Dubai: Wasta, das soziale Schmiermittel der arabischen Welt
Dubai, Vereinigte Arabische Emirate – Bei einer kürzlich stattgefundenen Handelsmesse wurde einem syrischen Journalisten der führenden arabischen Zeitung ein Umschlag von einem Beamten für Öffentlichkeitsarbeit zugesteckt. Der Inhalt: 1.300 US-Dollar in Geschenkgutscheinen.
Hierbei handelte es sich jedoch nicht um Bestechungsgeld. Aber es war auch nicht einfach nur ein Geschenk. Später erklärte mir der Reporter, dass das Konzept der Großzügigkeit – verbunden mit der Erwartung etwas dafür zurückzubekommen – etwas ist, das in der arabischen Welt soziale Kontakte verstärken soll.
Dies ist bekannt unter dem Namen Wasta. Ein kaum definiertes Konzept, welches auf der einen Seite sozialen Einfluss und auf der anderen Seite Korruption bedeuten kann. Es wird von vielen Arabern spaßhaft „Vitamin W“ genannt und ist das unsichtbare Schmiermittel, das den Weg für viele in der Gesellschaft leichter macht. Während Wasta in den westlich geprägten Vereinigten Arabischen Emiraten an Bedeutung verliert, nimmt es in Syrien, Jordanien und Kuwait zu.
Man kann es jedenfalls nicht einfach zuordnen. Es entwickelte sich zu einem Mittel, mit dem Führer eines arabischen Beduinenstammes Einfluss gewinnen konnten – Durch Umverteilung des Reichtums unter das Volk.
Dieses Prinzip findet heute noch in den Vereinigten Arabischen Emiraten Anwendung, wo der enorme Öl-Reichtum für die lokale Bevölkerung kostenlose Versorgungseinrichtungen, subventionierten Hausbau und, so würden manche behaupten, bevorzugte Behandlung durch die Obrigkeit bedeutete. Der Nutzen geht jedoch auf Kosten jeglicher politischer Freiheit.
Die richtigen Kontakte zu haben, ist ebenfalls ein wichtiges Element des Wasta. Hier in Dubai kann ein Name wie Al Marri, Gargash, Maktoum oder Nahyan einen Elitestatus bedeuten, ein Mitglied einer führenden Familie oder ein Familienmitglied mit Verbindungen nach ganz oben. Das öffnet natürlich Türen.
Auch so hat sich Wasta weiterentwickelt und eine etwas negativere Bedeutung angenommen. Die weitverbreitete Definition, die von Respekt und Einfluss handelt, bedeutet, dass der Ausdruck ein Inbegriff für Korruption geworden ist.
Weit weg von Gebieten, wo westliche Auswanderer in glänzenden Türmen, die Multimillionären gehören, ein- und aus-checken, ist Wasta omnipräsent.
Einer meiner Freunde, der sich für einen Vertrag für seine Baufirma in Lybien bewirbt, sagte, dass dort eine andauernde Erwartung herrscht, die Klienten mit Geschenken zu überschütten. „Wir spielen auf ehrliche Art und Weise, also glaube ich nicht, dass wir den Auftrag bekommen“, sagte er.
Eine andere Freundin, die regelmäßig nach Katar reist um Geschäftskontakte aufzubauen, beschwerte sich darüber, dass sie jedes Mal, wenn sie ein Meeting mit einem Beamten hat, die gleiche Uhr von Cartier geschenkt bekommt. „Ich glaube nicht, dass es das Geschenk ist, um das es geht. Es ist einfach ein Akt des Gebens“, erklärte sie.
Aber oftmals ebnet Wasta den Weg zur Bestechung, besonders wenn es eine notwendige Voraussetzung bei der Einstellung neuer Angestellter wird. Ein pakistanischer Taxifahrer, der Jura studiert hat, sagte, dass er keinen Job in einer Anwaltskanzlei bekommen konnte, weil er nicht genügend Geld hatte, um den Personalchef zu bestechen.
„Alles läuft mit Wasta“, sagt Salam Pax, ein irakischer Blogger. „Ob bei dem Versuch, ein gutes Bett für die Tante im Krankenhaus zu bekommen, oder bei meinem Versuch, um den Militärdienst herumzukommen, kann es dein Leben sehr vereinfachen. Es wird fast erwartet.“
Artikel auf Englisch: Dubai – Wasta, the Social Lubricant of the Arab World
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