Drittes großes Medium legt sich nicht fest: „USA Today“ bleibt ohne Wahlempfehlung zur Präsidentenwahl
Eine Woche vor dem großen Wahlabend in den USA am 5. November hat ein weiteres großes US-Medium auf eine Wahlempfehlung zur Präsidentschaftswahl verzichtet. Nach der „Washington Post“ und der „Los Angeles Times“ hat nun auch „USA Today“ bekannt gegeben, sich in dieser Frage nicht festzulegen. In den USA ist es nicht unüblich, dass Medien im Vorfeld von Wahlen Wahlempfehlungen aussprechen. Alle drei Formate hatten 2020 zur Wahl von Joe Biden aufgerufen.
Seit ihrer Gründung hat „USA Today“ immer Wahlempfehlungen abgegeben
Die Zeitung „USA Today“ gehört wie hunderte weitere Publikationen zum Medienkonzern Gannett. Das Blatt hatte seit seiner Gründung im Jahr 1982 stets Wahlempfehlungen zur Präsidentschaftswahl abgegeben. Im Jahr 2016 sprach es sich gegen Donald Trump aus, machte aber auch „ernsthafte Bedenken“ bezüglich der Eignung Hillary Clintons für das Amt des Oberbefehlshabers geltend.
Gegenüber der englischsprachigen Epoch Times erklärte die Sprecherin von „USA Today“, Lark-Marie Anton, es werde künftig keine Empfehlungen mehr auf nationaler Ebene geben. Man wolle sich auf das Vermitteln von Fakten fokussieren, damit die Leser sich ihre eigene Meinung im Vorfeld ihrer Wahlentscheidung bilden könnten.
Auch für die mehr als 200 weiteren Titel des Konzerns – von der „Arizona Republic“ bis zur „Detroit Free Press“ – werde es weder für die Präsidentenwahl noch für den Kongress Empfehlungen geben. Herausgeber von Medien, die zum Netzwerk von „USA Today“ gehören, seien jedoch frei, Wahl- oder Abstimmungsempfehlungen auf Ebene der Bundesstaaten oder Kommunen zu äußern. Anton äußerte sich auch zu den Gründen für den Schritt:
„Wir glauben, dass sich die Zukunft Amerikas auf lokaler Ebene entscheidet – mit jedem Rennen aufs Neue.“
Redakteure der „L.A. Times“ wiesen Vorschlag des Eigentümers zurück
Bereits zuvor hatten die Eigentümer der „L.A. Times“ und der „Washington Post“, Patrick Soon-Shiong und Jeff Bezos, einen Verzicht auf Wahlempfehlungen durchgesetzt. Soon-Shiong schlug der Redaktion stattdessen vor, eine Faktenanalyse zu den jeweiligen Schwerpunkten von Kamala Harris und Donald Trump zu erarbeiten. Diese solle den Lesern zur Orientierung dienen.
Dabei sollten positive und negative Aspekte bei beiden Kandidaten zur Sprache kommen, so der „L.A. Times“-Chef:
„Diese klaren und unparteiischen Informationen, Seite an Seite, könnten unseren Lesern helfen, zu entscheiden, wer des Präsidentenamtes für die nächsten vier Jahre würdig wäre.“
So many comments about the @latimes Editorial Board not providing a Presidential endorsement this year. Let me clarify how this decision came about.
The Editorial Board was provided the opportunity to draft a factual analysis of all the POSITIVE AND NEGATIVE policies by EACH…
— Dr. Pat Soon-Shiong (@DrPatSoonShiong) October 23, 2024
Die Redakteure hätten auf das Ansinnen jedoch nicht reagiert. Soon-Shiong habe sich daraufhin entschlossen, sich nicht mehr zu äußern und ihre Entscheidung zu akzeptieren.
Redakteure kündigen Arbeitsvertrag: „Wer jetzt nicht für Harris ist, ist gegen sie“
Aufseiten der „Washington Post“ hatte erst CEO William Lewis erklärt, das Blatt kehre „zurück zur Tradition“. Diese habe darin gelegen, keine Wahlempfehlungen zur Präsidentenwahl zu geben. Er gab in einem Leitartikel seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese Entscheidung als „Erklärung im Interesse unserer Leser“ wahrgenommen werde. Diese seien selbst in der Lage, eine informierte Entscheidung bezüglich ihres Wahlverhaltens zu treffen.
Wie auch später im Fall der „L.A. Times“ fassten zahlreiche Leser dies nicht in diesem Sinne auf. Stattdessen gab es eine Welle der Empörung in sozialen Medien. Der Tenor der Äußerungen von Personen, die angaben, als Kunden ihre Abos gekündigt zu haben, war stets ähnlich. Eine vorgebliche Neutralität im Angesicht der bevorstehenden Wahl sei keine – stattdessen schade die Entscheidung vor allem der demokratischen Kandidatin Kamala Harris.
Wenn ein Blatt, das bislang wiederholt explizit dazu aufgerufen habe, Donald Trump nicht zu wählen, nun seine Gegenkandidatin nicht unterstütze, komme dies einem Misstrauensvotum gegen diese gleich. In diesem Sinne äußerte sich auch Karin Klein von der „L.A. Times“, die infolge der Entscheidung des Eigentümers ihren Job kündigte.
Sie sprach von einer „wortlosen Wahlempfehlung“, die „unfairerweise andeute, Harris hätte schwerwiegende Mängel, die sie irgendwie auf eine Stufe mit Donald Trump stellen“. Und:
„Dieser Rückschlag trifft sie ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem sie sich Rückschläge nicht leisten kann.“
Jeff Bezos: „Wahlempfehlungen verstärken gerade den Eindruck der Voreingenommenheit“
Am 28. Oktober meldete sich Jeff Bezos selbst zu Wort und verteidigte seine Entscheidung. Er wies darauf hin, dass Journalisten derzeit die Berufsgruppe seien, die in der US-amerikanischen Bevölkerung das geringste Vertrauen genieße. Es reiche nicht aus, so Bezos, dass man selbst davon überzeugt sei, gute Arbeit zu machen, oder dies auch objektiv der Fall sei. Die Botschaft müsse auch beim Empfänger so ankommen.
Das Misstrauen in US-amerikanische Medien, so Bezos, sei vor allem dadurch bedingt, dass die Öffentlichkeit den Eindruck habe, diese seien voreingenommen:
„Präsidentschaftswahlempfehlungen schaffen aber gerade solche Eindrücke.“
Gleichzeitig werde kein einziger unentschlossener Wähler seine Entscheidung danach ausrichten, was irgendeine Zeitung sage. Den Medien helfe eine Opfermentalität nicht weiter, äußerte der Amazon-Gründer. Stattdessen sei es notwendig, noch härter an der eigenen Glaubwürdigkeit zu arbeiten.
Der „Daily Wire“ geht davon aus, dass die „Washington Post“ nach dem Verlust von acht Prozent der Abonnenten nach Bekanntgabe der Entscheidung versuchen wird, durch eine Öffnung zu Konservativen neue Leserschichten zu erschließen. Ein Signal in diese Richtung sei es bereits gewesen, vor einiger Zeit mit Will Lewis einen früheren Redakteur des „Wall Street Journal“ zu verpflichten.
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