Die Positionen der Balkanländer zur Flüchtlingskrise

Epoch Times25. September 2015
Die Route der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Pakistan und dem Irak verläuft seit Wochen über die Balkanhalbinsel. Die einzelnen Anrainerstaaten antworten oft gegensätzlich auf diese Herausforderungen.

Die TÜRKEI, die 2,2 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat, riegelt die Landgrenzen zu Bulgarien und Griechenland hermetisch ab. Immer wieder wagen Flüchtlinge jedoch die gefährlich Überfahrt von der türkischen Ägäisküste auf eine der vorgelagerten griechischen Inseln. Nach Regierungsangaben starben allein in diesem Jahr 274 Migranten in türkischen Gewässern, mehr als 53 000 wurden gerettet.

GRIECHENLAND reagiert mit Unverständnis auf die Kritik, es sichere seine und damit die EU- und Schengen-Außengrenze nicht genügend. „Dann soll man uns bitte zeigen, wie man eine schwangere Frau daran hindert, herüberzukommen“, sagt ein erfahrener Offizier der Küstenwache, der auf einer der Inseln in der Ostägäis stationiert ist: „Mit Schüssen? Mit Mörsergranaten? Oder sollen wir ein paar Millionen aufnehmen und das Land in ein riesiges Gefangenenlager verwandeln?“

MAZEDONIEN hat längst seine anfänglichen Bemühungen aufgegeben, die aus Griechenland kommenden Flüchtlinge mit Polizeieinsatz abzuhalten. Wegen der tiefen innenpolitischen Krise, die in einem verabredeten Rücktritt der Regierung und Neuwahlen münden soll, sind die Flüchtlinge kein großes innenpolitisches Thema.

SERBIEN schleust die Flüchtlinge durch sein Land und hofft als Belohnung für ihre gute Behandlung auf den Beginn der so sehnlichst erwarteten EU-Beitrittsverhandlungen.

Diese Position ist zunächst UNGARN sauer aufgestoßen, das inzwischen die 175 Kilometer lange Grenze zu Serbien mit einem Zaun sichert. Budapest setzt rigoros auf Abschottung und hat mit dem Zaunbau an der kroatischen und slowenischen Grenze begonnen. Das Land sieht sich als Verteidiger des christlichen Europas.

KROATIEN hatte sich seine Rolle als Transitland ursprünglich einfacher vorgestellt und wollte sich nach Regierungsangaben als vorbildlich und besonders human präsentieren. Unter dem Ansturm von 60 000 Flüchtlingen in zehn Tagen ist an eine eigentlich geplante Registrierung der Menschen nicht zu denken. Sie werden jetzt zu Zehntausenden an Ungarn weitergeleitet.

SLOWENIEN sieht sich nach Darstellung von Regierungschef Miro Cerar als „Wächter der Schengengrenzen“. Dort werden die Flüchtlinge fast ausnahmslos registriert. Sie können dann nach Österreich und Deutschland weiterziehen. Allerdings ist die Zahl der bisher über Slowenien gereisten Flüchtlinge mit 3600 überschaubar.

(dpa)

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