Ein Fest der Integration: Der größte Internationale Weihnachtsmarkt in der islamischen Welt
Weihnachtliche Klänge und der Ruf des Muezzin passen nicht zusammen? In der türkischen Küstenstadt Alanya findet einmal im Jahr der größte Internationale Weihnachtsmarkt in der islamischen Welt statt – und erfährt großen Zuspruch der Einwohner.
Am vierten Advent feierte die Stadt nun schon zum 16 mal das große Integrationsfest der Völkerfreundschaft unter der Schirmherrschaft des Bürgermeisters Adem Murat Yücel. Etwa 35 Nationen trafen sich dort zwei Tage lang friedlich zum christlichen Fest der Liebe.
Statt um Weihnachten geht es den Organisatoren dabei vor allem um das Miteinander. Seit letztem Jahr trägt der Weihnachtsmarkt am Hafen von Alanya den offiziellen Namen „Neujahrsmarkt“.
Das Event in der 300.000 Einwohner zählenden Küstenstadt wird organisiert von der Stadtverwaltung und dem Ausländerbeirat.
Bei der Eröffnung durch Bürgermeister Adem Murat Yücel (4 v. re.) herrschte eine entspannte und freundliche Atmosphäre. Etwa 15.000 Besucher werden erwartet.
Die Veranstaltung ist eine türkische Initiative und wird vom Ausländerbeirat unterstützt. Auffallend ist, dass neben den vielen Gastronomieständen auch Immobilienmakler Werbebroschüren in russischer Sprache feilbieten.
Neben vielen deutschen Senioren leben auch viele Osteuropäer an dem westlich geprägten Küstenstreifen. Es herrscht im Winter mildes Mittelmeerklima.
Viele Autos mit russischen und ukrainischen Kennzeichen sind in der Stadt und an der Küste unterwegs, junge Leute haben die deutschen Senioren als Langzeiturlauber verdrängt.
Ursula Greune, Vorsitzende des Ausländerbeirats und der St. Nicolauskirche in Antalya/Alanya, beobachtete in diesem Jahr einen Bauboom an der türkischen Riviera. Sie erklärt sich die seit Frühjahr gestiegenen Immobilienpreise mit der massiven Zuwanderung junger russischer und ukrainischer Familien. „Es kommt vor, das russische Kunden drei Wohnungen auf einmal kaufen, das erklärt den Bauboom.“
Der Internationale Weihnachtsmarkt ist nicht nur Treffpunkt für Jung und Alt, sondern auch für Menschen verschiedener Religionen. 99 Prozent der in der Türkei lebenden Menschen sind Muslime. Im Islam gibt es kein Weihnachtsfest.
Die Türkei ist ein traditionell islamisches Land. Dass hier mit dem Weihnachtsmarkt ein zutiefst christliches Fest zelebriert wird ist den Organisatoren geläufig. Viele von ihnen sind Muslime.
Während in Deutschland der Verzicht auf christliche Symbolik aus kultureller Rücksichtname auf religiöse Minderheiten eine zunehmende politische Durchsetzung erfährt und Weihnachtsmärkte aus Pandemiegründen ausfallen mussten ist hier der Internationale Weihnachtsmark für die Einwohner ein Fest der Integration.
Ganz fremd ist den Muslimen das Baumschmücken allerdings nicht: Der 31. Dezember des Jahres wird heutzutage mancherorts unter einem Baum nach christlichem Vorbild begangen – einem „Neujahrsbaum“.
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