Die bewegenden Schicksale: Drei weitere israelische Geiseln freigelassen

Im Zuge des Waffenstillstandsabkommens sind drei weitere israelische Geiseln von der Hamas freigelassen worden. Doch mit jeder Freilassung wächst die Sorge um die anderen Gefangenen.
Derzeit werden israelischen Angaben zufolge noch 82 Geiseln im Gazastreifen festgehalten.
Israelis fordern die Freilassung der Geiseln.Foto: Ilia Yefimovich/dpa
Epoch Times1. Februar 2025

Die radikalislamische Hamas hat im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens mit Israel drei weitere israelische Geiseln nach mehr als 15 Monaten in Gefangenschaft freigelassen. In der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens wurden am Samstagmorgen zunächst Yarden Bibas und Ofer Kalderon an das Rote Kreuz übergeben. Wenig später kam in der Stadt Gaza auch der US-Israeli Keith Siegel frei. Alle drei wurden von der israelischen Armee zurück nach Israel gebracht. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) begrüßte die Freilassung und sprach von einem „Grund zur Freude“.

Es war bereits die vierte Freilassung von israelischen Geiseln im Rahmen des am 19. Januar in Kraft getretenen Abkommens für eine Waffenruhe im Gazastreifen. Im Gegenzug zu den drei Männern sollten palästinensischen Angaben zufolge am Samstag 183 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freikommen.

Kurz nach der Ankunft der drei Geiseln in Israel verließ ein Bus mit Gefangenen das Ofer-Gefängnis im besetzten Westjordanland. Im Anschluss traf er in der Stadt Beitunia nahe Ramallah ein, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Dort stiegen die freigelassenen Gefangenen aus und wurden von jubelnden Menschen empfangen.

Mit den jüngsten Freilassungen haben die Hamas und der Islamische Dschihad bislang 18 Geiseln an das Internationale Komitee des Roten Kreuzes übergeben. Das Waffenruhe-Abkommen sieht für eine erste sechswöchige Phase die Freilassung von insgesamt 33 Geiseln vor. Acht von ihnen sind nach israelischen Angaben tot, es geht in ihrem Fall nur noch um die Überführung der sterblichen Überreste.

Die inszenierte Freilassung

Bei den vorangegangenen Übergaben der israelischen Geiseln durch die Hamas war es teilweise zu chaotischen Szenen gekommen, die von Israel heftig kritisiert worden waren. Vor allem am Donnerstag hatte sich eine große Menge von Schaulustigen am Ort der Übergabe versammelt. Im Gegensatz dazu verliefen die Freilassungen am Samstag weitgehend geordnet. Sowohl in Chan Junis als auch in der Stadt Gaza standen zahlreiche bewaffnete und vermummte Hamas-Kämpfer Wache.

Für die Freilassung des US-Israeli Siegel war in der Stadt Gaza direkt am Hafen eine Bühne aufgebaut. Zahlreiche Kämpfer marschierten auf, Flaggen der Hamas und der Palästinenser wehten im Wind, während der 65-Jährige flankiert von Bewaffneten den Schaulustigen und Kameras zuwinkte, wie es von bereits freigelassenen Geiseln ebenfalls verlangt worden war.

Daneben hielten Hamas-Kämpfer Porträts ihrer getöteten Anführer hoch, darunter auch das von Militärchef Mohammed Deif, der als einer der Drahtzieher des brutalen Überfalls vom 7. Oktober gilt und dessen Tod die Hamas am Donnerstag bestätigt hatte.

Die bewegenden Schicksale der Geisel

Der 65-jährige Ergotherapeut Siegel war zusammen mit seiner Frau Aviva Siegel aus ihrer Wohnung im Kibbuz Kfar Aza entführt worden. Sie wurde während der ersten Waffenruhe im November 2023 freigelassen.

Kalderon, der neben der israelischen auch die französische Staatsbürgerschaft hat, wurde aus dem Kibbuz Nir Oz entführt – gemeinsam mit seinem damals zwölf Jahre alten Sohn Erez und seiner damals 16 Jahre alten Tochter Sahar. Die beiden Jugendlichen wurden ebenfalls während der ersten Waffenruhe im November 2023 freigelassen.

Besonders bewegt das Schicksal des 35-jährigen Familienvaters Bibas. Er war bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 aus seiner Wohnung im Kibbuz Nir Oz entführt worden. Seine ebenfalls verschleppte Frau Shiri und seine damals achteinhalb Monate und vier Jahre alten Söhne Kfir und Ariel sind bislang nicht aus dem Gazastreifen zurückgekehrt. Die Hamas erklärte sie bereits für tot, die israelischen Behörden bestätigten dies bislang nicht.

Baerbock sieht „Grund zur Freude“

Das israelische Forum der Geiselfamilien begrüßte die Rückkehr der Männer nach Israel. Diese bringe „einen Lichtstrahl in die Dunkelheit, bietet Hoffnung und demonstriert den Triumph des menschlichen Geistes“, hieß es in einer Erklärung. In Israel selbst versammelten sich Hunderte von Menschen in Erwartung der Rückkehr auf dem sogenannten Geiselplatz in Tel Aviv.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nannte die Freilassung der Männer in Onlinenetzwerken einen „Grund zur Freude“. Während Kalderon und Siegel „endlich wieder ihre Liebsten umarmen können“, gehe jedoch für Bibas „der Hamas-Terror auch in Freiheit weiter“, da dessen Familie weiterhin verschleppt sei. Dass der Vater nun zurückgekehrt sei, die drei anderen Familienmitglieder aber nicht, „verstärkt die schlimmsten Befürchtungen“, erklärte Baerbock. „Meine Gedanken sind bei der Familie.“ (afp/red)



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