Die Grotten von Dunhuang – buddhistische Kunst und Schriften
New York – Die Fährte von Tausenden buddhistischer Pilger über die Jahrhunderte hinweg laufen an einer Stelle in den Wüsten des westlichen China zusammen. Obwohl der Treibsand ihre Spuren bedeckt, bewahren Hunderte von Grotten, die sorgfältig in schroffe Felswände gehauen wurden, das Zeugnis ihrer Hingabe.
Die Grotten von Dunhuang, ein UNESCO-Weltkulturerbe, ist möglicherweise die großartigste historische Hinterlassenschaft buddhistischer Kunst und Schriften. Dort zeigen die in Mineralfarben tanzenden Wandgemälde lebensecht wirkende Stuck-Skulpturen des Buddhas und anderer Gottheiten.
Bis Mitte Juli werden im China-Institut in Manhattan Repliken von Skulpturen und Malereien zusammen mit Sutren und Figürchen aus einigen der Hauptgrotten von Dunhuang gezeigt.
„Es ist das erste Mal, dass die Grotten der Öffentlichkeit im Zusammenhang vorgestellt werden.“, sagte Annette Juliano, Professorin für asiatische Kunstgeschichte an der Rutgers-Universität. „Meistens sehen Sie in den Museen Buddha-Statuen als Einzelstücke, und Sie erhalten keine Sicht auf das gesamte Umfeld.“
Juliano half die Ausstellung zu organisieren. Ihr Ziel war es, die Grotten als Ganzes in einem möglichst großen Umfang zu zeigen und nicht als bloße Summe ihrer Teile. Sie war in Dunhuang, als es im Jahre 1980 das erste Mal öffentlich zugänglich wurde und war seitdem mehrmals dort, um Forschungen durchzuführen.
„Die Farben und Bilder waren überwältigend.“, sagte sie nach ihrem ersten Besuch. „Die Grotten als Ganzes zu sehen, ist sehr bewegend, besonders in den Grotten, in denen die Bilder Lebensgröße haben. Ich kann es nur als Lagerraum spiritueller Energie beschreiben.“ Da es derweil Techniken gibt, mit der eine Reproduktion erstellt werden kann, erlebt der Betrachter die schier unglaubliche Hingabe der alten chinesischen Künstler nun auch in New York.
Eine göttliche Offenbarung
„Der Mahayana-Buddhismus redet von Verdienste ansammeln, und Kunst zu machen war eine Form des Verdienstes“, sagte Annette Juliano.
Die erste der Grotten von Dunhuang wurde 366 n.Chr. von dem buddhistischen Mönch Le Zun geschaffen, als er auf seinem Weg nach Westen an diesen Ort kam. Ausgedörrt und müde saß er dort, um sich auszuruhen. Da wurde ihm ein Gottesanblick offenbart. Ein riesiger, glühender Buddha erschien am Himmel, begleitet von himmlischen Wesen, die heilige Musik spielten. Inspiriert durch dieses Schauspiel beschloss der Mönch, seine Reise aufzugeben und das gesegnete Ereignis an diesem Ort zu bezeugen. Er schlug eine Höhle in die felsigen Klippen und bemalte sie mit der Szene, die er gesehen hatte.
Nach ihm hatte ein anderer Pilger eine ähnliche Gottesschau erlebt, als er nach Dunhuang kam. Bald darauf waren die Felsengrotten eine heilige Stätte geworden. Schließlich wurden fast 800 Grotten in den Bergabhang gehauen und mit religiösen Bildern geschmückt.
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Frühe Grotte, späte Grotte
Dunhuang, ursprünglich 111 v.Chr. als militärischer Vorposten gegründet, war zwischen 366 n. Chr. und dem Ende der Tang-Dynastie (etwa 900 n. Chr.) ein Bienenschwarm von künstlerischen Tätigkeiten. Stile und Ausprägungen haben sich unter den chinesischen Dynastien sehr stark unterschieden, und die Kunstwerke in Dunhuang machen keine Ausnahme.
Um die stilistische Verschiedenheit hervorzuheben, zeigt einer der Ausstellungsräume des chinesischen Instituts ein Beispiel einer frühen Höhle während ein anderer Raum eine spätere Höhle zeigt.
Im Zentrum des ersten Raumes steht eine Stupa-Säule, wie sie für die Westliche Wei-Dynastie (535-557 n. Chr.) typisch ist. Die Säule nimmt die den Hauptanteil des Raums ein und lässt dem Besucher gerade genug Raum, um – entsprechend der buddhistischen Tradition rechts herum – um sie herum zu gehen. Auf diese Weise zeigt das Kunstwerk einige Stationen der Prüfungen und Qualen von Buddha Shakyamuni während seiner Kultivierung zur Buddhaschaft.
„Wenn Sie um die Hauptsäule herum gehen, sehen Sie auf der ersten Seite – der Seite in Richtung Osten, der hellen Seite – den Buddha mit Begleitern“, erklärt Juliano. „Auf der nachfolgenden Seite sehen Sie über Ihnen Boddhisattvas und himmlische Wesen. Und dann auf der Rückseite – der westlichen, dunklen Seite – ist ein abgezehrter Buddha zu sehen, was auf die Askese von Buddha verweist. Letztlich befand er, dass Askese nicht der Weg war und begann zu meditieren. Die Darstellung hebt den Prozess und den Kampf des Buddha hervor.“
Der zweite Raum ist ein Nachbau der Grotte 45 von Dunhuang mit der Hauptnische weit hinten am Ende der „Grotte“, die eine Anordnung von sieben Statuen beherbergt – im Zentrum der Buddha im doppelten Lotussitz, flankiert auf beiden Seiten von stehenden Schülern, Boddhisattvas und rasenden Devarajas oder Gottkönigen.
Diese Form von Grotte wird als „Sammlungsraum“ bezeichnet. Sie ist für die Hohe Tang-Periode (n. Chr. 705-781) typisch, die als der Gipfel der chinesischen Zivilisation betrachtet wird. Laut Juliano haben Mönche die Höhle verwendet, um über die Lehren des Buddhismus zu meditieren.
Um die Wiedergabe der Grotte zu vollenden, sind die Wände mit Wandmalereien von himmlischen Paradiesen geschmückt, voller Gottheiten und der Menschenwelt mit ihren Streitereien und den bildlich dargestellten Warnungen vor der Verletzung der Gesetze des Himmels. Bruchstücke der buddhistischen Kernsutren, von Fußbodenfliesen und kleinen Figürchen ergänzen die Ausstellung.
Originalartikel in Englisch: A Piece of Dunhuang Comes to New York
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