Deutscher Nato-General fordert mehr Engagment in Afghanistan
Die Politik müsse über das Thema Unterstützungsleistungen noch einmal reden, forderte der Vier-Sterne-General am Dienstagabend am Rande einer Übung im spanischen Saragossa.
Als sinnvolle Optionen nannte er die Möglichkeit von Luftangriffen gegen die radikal-islamischen Taliban sowie die Weitergabe von Aufklärungsbildern an die afghanischen Sicherheitskräfte. Beides ist nach dem derzeitigen Nato-Mandat eigentlich nicht möglich.
„Das ist auch eine Moralfrage“, sagte Domröse. Man müsse überlegen, ob es fair sei, den „afghanischen Brüdern“ nach so vielen Jahren der Zusammenarbeit eine stärkere Unterstützung zu verweigern. Seiner Meinung nach müsse „robuste Beratung“ möglich sein.
Als einen Grund für die noch immer angespante Sicherheitslage nannte Domröse die schwache Regierung in Kabul. Viele Provinzen machten, was sie wollten. „Das Krebsgeschwür heißt Korruption. (…) Deswegen brauchen die dringend noch Stärkung“, sagte der Deutsche. „Die Lage ist ernüchternd. Sie ist nicht so stabil, wie wir es uns erhofft haben.“
Domröse warnte in diesem Zusammenhang auch vor einem möglichen Ende der EU-Polizeimission Eupol. Sie werde mehr gebraucht denn je, sagte der Befehlshaber des Nato-Hauptquartiers im niederländischen Brunssum.
Als weiteres Argument für eine mögliche Ausweitung des Bündnismandats nannte Domröse die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Seiner Einschätzung nach droht Afghanistan ein Rückzugsort für deren Kämpfer zu werden.
Das Mandat für die aktuelle Nato-Mission „Resolute Support“ erlaubt lediglich die Ausbildung und Beratung der afghanischen Streitkräfte sowie Aktionen zur Selbstverteidigung. Wenn es zuletzt Luftunterstützung im Kampf gegen die Taliban gab, wurde sie von den USA im Rahmen bilateraler Vereinbarungen geleistet. Der Nato- Kampfeinsatz lief offiziell Ende 2014 aus.
In der deutschen Regierung gibt es nach Angaben aus Bündniskreisen erhebliche Vorbehalte gegen eine mögliche Ausweitung des Mandats für „Resolute Support“. Unterstützt werden soll demnach nur die Verlängerung des Ausbildungseinsatzes. Insgesamt ist die Nato noch mit mehr als 13 000 Soldaten am Hindukusch. Darunter waren zuletzt 850 deutsche Soldaten.
Ursprünglich war 2016 eigentlich eine deutliche Truppenreduzierung vorgesehen gewesen. Angesichts der Verschärfung der Sicherheitslage hatte US-Präsident Barack Obama aber zuletzt entschieden, dass zumindest die US-Afghanistantruppe mit 9800 Soldaten bis Ende 2016 in voller Stärke im Land bleibt. Länder wie Deutschland, Italien und Großbritannien haben deutlich gemacht, dass sie ebenfalls ihre Präsenz aufrechterhalten wollen. Eine Richtungsentscheidung der Nato soll beim Außenministertreffen Anfang Dezember verkündet werden.
(dpa)
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