Friede beginnt, wenn die Feindschaft endet
Gestern Abend hörte ich den Vortrag von Daniele Ganser in Dortmund. Der Veranstaltung war ein Rechtsstreit gegen den Oberbürgermeister vorausgegangen.
Warum ist die Sicht Daniele Gansers auf die Vorgeschichte des Einmarsches Russlands in die Ukraine so gefährlich? Wollen diejenigen, die sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aussprechen, dass Russland weitere, gar westliche Staaten angreift? Wohl kaum. Es ist ja schon paradox genug, dass Befürworter und Gegner der Waffenlieferungen jeweils nach Frieden rufen. Man streitet sich nur um den Weg dorthin. Wenn schon diejenigen, die Frieden wollen, sich nicht einigen können, wie sollen es die Kriegsparteien tun?
Wer Waffen liefert, sagt gerne: Wir dürfen Russland der Ukraine nicht die Gurgel zudrehen und sie dann mit erstickter Stimme um Gnade bitten lassen, sondern müssen ihr erst wieder festen Stand verschaffen, damit sie auf Augenhöhe verhandeln kann. Nun hat aber die Ukraine derzeit die westliche Welt auf ihrer Seite und dürfte alleine deshalb schon auf Augenhöhe mit Russland verhandeln können. Es liegt mit Sicherheit nicht im Interesse Russlands, sich der Gefahr eines Atomkrieges auszusetzen und alleine das schon sollte beide Seiten, eben auch Russland, an den Verhandlungstisch bringen können.
Verhandeln müssen wir am Ende sowieso. Oder wollen wir die Fehler des 20. Jahrhunderts wiederholen und auf der bedingungslosen Kapitulation, der totalen Beschuldigung des Gegners und seiner Ausplünderung bestehen?
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte und was ist das für ein Dritter, wenn er die Streithähne weiter anstachelt? Wer möchte, dass die zwei sich vertragen, der fragt, was ihnen auf dem Herzen liegt und warum sie in ihrer Verzweiflung um sich schlagen. Ja, auch Russland wird seine Gründe für den Krieg haben, ob wir sie nachvollziehen wollen oder nicht. Wenn wir wollen, dass Russland die Hand zum Frieden reicht, dann werden wir ihnen zuhören müssen, das ist das Mindeste.
Aber Russland führt doch einen Angriffskrieg? Das tun andere auch. Das Verbot des Angriffskrieges ist noch nicht allzu alt und gerade die, die dieses Verbot postulierten, haben zuvor und noch mehr danach selbst die meisten Angriffskriege in der Welt geführt. Es ist müßig, sich darum zu streiten. Besser ist es, nicht danach zu fragen, wen man für schuldig erklären kann, und mit dem Finger zu zeigen, sondern auch die anderen Finger auszustrecken, um selbst die Hand zu reichen. Einer muss den Anfang machen. Der Friede beginnt, wenn die Feindschaft endet. Dann endet auch das Töten.
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