Diesel-Lkw und Busse: EU-Parlament beschließt 90-prozentiges Verbrenner-Aus
Im Bereich der Pkw ist die Akzeptanz von E-Autos so gering, dass mittlerweile sogar EU-Kommissionspräsidentin Ursula das erst im Vorjahr beschlossene Verbrennerverbot infrage stellt. Eine Mehrheit aus Linken und Liberalen im EU-Parlament will jedoch eisern an der sogenannten Verkehrswende festhalten und diese notfalls gegen den Markt erzwingen. Am Mittwoch, 10. April, beschloss man Emissionsvorgaben für die Exportbranche, die de facto ein Aus für den Diesel-Lkw bis 2040 bedeuten würden.
Lkw-Flotten noch stärker auf Diesel ausgerichtet als Stadtbusse
Mit 341 zu 268 Stimmen bei 14 Enthaltungen beschloss das EU-Parlament eine legislative Entschließung zum gemeinsamen Vorschlag mit dem Rat zur Änderung der seit 2019 geltenden Verordnung 2019/1242. Im Ergebnis sollen die durchschnittlichen CO₂-Emissionen von Lkw-Flotten ab 2030 um 45 Prozent, ab 2035 um 65 Prozent und ab 2040 um 90 Prozent gesunken sein. Bei neuen Stadtbussen soll ab 2035 sogar ein vollständiges Dieselverbot greifen.
Bei städtischen Busunternehmen gibt es bereits eine Vielzahl an Modellversuchen mit E-Bussen. Nicht überall sind diese gleich erfolgreich – weshalb viele Städte entweder einen bestimmten Teil der Flotte als Diesel bereithalten oder sogar wieder zurückgekehrt sind.
Noch ambitionierter wirken die Pläne mit Blick auf die Lkw-Flotten. Im Jahr 2023 waren 96 von 100 verkauften Lkw Dieselfahrzeuge. Bei Volvo hält man die faktisch verordnete Komplettumstellung der Produktion „schwierig, aber machbar“.
Bei Volvo fordert man die Politik zu künstlicher Verteuerung der Konkurrenz auf
Allerdings, so erklärte Geschäftsführer Martin Lundstedt gegenüber „Euractiv“, müsse es „Anreize“ für den Kauf emissionsfreier Lkw geben. Lundstedt meint damit nicht einmal Subventionen. Vielmehr fordert er von der Politik, mittels der CO₂-Bepreisung den Diesel so teuer zu machen, dass Transportunternehmen freiwillig zum teuren und leistungsmäßig ausbaufähigen E-Lkw greifen.
Bereits im Vorjahr äußerte ein Sprecher von MAN Truck und Bus gegenüber dem BR, dass Wasserstoff-Lkw frühestens ab 2035 eine Option seien. Noch im Jahr 2024 wolle man seinen ersten elektrisch betriebenen Lkw auf den Markt bringen. Bis 2030 wolle man sogar die Hälfte der Produktion in dieser Weise gestalten.
Doch selbst beim Münchner Hersteller weist man trotz aller Aufgeschlossenheit auf einige Umstände hin, die zu bedenken seien. Zum einen sei das Gewicht pro benötigtem Batteriepack 650 Kilogramm – und für einen Schwerlaster seien bis zu sechs davon erforderlich. Dies hätte entsprechende Konsequenzen für den Preis.
Laden von Lkw dauert 45 Minuten – an den leistungsfähigsten Säulen
Zum anderen seien die praktischen Auswirkungen auf den Arbeitsalltag der Branche noch wenig kalkulierbar. Ein E-Lkw müsse alle viereinhalb Stunden ans Stromnetz. Das Laden dauere selbst an einem Megawatt-Ladepunkt 45 Minuten. Die vorgeschriebenen Pausen der Fahrer müssten daran angepasst werden.
Ausreichend leistungsfähige Ladepunkte gebe es jedoch bislang nur im Probebetrieb. An Nadelöhren wie dem Brennerpass müssten hunderte Lkw auf einmal laden. Dafür bedürfe es neben der Ladeinfrastruktur auch der ausreichenden Stromversorgung. Gebe es diese nicht, so heißt es aus dem Konzern, „klemmen wir die Lebensader der deutschen Industrie ab“.
Immerhin will die EU per Gesetz die Mitgliedstaaten verpflichten, alle 60 Kilometer Ladestationen für E-Lkw und alle 200 Kilometer Wasserstofftankstellen entlang der wichtigsten Routen zu errichten. Inwieweit das Gesetz auch in der Lage ist, die ausreichende Stromversorgung dafür zu gewährleisten, bleibt offen.
EVP will Gesetz „kurz nach den Europawahlen überprüfen“
Anders als beim Verbrennerverbot für Pkw hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing nicht mit einer Blockade gedroht, sollte es keine technologieoffenen Optionen für Biokraftstoffe oder E-Fuels geben. Die Kommission hatte jedoch zugesagt, Lkw, die ausschließlich mit klimaneutralen E-Fuels betrieben würden, gesondert zu behandeln. Ihre Zulassung könne daher auch noch nach 2040 stattfinden.
EVP-MdEP Jens Gieseke sieht hingegen „keine Garantie, dass Fahrzeuge, die mit CO₂-neutralen Kraftstoffen betrieben werden, in Zukunft zugelassen werden können“. Für ihn steht fest: „Dieses Gesetz muss kurz nach den Europawahlen erneut überprüft werden.“
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