämpfe im Oktober flohen Hunderttausende in den Süden des Gazastreifens. So entstand in der Stadt Rafah in den vergangen Monaten ein riesiges Zeltlager. Foto: Rizek Abdeljawad/XinHua/dpa

27. Oktober: Beginn der israelischen Bodenoffensive

Am 27. Oktober beginnt die israelische Bodenoffensive. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes mehr als 41.600 Menschen im Gazastreifen getötet. Ob es sich dabei um Zivilisten oder Hamas-Kämpfer handelt, wird nicht mitgeteilt.

24. November: Siebentägige Waffenruhe tritt in Kraft

Am 24. November tritt die bislang einzige unter Vermittlung Katars, Ägypten und der USA vereinbarte Waffenruhe in Kraft. Binnen einer Woche lässt die Hamas 80 israelische Geiseln und Doppelstaatler, darunter 14 mit einem deutschen Pass, im Austausch für 240 in Israel inhaftierte Palästinenser frei. Zudem kommen 25 weitere Geiseln frei, die meisten von ihnen Landarbeiter aus Thailand. Nach erneutem Raketenbeschuss der Hamas auf Israel flammen die Kämpfe wieder auf.

26. Januar: Mahnung des Internationalen Gerichtshofs

Der Internationale Gerichtshof fordert Israel am 26. Januar auf, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um bei seinem Vorgehen gegen die Hamas im Gazastreifen Handlungen zu vermeiden, die mit einem möglichen „Völkermord“ in Zusammenhang gebracht werden könnten. Südafrika hatte das Gericht angerufen.

Israelische Soldaten bei einer Patrouille in der südlichen Hauptstadt des Gazastreifens, Khan Yunis, Januar 2024. Foto: Nicolas Garcia/afp via Getty Images

29. Februar: Tote bei Verteilung von Hilfsgütern

Bei einem Gedränge bei der Verteilung von Hilfsgütern in der Stadt Gaza werden nach Hamas-Angaben 120 Menschen getötet. Die israelische Armee versichert, die Soldaten hätten „eine Gefahr“ befürchtet und geschossen, die meisten seien aber von der Menge überrannt oder von Lkws überrollt worden. Ab März beginnen die USA und andere Länder mit dem Abwurf von Hilfspaketen.

13. April: Luftangriffe des Iran auf Israel

Als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff am 1. April auf sein Konsulat in Damaskus, bei dem sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden getötet werden, greift der Iran Israel am 13. April erstmals direkt von seinem Staatsgebiet aus an. Mehr als 300 Raketen, Drohnen und Flugkörper werden über Nacht abgefeuert. Der Angriff wird mithilfe von Israels westlichen Verbündeten weitgehend abgewehrt.

7. Mai: Offensive im Süden des Gazastreifens

Ab dem 7. Mai geht die israelische Armee mit „gezielten“ Angriffen im Osten der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens vor. Die Armee bringt den Grenzübergang nach Ägypten unter ihre Kontrolle.

In Rafah wird gekämpft, viele Menschen fliehen nach Dschabalia. Zwischen 100.000 und 150.000 Palästinenser sollen dort, im zu großen Teilen zerstörten Norden des Gazastreifens, leben.

In Rafah wird gekämpft, viele Menschen fliehen nach Dschabalia. Zwischen 100.000 und 150.000 Palästinenser sollen dort, im zu großen Teilen zerstörten Norden des Gazastreifens, leben. Foto: Mahmoud Zaki/XinHua/dpa

19. Juli: Huthi-Miliz greift vom Jemen aus Tel Aviv an

Am 19. Juli greift die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Huthi-Miliz vom Jemen aus Tel Aviv mit Drohnen an. Israel startet daraufhin Luftangriffe auf die jemenitische Hafenstadt Hodeida.

30. Juli: Israel tötet Hisbollah-Kommandeur

Die israelische Armee tötet bei einem Angriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut den ranghöchsten Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr. Israel macht ihn für den Angriff auf den Golanhöhen drei Tage zuvor verantwortlich, bei dem mindestens zwölf Kinder und Jugendliche auf einem Fußballplatz getötet wurden.

Israels Armee hat nach eigenen Angaben in Schedschaija erneut mehr als 150 Terroristen «eliminiert». (Archivbild)

Israels Armee hat nach eigenen Angaben in Schedschaija erneut mehr als 150 Terroristen «eliminiert». (Archivbild) Foto: Moti Milrod/HAARETZ/AP/dpa

31. Juli: Tötung von Hamas-Chef

Am 31. Juli wird der Chef des Hamas-Politbüros, Ismail Hanija, in Teheran getötet. Der Iran schreibt den Angriff Israel zu und droht mit Vergeltung, Israel äußert sich zunächst nicht dazu. Einen Tag später gibt die israelische Armee bekannt, Hamas-Militärchef Mohammed Deif sei bei einem Luftangriff am 13. Juli im Gazastreifen getötet worden.

19. September: Explosionswelle von Hisbollah-Kommunikationsgeräten

Im Libanon explodieren hunderte Walkie-Talkie-Funksprechgeräte von Hisbollah-Kämpfern, nachdem bereits am Tag zuvor hunderte Funkempfänger, sogenannte Pager, von Hisbollah-Mitgliedern explodiert waren. Israel äußert sich nicht zur Urheberschaft der Explosionen mit 39 Toten und fast 3.000 Verletzten. Die mit der Hamas verbündete Hisbollah droht Israel mit einer „neuen Phase der Abrechnung“.

20. September: Tötung zweier ranghoher Hisbollah-Kommandeure

Die israelische Armee fügt der Hisbollah-Kommandostruktur einen weiteren schweren Schlag zu. Bei einem israelischen Luftangriff in einem Vorort von Beirut wird außer dem Chef der Eliteeinheit Radwan, Ibrahim Akil, auch deren ranghoher Kommandeur Ahmed Mahmud Wahbi getötet. Insgesamt meldet die Hisbollah den Tod von 16 ihrer Kommandeure. Israel macht sie für die Planung eines ähnlichen Angriffs verantwortlich wie dem der Hamas vom 7. Oktober.

23. September: Massive gegenseitige Angriffe

Die israelische Armee fliegt ihren bisher größten Lufteinsatz gegen die Hisbollah seit Beginn des Gaza-Kriegs. Laut der libanesischen Regierung werden dabei mindesten 558 Menschen getötet. Zwei Tage später meldet die israelische Armee 2.000 Angriffe auf „terroristische Ziele“ im Libanon binnen drei Tagen.

27. September: Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah

Bei massiven Luftangriffen auf südliche Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut wird das Hauptquartier der Hisbollah bombardiert, ihr Anführer Hassan Nasrallah kommt ums Leben, auch mehrere weitere hochrangige Hisbollah-Kommandeure werden getötet.

1. Oktober: Iran greift Israel erneut mit Raketen an

Der Iran greift Israel mit rund 180 Raketen an, viele davon werden abgefangen. Später gibt Israel vorerst Entwarnung, kündigt aber Vergeltung an. Einige Stunden vor dem iranischen Angriff hatte Israel den Beginn eines „begrenzten“ Bodeneinsatzes im Süden des Libanon verkündet. Zwei Tage später teilt die libanesische Armee mit, dass sie nach dem Tod eines ihrer Soldaten durch israelischen Beschuss erstmals seit einem Jahr zurückgefeuert habe.

Israel setzt seine Einsätze gegen die Hisbollah fort. Seit einem Luftangriff in der Nacht zum Freitag im Süden von Beirut hat die Hisbollah nach Angaben eines hochrangigen Vertreters der Miliz den Kontakt zu zu ihrem führenden Kommandeur Haschem Safieddin verloren, der als möglicher Nachfolger von Nasrallah gehandelt wurde. (afp/red)



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