Dürre in Spaniens Nordosten – Zum Duschen ins Fitnessstudio

In der 3.600 Einwohner-Gemeinde L'Espluga de Francolí muss dreimal in der Woche ein Tankwagen kommen, um die Wasservorräte aufzufüllen. Laut einem Experten sind jetzt „andere Formen des Wassermanagements“ notwendig. Katalonien setzt bereits auf anderen Quellen.
Titelbild
Katalaniens Stausee Sau: Vergangenes Jahr sank der Wasserspiegel so stark, dass die Ruine der Kirche des in den 1960er-Jahren gefluteten Dorfes Sant Romà wieder aus dem Wasser auftauchte.Foto: JOSEP LAGO/AFP via Getty Images
Epoch Times22. April 2023

Von zehn Uhr abends bis sieben Uhr morgens kommt in L’Espluga de Francolí kein Tropfen aus dem Hahn. Die kleine katalanische Gemeinde hat das Wasser rationiert, denn seit mehr als zweieinhalb Jahren herrscht im Nordosten Spaniens Dürre – die schlimmste seit Jahrzehnten.

„Wir füllen uns Wasser in Flaschen ab, damit wir uns morgens das Gesicht waschen und die Zähne putzen können“, sagt María González aus L’Espluga de Francolí. „Abends duschen wir entweder bei der Arbeit oder im Fitnessstudio“, fügt die 24-jährige Pflegehelferin hinzu.

Wasser ist in der 3.600 Einwohner zählenden Gemeinde schon lange knapp, doch die aktuelle Trockenheit hat die Situation dramatisch verschärft. Dreimal pro Woche kommt ein Tankwagen, um die Wasservorräte des rund einhundert Kilometer westlich von Barcelona gelegenen Orts aufzufüllen.

Provinz Barcelona besonders stark betroffen

Besonders augenfällig ist die Dürre am katalanischen Stausee Sau: Vergangenes Jahr sank der Wasserspiegel so stark, dass die Ruine der Kirche des in den 1960er-Jahren gefluteten Dorfes Sant Romà wieder aus dem Wasser auftauchte.

Im Schnitt sind die Wasserreservoirs der Region nur noch zu 26 Prozent gefüllt, der Stausee Sau hält sogar nur noch knapp sieben Prozent der früher üblichen Wassermenge. Die Behörden zogen mehr als zwei Tonnen Fische aus dem See, um zu verhindern, dass sie an Sauerstoffmangel sterben und dann das Wasser verseuchen.

Der katalanische Regierungschef Pere Aragonès spricht von einer der „schlimmsten Dürreperioden seit 50 Jahren“. Besonders stark betroffen ist die Provinz Barcelona. Vielerorts dürfen Gärten nicht mehr bewässert werden und auch Industrie und Landwirtschaft müssen den Wasserverbrauch einschränken.

„Andere Formen des Wassermanagements“ nötig

Zwischen 2004 und 2008 war das Wasser in der Region schon einmal knapp. In Katalonien und auch in Andalusien im Süden des Landes ist die Trockenheit extrem, doch ganz Spanien leidet unter Wassermangel. Seit Oktober 2022 meldet der staatliche Wetterdienst 21 Prozent weniger Regen als sonst in diesem Zeitraum.

„Die Situation in der Mittelmeerregion ist besorgniserregend“, sagt Experte Prat. Nach seinen Worten braucht es deshalb „andere Formen des Wassermanagements“. Statt sich auf vom Regen gespeiste Reservoirs zu verlassen, müsse auch Wasser aus Entsalzungsanlagen gewonnen oder Abwasser für die Bewässerung aufbereitet werden.

Katalonien setzt bereits auf diese anderen Quellen: Seit einigen Monaten investiert die Region verstärkt in Entsalzungs- und Kläranlagen. (afp/il)



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