Deutsche Kolonialverbrechen: Steinmeier bittet um Verzeihung
Rund 100 Jahre nach dem Ende der blutigen deutschen Kolonialherrschaft in Ostafrika hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei den Nachfahren der mehreren hunderttausend Opfer entschuldigt.
„Als deutscher Bundespräsident möchte ich um Verzeihung bitten für das, was Deutsche hier Ihren Vorfahren angetan haben“, sagte er bei einem Besuch in der tansanischen Stadt Songea. Er versicherte den Nachfahren, dass Deutschland zu einer gemeinsamen Aufarbeitung der Vergangenheit bereit sei. Steinmeier erhielt dafür Beifall.
300.000 Tote im Maji-Maji-Krieg
Steinmeier traf sich am zweiten Tag seiner Tansania-Reise in Songea mit einer Familie, deren Vorfahr – Chief Songea Mbano – 1906 mit 66 weiteren Anführern von den deutschen Kolonialherren hingerichtet wurde. Er gilt heute als Nationalheld. Die Besatzungsmacht schlug damals in einem brutal geführten Krieg einen Aufstand der unterdrückten Menschen in ihrer Kolonie Deutsch-Ostafrika nieder.
Der so genannte Maji-Maji-Krieg von 1905 bis 1907 kostete nach tansanischen Schätzungen bis zu 300.000 Menschen das Leben. Die deutsche Kolonialgeschichte endete 1918 mit der Niederlage des Kaiserreichs im Ersten Weltkrieg.
Steinmeier besuchte in Songea, einem der Hauptschauplätze des Krieges, das Maji-Maji-Museum und legte am Grab von Chief Songea Mbano eine rote Rose und am Sammelgrab der anderen Kämpfer einen Kranz nieder. Das Treffen mit den Nachfahren fand im kleinsten Kreis ohne Journalisten statt.
Gebeine der Opfer des Kolonialkrieges
Der Bundespräsident sagte im Anschluss: „Ich trauere mit Ihnen um Chief Songea und um die anderen Hingerichteten. Ich verneige mich vor den Opfern der deutschen Kolonialherrschaft.“ Es beschäme ihn, was deutsche Kolonialsoldaten den Menschen hier angetan hätten. Zugleich versicherte Steinmeier den Nachfahren: „Ich verspreche Ihnen, dass wir uns gemeinsam mit Ihnen darum bemühen werden, den Schädel von Chief Songea in Deutschland zu finden.“ Er könne allerdings leider nicht versprechen, dass dies erfolgreich sein werde, weil dies wissenschaftlich schwierig sei.
In deutschen Museen und Sammlungen liegen noch viele Schädel und Gebeine der Opfer des Kolonialkrieges. Ihre Nachfahren wünschen sich, dass diese zurück nach Tansania kommen, damit ihre Vorfahren endlich angemessen begraben sind. (dpa/dl)
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