Dopingaffäre um Chinas Schwimmer überschattet Paris

Die Teilnahme chinesischer Schwimmer an den Olympischen Spielen 2024 in Paris wird von einer Dopingkontroverse überschattet. Bereits 2021, vor den verschobenen Olympischen Spielen in Tokio, wurden 23 chinesische Schwimmer positiv auf Trimetazidin getestet. Für Olympia 2024 hat China elf dieser 23 Schwimmer nominiert. Sie kämpfen jetzt in Paris um Medaillen.
Pan Zhanle aus China zeigt seine Goldmedaille.
Schwimmer Pan Zhanle aus China zeigt seine Goldmedaille.Foto: Michael Kappeler/dpa
Von 6. August 2024

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China hat elf von 23 Athleten nach Paris geschickt, die bereits 2021, vor den verschobenen Olympischen Spielen in Tokio, positiv auf Trimetazidin (TMZ) getestet wurden –  ein Medikament, das seit 2014 auf der Liste der verbotenen Substanzen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) steht.

Die positiven Tests sollen in China seinerzeit während eines nationalen Schwimmwettbewerbs stattgefunden haben. CHINADA, die chinesische Anti-Doping-Agentur, erklärte, dass die positiven Befunde von Trimetazidin, das die Durchblutung des Herzens erhöht, auf eine Kontamination durch in einem Hotel konsumierte Lebensmittel zurückzuführen seien.

Als Ergebnis der chinesischen Untersuchung wurde angegeben, dass die Schwimmer versehentlich mit dem Medikament in Kontakt gekommen waren, nachdem in der Küche des Hotels, in dem sie untergebracht waren, Spuren von TMZ gefunden worden waren. Diese Erklärung wurde von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA akzeptiert, Sanktionen gegen die Athleten wurden nicht verhängt.

Restaurantessen: Doping durch Zufall?

Jetzt weitet sich der chinesische Dopingskandal auf einen beziehungsweise zwei weitere bislang unbekannte Fälle aus: Zwei chinesische Spitzenschwimmer, die 2022 auch positiv auf ein anaboles Steroid getestet wurden, wurden hinter den Kulissen heimlich freigesprochen. Die zwei Mitglieder der chinesischen Nationalmannschaft sollen die im Sport verbotene Substanz Methandienon eingenommen haben. Der Freispruch erfolgte in China, weil es sich hierbei angeblich um einen weiteren Fall von Verunreinigung handelte, so die offizielle Erklärung für die beiden neuen Dopingergebnisse: 

Die chinesische Anti-Doping-Agentur CHINADA konnte bei ihrer Untersuchung nicht feststellen, wie die Schwimmer das Steroid aufgenommen haben. Sie kam aber zu dem Schluss, dass dies höchstwahrscheinlich geschah, als die Sportler in einem Restaurant in Peking Hamburger aßen, die mit verdorbenem Rindfleisch zubereitet wurden.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA akzeptierte auch diese Erklärung aus China erneut. Es wurden weder Belege gefordert noch in diesen Fällen Maßnahmen gegen die Athleten ergriffen. 

Dopingfälle vertuscht

Zu diesem Skandal kommt hinzu: Die positiven Testergebnisse wurden von der chinesischen Anti-Doping-Agentur CHINADA und auch von der internationalen WADA geheim gehalten, bis sie durch einen Bericht der „New York Times“ Ende Juli an die Öffentlichkeit gekommen sind.

Ebenfalls beziehungsweise zeitgleich aufgedeckt hat den Fall das Investigativteam der Deutschen „Sportschau“. Das Recherchematerial wurde letzte Woche der Welt-Anti-Doping-Agentur vorgelegt. Deren Inhalt widerspreche laut dem „Sportschau“-Team im Kern der Theorie der chinesischen Anti-Doping-Behörde, welche die 23 chinesischen Athleten entlastet und deren Kontamination als (Küchen-)Zufall darstellt.

Die geschwärzte Whistleblower-Akte

Um seine Informanten zu schützen, die Repressalien fürchten, wurde das Material laut „Sportschau“ mit unkenntlich gemachten Passagen vorgelegt. Die WADA will aber die Ermittlungen derzeit nur unter der Bedingung wieder aufnehmen, dass die sie direkten Zugang zum Whistleblower, also zu den Informanten, erhalte. Kurz: Der Whistleblower soll seine Identität preisgeben. Die Informanten aber möchten den Schutz ihrer Anonymität nicht aufgeben. Die chinesischen Quellen hatten dem ARD-Team gegenüber auf das enorm hohe Risiko für Whistleblower in China verwiesen und wollten deshalb auch keine direkten Kontakte von beispielsweise betroffenen Sportlern herstellen, die „Sportschau“ berichtete.

„Vertuschungsversuch“: Kontroverse um Entscheidung

Die Entscheidung aus China im Einklang mit der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, die Schwimmer nicht zu sanktionieren, wurde von verschiedenen Seiten kritisiert, insbesondere von der US-amerikanischen Anti-Doping-Agentur (USADA), die von einem möglichen „Vertuschungsversuch“ sprach.

Die Weltorganisation WADA verteidigte jedoch ihre Entscheidung und erklärte, dass es aufgrund der COVID-19-Pandemie unmöglich gewesen sei, eine umfassende Untersuchung vor Ort in China durchzuführen. Zudem war der Grad der nachgewiesenen Substanzen in allen Fällen niedrig und innerhalb eines Bereichs, der eine versehentliche Einnahme plausibel erscheinen ließ. 

China schwimmt in Medaillen

Trotz der internationalen Kritik bleibt China bei der Nominierung von elf der 23 Schwimmer, die damals positiv getestet wurden. Die Kontroverse wirft einen Schatten auf die Wettbewerbe in Paris, wo die betroffenen Sportler erneut um Medaillen kämpfen.

Am Samstag hatte die Weltmeisterin Angelina Köhler über 100 Meter Schmetterling eine Olympiamedaille knapp verpasst, die Deutsche wurde Vierte. Die Bronzemedaille ging an die drittplatzierte Zhang Yufei. Die Chinesin gehört zu den 23 dopingverdächtigen Schwimmern, von denen elf bei Olympia in Paris gemeldet wurden.

Auch Tang Muhan zählt zu den zwei im Jahr 2022 positiv getesteten und vom Dopingverdacht freigesprochenen Athleten. Sie war Teil der Mannschaft, die bei den Olympischen Spielen in Tokio die 4×200-Meter-Freistilstaffel gewonnen hatte. Sie hatte am letzten Donnerstag in Paris versucht, erneut Gold mit der Staffel zu gewinnen, die Freistilspezialistin wurde aber Dritte. 

Olympia-Gold hingegen gab es am Sonntag in der 4×100-Meter-Lagenstaffel der Männer. Das chinesische Quartett schlug in 3:27,46 Minuten am Ziel an und lag damit mehr als eine halbe Sekunde vor den Zweitplatzierten aus den Vereinigten Staaten. Für Teammitglied Pan Zhanle war es nach seinem Triumph über 100-Meter-Freistil das zweite Gold in Paris.

Aktuell hat China bei Olympia 2024 mit 21 Mal Gold die meisten Goldmedaillen zu verzeichnen (vor den USA mit 19, Stand 5. August 15:30 Uhr). Insgesamt liegt China in der Gesamtzahl mit 52 Medaillen hinter Spitzenreiter USA mit insgesamt 73 Medaillen. 

Hier finden Sie den Epoch Times Olympia-Ticker.

 



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