Die Grooming-Banden der UK – Verbrechen im Schatten politischer Korrektheit
Es war die Veröffentlichung eines Transkripts eines Gerichtsprotokolls mit deutlichen Schilderungen der Gruppenvergewaltigung eines minderjährigen Mädchens, das die Verbrechen einer berüchtigten Grooming-Bande in Nordengland erneut ins Licht der Öffentlichkeit rückte.
Zuerst erregte es die Aufmerksamkeit von US-Nutzern auf X und schließlich auch von X-Chef Elon Musk. In Großbritannien schwelte schon lange die Debatte um die Grooming-Banden.
Elon Musk bringt den Ball ins Rollen
Musk kritisierte im weiteren Verlauf Premierminister Keir Starmer von der Labour-Partei, dass er während seiner Amtszeit als Leiter der Staatsanwaltschaft in den Jahren 2008 bis 2013 bei der Bekämpfung der Grooming-Banden versagt habe.
Starmer reagierte mit einer Stellungnahme und betonte die Bedeutung des Schutzes der Opfer. Er erklärte jedoch, sich keine Debatten über das Thema aufzwingen zu lassen, die „auf Lügen gründen“.
„[Als Staatsanwalt] habe ich Fälle wieder aufgenommen, die eigentlich abgeschlossen waren, habe die erste große Anklage gegen eine asiatische Grooming-Gang erhoben – in diesem speziellen Fall in Rochdale, aber es war die erste ihrer Art, und es gab viele, die diesem Format folgten“, erklärte der Regierungschef.
Musk wurde folgend von verschiedenen Seiten kritisiert, wegen angeblicher „rechtsgerichteter Einflussnahme“. Doch Musk stand nicht alleine da. Beispielsweise schrieb Kinderschutz-Aktivistin und Grooming-Opfer von Rotherham, Sammy Woodhouse, auf X: „Elon Musk hat weltweit mehr Bewusstsein dafür geschaffen, dass Kinder in Großbritannien groomed, missbraucht, vergewaltigt, gefoltert, weiterverkauft und ermordet werden als irgendjemand sonst in der britischen Geschichte, und trotzdem sitzen die Leute hier und jammern darüber und nehmen ihn auseinander.“
Kritik übte Musk auch an der britischen Staatssekretärin für Kinder- und Frauenschutz, Jess Phillips, und forderte, dass diese „im Gefängnis sitzen sollte“. Philips hatte zuvor den Antrag des Stadtrats von Oldham für eine staatliche Untersuchung der Fälle sexueller Ausbeutung von Kindern durch Grooming-Banden zwischen 2011 und 2014 abgelehnt.
Sie verwies auf lokale Untersuchungen wie in Rotherham und Telford und meinte, dass es alleine die Aufgabe des Stadtrats von Oldham sei, so eine Untersuchung vor Ort in Auftrag zu geben und nicht die Aufgabe der Regierung.
Darauf reagierte wiederum die Parteivorsitzende der Konservativen in Großbritannien, Kemi Badenoch, und forderte auf X, „den Skandal um die Vergewaltigerbanden auf nationaler Ebene umfassend zu untersuchen“. Niemand in verantwortlicher Postion habe bisher die Zusammenhänge erkannt. „2025 muss das Jahr sein, in dem die Opfer endlich Gerechtigkeit erfahren“, so Badenoch.
Dem schloss sich auch ihr Parteikollege Chris Philp auf „BBC Radio 4“ an: „Die Probleme betreffen nicht nur Oldham, sie betreffen, fürchte ich, auch viele andere Städte“ – und: „Ich bin sehr enttäuscht, dass die Labour-Regierung zu diesem Thema schweigt.“
Mittlerweile bestätigte der britische Gesundheitsminister, Wes Streetings, dass die Regierung die örtliche Untersuchung in Oldham unterstützen werde, während es deswegen zunehmend Spannungen zwischen den Abgeordneten gibt. Er sagte, dass einige Kritikpunkte von Musk auf „falschen Einschätzungen und falschen Informationen beruhen“.
Streetings erklärte auch, dass der Milliardär und X eine große Rolle bei der Bekämpfung sexueller Ausbeutung von Kindern spielen könnten. „Wenn er also mit uns zusammenarbeiten und die Ärmel hochkrempeln möchte, würden wir das begrüßen.“
Grooming und die Angst vor der Wahrheit
Grooming ist ein gezielter Manipulationsprozess, um Kinder oder Jugendliche schrittweise auf späteren sexuellen Missbrauch und Ausbeutung vorzubereiten. Vorwiegend in der Zeit zwischen Ende der 1990er und Mitte der 2010er hatten sich die Grooming-Gangs in mehreren Städten Großbritanniens ausgebreitet. Betroffen waren vor allem die Städte Rotherham, Oldham, Telford oder Rochdale.
Das Muster war dabei jeweils ähnlich: Die Zusammenschlüsse bestanden hauptsächlich aus eingewanderten Männern aus Pakistan. Ihre Opfer waren hauptsächlich weiße Mädchen ärmerer Bevölkerungsschichten. Sie wurden gezielt angesprochen und umworben (groomed), um sie schließlich in sexuelle Netzwerke einzuführen. Später deckten Journalisten und Ermittler auf, dass lokale Beamte den Missbrauch ignorierten, um nicht als Rassisten abgestempelt zu werden.
Erstmals machten in den 1990ern Gerüchte von Männern pakistanischer Abstammung die Runde, die in Nordengland an Vergewaltigungen von Kindern beteiligt seien. Doch erst im Jahr 2002 äußerte sich eine Labour-Abgeordnete im Wahlkreis Keighley besorgt über den Missbrauch zweier Mädchen in ihrem Wahlkreis. Damit war Ann Cryer die erste Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in Großbritannien, die sich zu den Vorwürfen äußerte.
Dafür wurde sie von ihrer eigenen Partei, die das Land damals regierte, ausgegrenzt. Niemand habe davon etwas wissen wollen, so Cryer, obwohl sie sich „ständig“ mit der Polizei von West Yorkshire und den Sozialdiensten getroffen hätte. Rückblickend sagte Cryer im Jahr 2014 gegenüber dem „Guardian“: Sie gehe davon aus, dass auch andere Politiker ähnliche Geschichten gehört und diese ignoriert hätten.
Im Jahr 2004 sollte der Dokumentarfilm „Edge of the City“ (Am Rande der Stadt) bei „Channel 4“ gesendet werden. Der Film entstand unter Beteiligung einer Elterngruppe, die sich gegen den Missbrauch von Kindern einsetzt.
Es ging darin auch um Fälle asiatischer Männer in Bradford, die weiße Schulmädchen sexuell belästigt haben sollen. Wenige Stunden vor dem Sendetermin wurde er gestoppt. Zuvor hatte es Behauptungen gegeben, dass die rechtsextreme British National Party den Film habe ausnutzen wollen. Der Chef der West Yorkshire Police sagte, dass dies zu Rassenunruhen hätte führen können.
Journalist durchbricht „Verschwörung des Schweigens“
Obwohl es immer wieder auch Strafverfolgung gegen Täter gab, brachte erst der später für seine Recherchen preisgekrönte „Times of London“-Journalist Andrew Norfolk im Jahr 2012 einen großen Durchbruch. Er war maßgeblich an der Aufdeckung des sogenannten Rotherham-Grooming-Skandals beteiligt, bei dem alleine in der Stadt in South Yorkshire über 1.000 Kinder von Männergruppen vergewaltigt und sexuell ausgebeutet worden waren.
Im selben Jahr berichtete die „Times“ aus einem vertraulichen Polizeibericht von 2010. Es hieß darin, dass in South Yorkshire jedes Jahr Tausende solcher Verbrechen von Netzwerken pakistanischstämmiger Männer begangen würden. Die Täter wurden identifiziert – aber nicht strafrechtlich verfolgt.
Ein Beispiel: Die Polizei wurde von einem Anwohner alarmiert, weil dieser Schreie eines Mädchens im Nachbarhaus gehört hatte. Als die Beamten gegen 3:00 Uhr morgens dort ankamen, fanden sie ein 13-jähriges Mädchen mit zerrissener Kleidung, das von einer großen Gruppe asiatischer Männer mit Wodka abgefüllt worden war. Das Mädchen wurde wegen Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet. Eine Befragung der Männer erfolgte jedoch nicht.
Rückblickend sagte Norfolk im Jahr 2024 gegenüber der BBC, dass selbst er das Ausmaß des Missbrauchs der Kinder damals „massiv unterschätzt“ habe. „Sie wurden wie Untermenschen behandelt, zum Vergnügen dieser Männer“. Als er Antworten von Polizeibehörden und Gemeinderäten gesucht habe, sei er jedoch auf eine „Verschwörung des Schweigens“ gestoßen.
Staatliche Untersuchung „eine große Schande“
Erstmals im Jahr 2012 veröffentlichte die damalige konservative Regierung in Großbritannien einen Bericht über das Ausmaß der sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen in Großbritannien.
Norfolk erkannte in dem Bericht jedoch ein Problem: Die Verbrechen wurden auf Männer verallgemeinernd bezogen und es wurde versäumt, die ethnischen und kulturellen Faktoren anzusprechen. Man hätte den Anteil der pakistanischen Männer untersuchen sollen, die solche Straftaten begehen, erklärte er im Interview mit der BBC.
Man hätte sich „in sensible Bereiche“ vorwagen sollen, um zu verstehen, „warum dieses Verbrechensmodell so tiefe Wurzeln geschlagen hat“. Laut Norfolk sei die Untersuchung eine „verpasste Chance“ gewesen und „eine große Schande“.
Im Jahr 2014 erklärte der Stadtrat von Rotherham nach einer lokalen Untersuchung, dass von 1997 bis 2013 in der Stadt 1.400 Missbrauchsfälle an Kindern registriert worden seien. Professor Alexis Jay, eine Kinderschutzexpertin, die die Untersuchung leitete, sagte dazu: „Es fällt mir schwer, das erschreckende Ausmaß des Missbrauchs zu beschreiben, den die Opfer erlitten haben.“
Da seien Kinder mit Benzin übergossen und damit bedroht worden, in Brand gesteckt zu werden. Sie seien mit Waffen bedroht worden. Sie seien gezwungen worden, bei Vergewaltigungen zuzusehen, um anschließend bedroht zu werden, die Nächsten zu sein. Alles, um zu verhindern, dass sie irgendjemandem etwas davon erzählen.
Theresa May, damals Innenministerin der konservativen Regierung, kommentierte den Bericht. Es habe „unzureichende Aufsicht durch Stadträte, institutionalisierte politische Korrektheit, das Vertuschen von Informationen und das Versäumnis, gegen grobes Fehlverhalten vorzugehen“ gegeben, so die spätere Premierministerin.
Ein Regierungsbericht im Jahr 2013 berichtete von Grooming-Banden, die oft mit Imbissrestaurants und Taxifahrern zusammenarbeiten. Sie sollen diese Orte nutzen, um Kinder zu umwerben und zu missbrauchen.
Im Jahr 2018 berichtete die Boulevardzeitung „Sunday Mirror“, dass im westenglischen Telford seit den 1980er-Jahren bis zu 1.000 Kinder Opfer von Grooming-Banden geworden sind. Die „Vergewaltigungshölle schutzloser junger Mädchen“ habe „schockierende 40 Jahre“ angedauert. Teils seien elfjährige Mädchen aus ihren Familien gelockt, unter Drogen gesetzt, geschlagen und vergewaltigt worden. Der Bericht führte zu einer Untersuchung.
Die BBC berichtete im Jahr 2022 darüber: Lehrer und Sozialarbeiter seien davon abgehalten worden, Missbrauchsfälle zu melden. Die Fälle wurden nicht untersucht, weil man befürchtete, Bedenken gegenüber asiatischen Männern zu erzeugen und „rassische Spannungen“ anzuheizen.
Selbst nach der Festnahme von sieben Männern wegen Sexualverbrechen an Kindern, reduzierten Polizei und Stadtrat die Sonderermittlungsteams „praktisch auf Null“ – angeblich um Geld zu sparen. Durch das Ausbleiben polizeilicher Maßnahmen wurden die Täter „ermutigt“, – und die Misshandlungen seien jahrelang weitergegangen.
Sunak: Politische Korrektheit verhinderte, Kriminelle zu bekämpfen
Es war schließlich im Jahr 2023, als der damalige konservative britische Premier Rishi Sunak eine Projektgruppe gegen die Grooming-Banden ins Leben rief: „Viel zu lange hat uns die politische Korrektheit davon abgehalten, abscheuliche Kriminelle zu bekämpfen und aus dem Verkehr zu ziehen, die Jagd auf Kinder und junge Frauen machen. Wir werden vor nichts zurückschrecken, um diese gefährlichen Banden zu zerschlagen“, schwor Sunak, selbst Vater von zwei Töchtern.
Sunaks Pläne sahen auch die Erfassung der ethnischen Zugehörigkeit durch die Polizei vor, um sicherzustellen, dass Verdächtige „sich nicht aufgrund kultureller Empfindlichkeiten der Strafverfolgung entziehen können“.
Im Januar 2024 ergab eine lokale Untersuchung von Kindesmissbrauchsfällen in Rochdale, dass die Polizei von Greater Manchester und die Kinderfürsorge es versäumt hatten, zwischen den Jahren 2004 und 2013 gefährdete Kinder in der nordwestenglischen Großstadt zu schützen, und dass sie „ihren Schändern ausgeliefert waren“.
Ein leitender Ermittlungsbeamter erklärte, dass das Problem zu einem Zeitpunkt so weit verbreitet gewesen sei, dass die Polizisten angewiesen wurden, jeden pakistanisch aussehenden Taxifahrer mit einem Mädchen als Fahrgast zu überprüfen.
Allerdings sei keiner dieser Fahrer jemals angehalten worden. Ein großer Teil der Taxifahrer stamme aus den „riesigen pakistanischen und indischen Gemeinde dort oben“, so der Beamte. Er könne nur „vermuten, dass die Streifen der Polizei von Greater Manchester Angst hatten, mit dem Vorwurf von Rassismus in Verbindung gebracht zu werden, wenn sie das tun.“
Wie groß das Ausmaß möglicherweise ist, machte der alternative britische Nachrichtensender „GB News“ dieser Tage deutlich. Einem Bericht zufolge wurden 50 Städte und Gemeinden identifiziert, in denen Banden aktiv waren oder noch sind – und dort Kinder ausbeuteten.
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