Deutscher Windkraftmüll in Tschechien entsorgt – Umweltministerium initiiert Untersuchung

Ein deutsches Recyclingunternehmen steht unter Verdacht, nur schwer und kostenintensiv zu recycelndes, glasfaserhaltiges Verbundmaterial aus Windkraftanlagen und Flugzeugteilen illegal in Tschechien entsorgt zu haben. Tschechiens Umweltminister spricht von einer „betrügerischen, kriminellen Handlung“.
Laut einer Studie befindet sich Deutschland beim Umbau des Strommarktes nur im Mittelfeld.
Ein deutsches Recyclingunternehmen wird verdächtigt, Glasfaserabfälle in Tschechien unrechtmäßig entsorgt zu haben.Foto: Patrick Pleul/dpa
Von 23. Januar 2025

In Tschechien zeigen sich gerade die dunklen Seiten der Energiewende.

Am Dienstag, 21. Januar, schrieb der tschechische Umweltminister Petr Hladík auf X: „Der illegale Müll in Jiříkov mag unter Schnee und Nebel verborgen sein, aber er wird sich nicht vor uns verstecken.“ Damit bezog er sich auf aus Deutschland angeblich illegal in die tschechische Kleinstadt verbrachten Sondermüll, bestehend aus Glasfaserabfällen aus Windturbinenflügeln und Flugzeugteilen. Den Lieferpapieren nach sollte es sich jedoch lediglich um „Kunststoff“ handeln, wie tschechische Medien berichten.

Über den Verursacher der Abfälle sagte Barbora Šišková, die Bürgermeisterin des Ortes: „Dies ist das Gelände des ehemaligen Sägewerks in Těchanov, wo vor Weihnachten und in der ersten Januarhälfte Lkw mit Abfällen ankamen. Den Unterlagen zufolge ist das deutsche Unternehmen ROTH International der Verursacher der Abfälle“, erklärte Šišková gegenüber dem bekannten tschechischen Onlineportal „Deník“ am 17. Januar auf dem Gelände der Deponie.

Dem Vernehmen nach hatte das Material ein tschechisches Unternehmen aus Ostrava geliefert. Bürgermeisterin Šišková sagte: „Der tschechische Spediteur Piroplastik stand schon vor der Einlieferung hierher mit uns in Kontakt. Sie behaupteten, dass sie hier sauberes Plastik zu Granulat verarbeiten würden.“

Allerdings hätten sie nicht die dafür benötigten Genehmigungen vorweisen können, so die Ortschefin. „Der Abfall stammt nachweislich aus Deutschland“, bestätigte auch die Sprecherin des tschechischen Umweltministeriums, Veronika Krejčí, gegenüber „Euractiv Czechia“.

Tschechischen Medien zufolge wurden in der vergangenen Woche bereits fünf weitere Lkw von Zollbeamten mit Wegfahrsperren versehen, die weiteres importiertes Material entladen wollten.

Tschechiens Umweltministerium untersucht einen Verdachtsfall illegaler Müllentsorgung von schwer und kostenintensiv zu recycelndem, glasfaserhaltigem Verbundmaterial aus Windkraftanlagen und Flugzeugteilen aus Deutschland. Foto: Screenshot YouTube/MAXIKKING99

Minister: „Sie haben alle Regeln umgangen“

Laut „Denik“ erklärte der Umweltminister den Sachverhalt wie folgt: „Abfälle dürfen nicht grenzüberschreitend transportiert werden. Es kann nur Material zur Weiterverarbeitung transportiert werden. Und um das Material zur Weiterverarbeitung transportieren zu können, bedarf es einer Genehmigung an beiden Grenzen“, so Hladík.

Es bedarf einer Erklärung, dass jemand das Material auf der anderen Seite der Grenze wirklich braucht, jemand es nutzen und zu einem Produkt verarbeiten werde. „Sie haben hier einfach alle Regeln umgangen“, sagte der Minister und nannte das eine „betrügerische, kriminelle Handlung“.

Stellungnahme der Firma ROTH International

Auf Anfrage der Epoch Times antwortete Michael Roth, der Geschäftsführer der Firma ROTH International, wie folgt: „Wir sind ein innovatives Unternehmen, das sich mit dem Sekundärrohstoffmarkt befasst. Die Firma ROTH International als Zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb entsorgt keine Abfälle illegal.“

Aus Sicht der Firma handele es sich um legale Lieferungen mit entsprechenden tschechischen Genehmigungen. Auch die Einstufung als „Kunststoff“ sei aus Sicht der Firma korrekt gewesen. Laut dem Geschäftsführer sei man mit den Behörden in Kontakt und werde die aktuellen Transporte „ohne Anerkennung einer Rechtspflicht zurücknehmen“.

Bürgermeisterin alarmierte Umweltminister

Der Minister lobte das rasche Handeln der Behörden bei der Aufdeckung des grenzüberschreitenden Umweltskandals: „Dank des Mutes und der Entschlossenheit der Bürgermeisterin, die mich heute direkt zur Baustelle gebracht hat, arbeiten wir bereits an einer schnellen Beseitigung. Ich danke auch der tschechischen Umweltbehörde, der Polizei der Tschechischen Republik und der Zollbehörde für ihre hervorragende Arbeit.

Der Umweltminister versicherte, es gebe bereits Verhandlungen „mit der deutschen Seite über die Entsorgung der sichergestellten Abfälle“.

Tschechiens Umweltministerium untersucht einen Verdachtsfall illegaler Müllentsorgung von schwer und kostenintensiv zu recycelndem, glasfaserhaltigem Verbundmaterial aus Windkraftanlagen und Flugzeugteilen aus Deutschland. Foto: Screenshot YouTube/MAXIKKING99

Verhandlungen mit Bayern wegen Abtransport

Eines der größten tschechischen Nachrichtenportale, „Novinky“, berichtet, dass sich das Umweltministerium „intensiv mit dem Fall um die deutschen Lkw, die zum Jahreswechsel illegalen Müll nach Jiříkov in Bruntálsk im Naturpark Sovinecko brachten“, befasse. Minister Hladík habe von „Bergen illegal importierten Mülls“ gesprochen und angekündigt, dass nach Abschluss der Untersuchung und dem Nachweis, wie es zu der illegalen Einfuhr gekommen sei, das Ministerium mit Bayern über dessen Abholung nach Deutschland verhandeln werde.

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Anm. d. Red.: Dieser Artikel wurde am 23.01.2025 mit der Stellungnahme der Firma ROTH International aktualisiert. 



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