E-Autohersteller insolvent: Tausende Fahrzeuge könnten zu Elektroschrott werden
Einst wollte er Tesla Konkurrenz machen, jetzt steht er vor dem Aus: Die Rede ist vom US-amerikanischen E-Autohersteller Fisker. Im Juni dieses Jahres ging das Unternehmen mit Sitz im Bundesstaat Kalifornien in die Insolvenz.
Von der Pleite sind jedoch auch die Besitzer dieser vollelektrisch angetriebenen Autos betroffen. Wegen eines Softwareproblems könnten ihre Fahrzeuge wichtige Funktionen verlieren. Es besteht sogar die Gefahr, dass Tausende Fahrzeuge zu Elektroschrott werden.
Problem mit der Datenübertragung
Das New Yorker Leasingunternehmen American Lease hatte zuvor die restliche Flotte von Fisker aufgekauft. Dies beinhaltete mehr als 3.000 SUV-Fahrzeuge Modell Ocean für 46,25 Millionen US-Dollar (42,83 Millionen Euro).
- Nahaufnahme eines vollelektrischen SUV Fisker Ocean. Foto: Mario Tama/Getty Images
Nach dem Deal stellte sich heraus, dass es Probleme mit der Dateninfrastruktur des Unternehmens gibt. Wie Fisker mitteilte, sei es „unmöglich“, die Daten der Fisker-Modelle auf andere Server zu übertragen. Ohne den Zugriff auf diese Daten wäre der Betrieb der Fahrzeuge beeinträchtigt worden.
American Lease teilte in einem gerichtlichen Eilantrag mit, dass die Fahrzeuge zwar noch fahrtüchtig seien, aber durch dieses Übertragungsproblem seien sie nicht mehr mit der Cloud verbunden. Durch die fehlende Datenübermittlung seien verschiedene elektronische Dienste wie Software-Updates oder Ferndiagnosen nicht mehr möglich. Auch könne mit der entsprechenden Mobiltelefon-App kein Fernzugriff auf das Auto mehr erfolgen.
Gregor Honsel, Redakteur der „MIT Technology Review“, kommentierte dazu: „Wer viel Geld für einen Wagen mit Cloud-Funktionen bezahlt hat, könnte künftig also auf das Niveau eines Golf I zurückfallen.“
Das wäre ein herber Verlust für die Besitzer eines solchen Fahrzeugs. Die Preise für ein solches Modell liegen teilweise bei 40.000 bis 70.000 US-Dollar.
Die Lösung mit der Übernahme
Doch American Lease wollte sich mit diesem Umstand nicht zufriedengeben. Vor wenigen Tagen einigte sich das Leasingunternehmen daher mit Fisker, die Kontrolle der Cloud-Dienste zu übernehmen.
Das kostete American Lease weitere 2,5 Millionen US-Dollar. So beabsichtigt die Firma sicherzustellen, dass die Datenkommunikation und der Betrieb der Fahrzeuge weiterhin optimal funktionieren.
Mit dieser Entscheidung dürfen Besitzer eines Fisker-Modells darauf hoffen, dass auch in Zukunft die digitalen Dienste verfügbar bleiben. Diese sind fundamental wichtig für den Betrieb der Fisker-Fahrzeuge. Auf die Cloud-Daten wird künftig auch die Fisker Owners Association zugreifen können. Das soll den Fahrzeugbesitzern ebenfalls dienlich sein.
Liquidationsplan genehmigt
Zudem gab ein Insolvenzgericht in Delaware grünes Licht für einen Liquidationsplan, der die Rückrufproblematik regeln soll. Insgesamt gibt es fünf offene Rückrufe beim Ocean-SUV. Drei davon beziehen sich auf Software-Updates, die anderen zwei haben einen mechanischen Grund, was Ersatzteile erfordert.
Wer sein Ocean-Modell vor Beginn des Liquidationsplans zur Werkstatt schickt, zahlt zunächst selbst für die Arbeitskosten der Reparatur. Allerdings ist es möglich, die Rechnung beim Treuhänder des Insolvenzverfahrens einzureichen und auf Erstattung zu hoffen. Geschieht die Reparatur erst nach dem [nicht genannten] Stichtag, werden die Kosten direkt übernommen.
Der Liquidationsplan soll für den geregelten Verkauf der Vermögenswerte von Fisker sorgen. Diese belaufen sich auf einen Wert von rund einer Milliarde US-Dollar (rund 930 Millionen Euro); einschließlich der Produktionsanlagen für den Ocean.
Chaos im Firmensitz hinterlassen
Nachdem Fisker in die Insolvenz gegangen war, verließ das Unternehmen die einstige Zentrale in der Stadt La Palma. Allerdings zeigte sich der Vermieter Shamrock Properties entsetzt darüber, wie Fisker die Immobilie zurückgelassen hat. Laut Medienberichten waren die Räumlichkeiten nach dem Fortgang des Autoherstellers in desolatem Zustand.
Tony Lenzini, ein Vertreter des Vermieters, teilte mit, dass noch verschiedene Fahrzeugteile, ganze Autos und lebensgroße Tonmodelle in der Zentrale zurückgeblieben sind. Auch gefährliche Abfälle wie Fässer mit Öl und Kühlmittel sowie mehrere Autobatterien fand der Vermieter vor. Für Shamrock bedeute dies erhebliche Kosten. Eine Entsorgung der Überreste koste umgerechnet mehrere Zehntausend Euro.
Daraufhin teilte Fisker mit, bis zum 27. September die Gegenstände zu entfernen. Wie Lenzini berichtete, folgte daraufhin ein eher chaotisches Treiben: Einige Leute räumten tatsächlich hektisch verschiedene Gegenstände aus den Räumlichkeiten. Allerdings war dem Vertreter nicht klar, ob hier Fisker-Mitarbeiter am Werk waren oder Mitarbeiter der Insolvenzverwaltung oder des Vermögensverwaltungsunternehmens Heritage Global Partners.
Obwohl diese Leute Computer, Werkzeuge, Autoteile und teilweise auch Abfälle mitnahmen, blieben viele Sachen noch zurück.
Auch Deutschland betroffen
Die Pleite von Fisker hat auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Nach der Insolvenz des amerikanischen E-Autoherstellers ist die deutsche Tochter ebenfalls am Ende.
Es sei „keine betriebliche Grundlage für die ausschließlich mit Vertriebsaufgaben betraute deutsche Fisker GmbH mehr gegeben“, teilte der Insolvenzverwalter Michael Jaffé Ende September mit. Der Betrieb hatte die rund 40 Mitarbeiter bereits entlassen. Nunmehr gebe es „keine Möglichkeit einer Fortführung“.
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