„Die Gefahr eines neuen Weltkriegs in Europa ist sehr real und zum Greifen nah“
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat vor einer drastischen Ausweitung des Ukraine-Konflikts gewarnt. Die Anerkennung der „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk durch Moskau sei „eine offene Kriegserklärung. Nicht nur an die Ukraine, sondern auch an Deutschland, an die ganze freie Welt“, sagte Melnyk den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgaben). „Die Gefahr eines neuen Weltkriegs in Europa ist sehr real und sogar zum Greifen nah.“
Der russische Präsident Wladimir Putin verfolge „seine wahnsinnigen Interessen auf brutalste Weise – bis jetzt fast ohne Widerstand des Westens“, kritisierte der Diplomat. Keiner bleibe von den verheerenden Kriegsfolgen verschont. Auch die Deutschen dürften sich nicht mehr sicher fühlen. „Sollte die Bundesrepublik uns Ukrainer im Stich lassen, anstatt uns mit aller Kraft mit mutigen Taten beizustehen, wird auch der deutsche Wohlstand als nächstes Putin zum Opfer fallen.“
Der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe) sagte Melnyk, dass Russland die Bundesrepublik als Vermittler im Normandie-Format „bloßgestellt und vor den Kopf gestoßen“ habe. Er kritisierte die Bundesregierung: „Leider hat man viel zu lange in Berlin gezögert und gezaudert und in den letzten kritischen Wochen keine robusten präventiven Maßnahmen gegen das aggressive Vorgehen Russlands ergriffen.“
Milliardenschweres Hilfspaket aus Deutschland erwartet
Der Botschafter begrüßte, dass die Bundesregierung das Zertifizierungsverfahren für Nord Stream 2 ausgesetzt hat. „Aber die Ukrainer fürchten, dass diese richtige – längst überfällige – Entscheidung allein heute nicht mehr ausreichen wird, um den Kremlchef vom Kriegspfad abzubringen“, sagte Melnyk und forderte umfangreiche Sanktionen.
„Es müssen noch heute weitere schmerzhafte Strafmaßnahmen eingeführt werden: komplettes Embargo für Rohstoff-Importe aus Russland (Gas, Öl, Kohle, Edelmetalle), Abschaltung vom Swift, Verbot von deutschen Investitionen in Russland, Einfrieren russischen Eigentums im Ausland, Blockieren von Bankkonten, internationale Ächtung der russischen Staatsführung“, erklärte er in der „Rheinischen Post“.
Von Deutschland erwarte er zudem ein milliardenschweres Hilfspaket und die Lieferung von Defensivwaffen, betonte der ukrainische Botschafter gegenüber den Funke-Zeitungen. „Die Ukraine darf nicht als Opferlamm des Pseudo-Pazifismus vor laufenden Kameras geschlachtet werden.“ Der Kreml habe einen „regelrechten Vernichtungskrieg“ gegen die Ukraine gestartet, fügte Melnyk hinzu. „Putin will unsere Staatlichkeit auslöschen und die Ukraine als Nation auch physisch vernichten.“
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Montag die Unabhängigkeit der Separatistengebiete in der Ostukraine anerkannt. Er kündigte zudem an, russische Soldaten zu entsenden, um den „Frieden“ in den Gebieten zu sichern.
Als Reaktion darauf erließen die USA und die EU umfassende Finanzsanktionen gegen Russland und die Separatisten. Auf Anweisung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wurde das Genehmigungsverfahren für die Pipeline Nord Stream 2 vorerst gestoppt, die russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschland und in andere Länder befördern soll. (afp/red)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion