Israel: Drei Festnahmen nach Angriff auf Netanjahus Anwesen – neue israelische Luftangriffe

Neue israelische Luftangriffe im Libanon und im Gazastreifen: Israels Armee nimmt weiterhin Hochburgen der Hisbollah-Miliz im Süden der Hauptstadt Beirut unter Beschuss. Zudem gab es einen Angriff mit Leuchtraketen auf die Residenz von Netanjahu. Hisbollah-Sprecher Mohammed Afif, der zum engen Umfeld des Hisbollah-Chefs Nasrallah gehörte, wurde getötet.
Titelbild
Feuerwehrleute löschen die Flammen nach einem israelischen Luftangriff auf das Zentrum der südlibanesischen Stadt Nabatieh am 16. November 2024.Foto: Abbas Fakih/AFP via Getty Images
Epoch Times17. November 2024

Die israelische Armee hat erneut massive Angriffe im Libanon und im Gazastreifen geflogen. Im Libanon nahm Israels Armee am Wochenende Hochburgen der Hisbollah-Miliz im Süden der Hauptstadt Beirut unter Beschuss, aber auch das Stadtzentrum.

Bei Angriffen im Gazastreifen gab es nach palästinensischen Angaben dutzende Tote. In Israel nahm die Polizei nach einem Angriff mit Leuchtraketen auf die Privatresidenz von Regierungschef Benjamin Netanjahu drei Verdächtige fest.

„Die Verdächtigen wurden in der Nacht wegen ihrer Beteiligung an dem Vorfall festgenommen“, erklärte die Polizei am Sonntag. Sie würden nun gemeinsam mit dem Inlandsgeheimdienst Shin Bet verhört. Einzelheiten zu den weiteren Ermittlungen gehen wegen einer Nachrichtensperre vorerst nicht an die Öffentlichkeit.

Zwei Leuchtraketen im Hof

Im Hof vor Netanjahus Anwesen in Caesarea nördlich von Tel Aviv waren am Samstagabend zwei Leuchtraketen gelandet. Polizei und Geheimdienst sprachen in einer gemeinsamen Erklärung von einem „ernsten Zwischenfall“. Netanjahu und seine Familie waren zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht im Haus.

Parlamentspräsident Amir Ohana machte regierungskritische Demonstranten für den Vorfall verantwortlich. Der Oppositionspolitiker Benny Gantz erklärte: „Wenn sich der Verdacht bewahrheitet und Aktivisten hinter dem Abfeuern von Leuchtraketen auf die Residenz des Ministerpräsidenten stecken, muss klar gesagt werden: Das ist kein Protest, das ist Terrorismus.“

Auch der israelische Präsident Isaac Herzog verurteilte den Vorfall und warnte „vor einer Zunahme der Gewalt im öffentlichen Raum“. Er habe bereits mit dem Geheimdienstchef gesprochen und ihn gebeten, „den Vorfall so schnell wie möglich zu untersuchen“.

Ende Oktober hatte es bereits einen Drohnenangriff auf das Anwesen Netanjahus in Caesarea gegeben. Netanjahu warf dem Iran und dessen Verbündeten einen Attentatsversuch vor. Zu dem Angriff bekannte sich die mit dem Iran und der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz aus dem Libanon.

In Tel Aviv forderten Demonstranten die Regierung am Samstagabend erneut auf, ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln zu schließen.

Angriffe auf Hisbollah-Hochburg im Süden Beiruts

Israel flog am 16. und 17. November mehrere Angriffe auf die Hisbollah in südlichen Vororten von Beirut. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur sprach von mindestens sieben Angriffen am 17. November.

Die israelische Armee erklärte, sie habe in Absprache mit dem Geheimdienst „militärische Kommandobasen und andere terroristische Strukturen der Hisbollah“ bombardiert. Vorab warnte die Armee die Einwohner und drängte sie zu Evakuierung.

Zudem gab es einen Angriff auf das Innenstadtviertel Ras al-Nabaa. Ziel war ein in einer Wohnung untergebrachtes Büro der syrischen Baath-Partei.

Getötet wurde demnach der Hisbollah-Sprecher Mohammed Afif, der zum engen Umfeld des im September getöteten Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah gehörte. Israels Armee lehnte eine Stellungnahme ab. Das libanesische Gesundheitsministerium erklärte, es habe bei dem Angriff mindestens einen Toten gegeben.

Israel setzte gleichzeitig seine Offensive gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen fort. Weitere Tote gab es auch bei Angriffen in Bureidsch und Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens und in Rafah im Süden.

Bei einem israelischen Angriff in Syrien wurden am 16. November zudem zwei hochrangige Anführer der Palästinensermiliz Islamischer Dschihad getötet worden. Bei den Toten handele es sich um das Politbüro-Mitglied Abdel Asis Minawi und den Außenbeauftragten Rasmi Jussuf Abu Issa, erklärte die Miliz.

Papst und UN

Papst Franziskus hat sich für eine Untersuchung der gegen Israel erhobenen Vorwürfe eines „Völkermords“ im Gazastreifen ausgesprochen. In seinem neuen Buch, aus dem die italienische Zeitung „La Stampa“ am Sonntag Auszüge veröffentlichte, macht sich der Papst diese Vorwürfe zwar nicht zu eigen. Doch er konstatiert: „Laut manchen Experten hat das, was im Gazastreifen geschieht, die Eigenschaften eines Genozids“.

Das katholische Kirchenoberhaupt fährt dann fort: „Dies sollte sorgfältig untersucht werden, um zu entscheiden, ob (die Lage) der technischen Definition (eines Genozids) entspricht, wie sie von Juristen und internationalen Organisationen formuliert wird“.

Der Papst hat wiederholt die hohe Zahl von Toten durch den inzwischen seit mehr als einem Jahr andauernden israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen beklagt, ohne allerdings dafür den Terminus „Völkermord“ zu verwenden.

Vor einigen Tagen hatten UN-Experten konstatiert, dass Israels Methoden der Kriegsführung im Gazastreifen die Merkmale eines „Völkermordes“ erfüllten. Das Land setze „Hunger als Kriegsmethode ein und fügt der palästinensischen Bevölkerung eine kollektive Bestrafung zu“, hieß es in dem Bericht eines UN-Sonderausschusses, der seit Jahrzehnten das israelische Vorgehen in den besetzten Palästinensergebieten untersucht.

Israel wies die von dem UN-Ausschuss erhobenen Vorwürfe empört zurück. Die UNO breche damit „ihren eigenen Rekord, wenn es um voreingenommene Berichte (…) und anti-israelische Erfindungen“ geht, erklärte am Samstag das israelische Außenministerium im Onlinedienst X. Es warf den Vereinten Nationen vor, sie ließen sich von „Terroristen“ missbrauchen, die „Zivilisten in einem demokratischen Staat angreifen“. (afp/dpa/red)



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