Durchtrennte Tiefseekabel im Roten Meer betreffen auch Deutschland

Vor der Küsten Jemens wurden Tiefseekabel für Daten durchtrennt. Der Internetverkehr Deutschlands ist auch betroffen. Experten sehen Unterseekabel als Top-Ziele für hybride Kriegsführung an.
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Schematische Darstellung eines Tiefseekabels. Laut Ferdinand Gehringer laufen 95 bis 98 Prozent des internationalen Datenverkehrs über Unterseekabel.Foto: iStock
Epoch Times5. März 2024

Nach dem mutmaßlichen Angriff der Huthi-Rebellen auf Kommunikationskabel im Roten Meer sehen Experten diese Unterseekabel auch in Zukunft als Angriffsziel für Sabotagen.

„Mit Blick auf eine hybride Kriegsführung kann ich mir zukünftig ein durchtrenntes Kabel in Kombination mit einer Desinformationskampagne durchaus vorstellen“, sagte Ferdinand Gehringer, Experte für Cybersicherheit der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Zeitungen der „Mediengruppe Bayern“.

„95 bis 98 Prozent des internationalen Datenverkehrs laufen über Unterseekabel“, so Gehringer. Er spricht von weltweit 530 Unterseekabeln, 486 davon seien in Betrieb. Auch in und um Deutschland bzw. Europa, in der Nord und- Ostsee sind Kabel verlegt.

Vollständiger Schutz kaum möglich

Johannes Rundfeldt, Sprecher der unabhängigen Arbeitsgruppe Kritis (AG KRITIS), die sich mit kritischen Infrastrukturen auseinandersetzt, spricht von einer „überragend wichtigen“ Bedeutung der Kabel.

Beide Experten sind sich einig, dass ein vollständiger Schutz der teils mehrere tausend Kilometer langen Kabel nicht möglich ist. In Küstennähe könne ein Taucher ein Kabel recht einfach sabotieren. „Vielleicht nicht mit der Kneifzange, aber mit normaler Feuerwehr-Ausrüstung geht das“, sagte Rundfeldt.

Gehringer sieht Gefahren auch für die Landungspunkte der Kabel an Land. Auch diese könne man ohne den ganz großen Aufwand sabotieren. Schutz bietet vor allem „Redundanz“, wie Rundfeldt sagt. Durch mehr Umleitungsmöglichkeiten führe eine Störung nicht zu einem Versorgungsausfall.

DE-CIX betroffen

Die durchtrennten Tiefseedatenkabel vor der Küste Jemens im Roten Meer beeinträchtigen auch den Internetverkehr in Deutschland. Dies sagte Thomas King, Technikvorstand des deutschen Internetknoten-Betreibers DE-CIX, dem „Handelsblatt“.

Das deutsche Unternehmen DE-CIX, das sich auf dem betroffenen Kabel Asia-Africa-Europe 1 (AAE1) eingemietet hatte, sei bereits am 24. Februar über die Störung informiert worden. Man habe entsprechende Datenverkehre zwischen Europa und Asien über ein intaktes Kabel umgeleitet, sagte King. Das sei „business-as-usual“.

Unklar blieb bisweilen, wie die Kabel durchtrennt worden waren und wer für den Vorfall verantwortlich ist. Die jemenitische Regierung hatte die Huthi-Miliz ins Spiel gebracht, die eine Beteiligung Agenturberichten zufolge jedoch bestritten hatte.

DE-CIX-Vorstand King sagte, dass möglicherweise der Anker eines von den Huthis angegriffenen Tankschiffs die Kabel beschädigt habe. Entsprechende Informationen habe DE-CIX von der Betreibergesellschaft des AAE1-Kabels erhalten. „Das Schiff trieb offenbar führerlos durchs Rote Meer.“  (dts/red)



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