Drastischer Rückgang: 62,4 Prozent weniger Bootsflüchtlinge in Italien angelandet

Eine deutliche Entspannung im Bereich irregulärer Migration hat es im Jahr 2024 bislang in Italien gegeben. Die Zahl der angelandeten Bootsflüchtlinge belief sich mit Stand vom 12. August auf 37.031 – es sind 62,4 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.
Migranten sitzen in einem Holzboot südlich der italienischen Insel Lampedusa auf dem Mittelmeer.
Migranten in einem Holzboot südlich der italienischen Insel Lampedusa auf dem Mittelmeer.Foto: Francisco Seco/AP/dpa
Von 15. August 2024

Im Vorjahr hatte Italien im Spätsommer mehrere Massenanlandungen irregulärer Migranten erlebt, die von Tunesien aus über das Mittelmeer als Bootsflüchtlinge aufgebrochen waren. Vor allem die Mittelmeerinsel Lampedusa wurde zu einem Schwerpunkt der Versuche, auf dem Seeweg in die EU zu gelangen.

Das Jahr 2024 brachte demgegenüber eine deutliche Entspannung in diesem Bereich. Amtlichen Statistiken zufolge belief sich die Zahl der Asylsuchenden, die bis einschließlich 12. August Italien über das Mittelmeer angesteuert hatten, auf 37.031. Das sind 62,4 Prozent weniger als im Vorjahr, wo zu diesem Zeitpunkt bereits 98.535 Bootsflüchtlinge zu verzeichnen waren.

Italien sieht sich in Flüchtlingsdeal mit Tirana bestätigt

Wie „Il Giornale“ berichtet, sieht sich die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni durch die Entwicklung in ihrem Kurs bestätigt. Sie führt die Entwicklung – neben einem im Vorjahr geschlossenen Abkommen zwischen der EU und Tunesien – auf ihren bilateralen Flüchtlingsdeal mit Albanien zurück. Auch dieser stammt aus dem Jahr 2023.

Das Abkommen beinhaltet, dass Italien das Recht erhält, auf albanischem Boden zwei Einrichtungen für Asylsuchende zu betreiben. Eines der Lager im Hafen von Shëngjin ist bereits seit Mai fertiggestellt. Beim zweiten geplanten Asylzentrum auf dem Gebiet einer früheren Militäreinrichtung in Gjadër verzögern sich noch die Abschlussarbeiten – hauptsächlich aufgrund der Hitze.

Beide Einrichtungen unterstehen italienischer Gerichtsbarkeit. Von dort aus stellen Flüchtlinge Anträge auf italienische Asylverfahren. Wird der Antrag abgelehnt, sollen die Menschen umgehend abgeschoben werden. Albanien stellt das Wachpersonal. Für einen vorerst auf fünf Jahre anberaumten Betrieb bezahlt Italien der Regierung in Tirana 670 Millionen Euro.

Kritiker vergleichen Lager in Albanien mit Guantánamo

Dem italienischen Botschafter in Albanien, Fabrizio Bucci, zufolge werden ausschließlich unbegleitete männliche Asylsuchende in den Lagern untergebracht. Als verwundbar geltende Geflüchtete wie Kinder, Frauen, Ältere, Kranke oder Folteropfer können weiterhin in Italien ihr Asylverfahren abwarten. Auch würden Familien nicht getrennt.

Menschenrechtsgruppen sprechen hingegen von einem „Guantánamo“, das Italien auf dem 43.000 Quadratmeter großen Areal in Shëngjin betreibe. Dieses umfasst Wohneinheiten und Büros in Hafennähe. Allerdings ist die Bewegungsfreiheit der Untergebrachten eingeschränkt – und das Gelände ist mit einem knapp fünf Meter hohen Zaun umgeben.

Die Leiterin des EU-Büros von Amnesty International, Eve Geddie, äußerte, es sei „beschämend, dass die italienische Regierung trotz all der Kritik und der Bedenken von Menschenrechtsorganisationen beschlossen hat, dieses Abkommen fortzuführen“. Demgegenüber sprach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von „unkonventionellem Denken“ im Kontext des Umgangs mit irregulärer Migration.

Mehr Asylsuchende aus Bangladesch in Italien – nach wie vor Todesopfer unter Bootsflüchtlingen

Italiens Regierung hat zudem ihre Anreize für das ausgeweitet, was sie als „unterstützte freiwillige Rückkehr“ bezeichnet. Wer davon Gebrauch machen möchte, kann auf administrative, logistische und finanzielle Unterstützung aus Rom hoffen.

Bezüglich der Herkunft der Asylsuchenden haben sich vor allem die Unruhen in Bangladesch ausgewirkt. Mit 7.615 Asylanträgen entfallen die bisher meisten in diesem Jahr auf Menschen aus dem südasiatischen Staat. Aus Syrien kamen 5.725 Asylsuchende, aus Tunesien nur noch 4.747.

Obwohl die Zahl der Geflüchteten, die nach Italien gelangt sind, deutlich zurückgegangen ist, gibt es weiterhin Todesfälle von Schutzsuchenden auf dem Mittelmeer. Anfang des Monats starben zwei Menschen, als ein mit mehr als 30 Personen bestücktes Flüchtlingsboot knapp 30 Kilometer südöstlich der sizilianischen Stadt Syrakus sank.

Wie der „Daily Express“ schreibt, steigt die Zahl jener Asylsuchenden, die sich mithilfe selbstgebauter Boote auf den Weg über das Mittelmeer machen. Viele davon sind einfache Holz- oder Schlauchboote, die bei starkem Seegang keine Widerstandskraft entfalten. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit 2014 mehr als 23.500 Bootsflüchtlinge im zentralen Mittelmeer gestorben oder gelten als vermisst.



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