„Die wollen die Macht über unsere Lebensmittel“: Proteste gegen Monsanto-Übernahme durch Bayer
Die geplante Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto durch Bayer könnte nach Angaben des Chemiekonzerns schon bald abgeschlossen zu sein.
„Nach fast zwei Jahren intensiver Arbeit haben wir fast alle entscheidenden Freigaben erhalten“, sagte Bayer-Vorstandschef Werner Baumann am Freitag auf der Hauptversammlung des Konzerns in Bonn. Bayer gehe davon aus, „die Transaktion in Kürze abschließen zu können“.
Die EU-Kommission hatte der rund 56 Milliarden Euro schweren Übernahme im März im Prinzip grünes Licht gegeben, knüpfte die Fusion aber an Bedingungen – nämlich die von Bayer angekündigte Abgabe ganzer Geschäftsteile an den Konkurrenten BASF, um den Wettbewerb zu gewährleisten. Durch die Übernahme des US-Konzerns durch den deutschen Chemieriesen soll der weltweit größte Anbieter von Pestiziden und Saatgut entstehen.
„Das Streben ist eindeutig, die wollen die Macht über unsere Lebensmittel“
Nicht zuletzt deshalb ist der Deal umstritten. Vor der Hauptversammlung protestierten am Freitag nach Angaben der Veranstalter 200 Menschen gegen die ihrer Ansicht nach zu große Marktmacht.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass Megakonzerne die Kontrolle über unser Ernährungssystem übernehmen“, erklärte Christian Rollmann vom Bündnis „Wir haben es satt“. Bayer sei „kein Wohltätigkeitsverein, sondern ein Konzern, der mit unserem Essen Milliardengewinne generieren will“. Den 800 Millionen Menschen, die weltweit an Hunger litten, sei „durch die Zerstörung von bäuerlichen Strukturen und regionalen Saatgutmärkten nicht geholfen“, kritisierte er.
„Insektensterben, Nitrat im Grundwasser, Monokultur statt Vielfalt – all das macht eindrücklich klar: Wir brauchen eine Agrarwende“, forderte der Gentechnik-Experte der Grünen-Bundestagsfraktion, Harald Ebner. Die Bayer-Monsanto-Fusion bewirke „genau das Gegenteil“.
„Das Streben ist eindeutig, die wollen die Macht über unsere Lebensmittel, unser Saatgut. Und das im Paket mit Agrarchemie, weil sie beides anbieten. Und das ist fatal“, sagte Bernward Geier von der Navdanya-Stiftung, einer Nicht-Regierungsorganisation, die sich für den Erhalt von Saatgut einsetzt und Partner der Gepa ist.
Bayer will Landwirten auf der ganzen Welt „helfen“
Bayer erklärte hingegen, zu der „enormen Herausforderung“, bis 2050 für rund zehn Milliarden Menschen auf der Erde Nahrungsmittel in ausreichender Menge und Qualität herzustellen, könne das Unternehmen „gemeinsam mit Monsanto mehr beitragen“.
„Künftig können wir den Landwirten auf der ganzen Welt noch besser dabei helfen, gesunde, sichere und erschwingliche Lebensmittel auf nachhaltige Weise herzustellen“, sagte Baumann. Die Landwirtschaft habe es in der Vergangenheit immer wieder verstanden, mithilfe von neuen Verfahren, neuen Züchtungen oder neuen Technologien immer mehr Menschen zu ernähren. Darum gehe es auch jetzt, „insbesondere vor dem Hintergrund, dass Ernten zunehmend durch Wetterextreme und den Klimawandel bedroht werden.“
Durch die Übernahme von Monsanto wachse auch die Verantwortung des Unternehmens. „Wir werden alles tun, um dieser Verantwortung gerecht zu werden“, betonte Baumann. Bayer stehe „für höchste ethische, ökologische und soziale Standards“.
(reuters/afp)
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